Sozialverträglicher Klimaschutz im Gebäudesektor: Praxispfad CO₂-Reduktion als Lösung für bezahlbares Wohnen

Bezahlbares Wohnen leidet unter steigenden Mietkosten durch energetische Sanierungen, denn die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen im Rahmen des Energieeffizienzpfades überlasten Mieter und Vermieter. Studien verdeutlichen, dass diese Vorgehensweise massive Kosten verursacht, ohne die angestrebten Klimaziele effizient zu erreichen.

Berechnungen der Initiative „Praxispfad CO₂-Reduktion im Gebäudesektor“ zeigen hingegen: CO2-Reduktion ist auch ohne extreme Mietsteigerungen möglich – mit realistischen und finanzierbaren Maßnahmen.

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Die Initiative wurde von renommierten Wissenschaftlern aus den Bereichen Architektur und Ingenieurwesen ins Leben gerufen.

Eine Beispielrechnung für eine 62-Quadratmeter-Wohnung verdeutlicht das Problem des bisherigen Weges:

Bestehender Energieeffizienzpfad: Verfolgen wir weiterhin den aktuellen Energieeffizienzpfad, steigt nach Berechnungen der Initiative Praxispfad die durchschnittliche Warmmiete bis 2045 auf 626,20 Euro pro Monat – ein erheblicher finanzieller Druck für Mieter.1

Praxispfad CO₂-Reduktion: Mit diesem Ansatz steigt die Warmmiete hingegen nur auf 545,60 Euro pro Monat – eine Einsparung von monatlich 80,60 Euro und jährlich 967,20 Euro.2

„Die derzeitigen Maßnahmen sind sozial unverantwortlich. Sanierung darf nicht dazu führen, dass Wohnen unbezahlbar wird. Mit unserem Praxispfad wird CO2 deutlich reduziert – und hält die Mieten bezahlbar,“ betonen die Gründerin und Gründer der Initiative Praxispfad CO2-Reduktion.

Warum ist der Praxispfad der bessere Weg?

Der Praxispfad CO2-Reduktion basiert auf einem pragmatischen Ansatz:

  • Geringere Mietsteigerungen: Statt eines Mietaufschlags zur Finanzierung nötiger Sanierungsvorhaben von 192,20 Euro (Energieeffizienzpfad) pro Monat, liegt beim Praxispfad die notwendige Steigerung bei deutlich weniger als der Hälfte: 80,60 Euro – also ein Unterschied von über 111 Euro.
  • CO2-Reduktion ohne übermäßige Investitionskosten: Durch den gezielten und verstärkten Einsatz moderner Wärmetechnologien statt eines Fokus auf übermäßige Dämmmaßnahmen können die nötigen Investitionskosten reduziert werden.
  • Realistisch finanzierbar für Vermieter: Der Praxispfad ist wirtschaftlich tragfähig und kann mit bestehenden Ressourcen umgesetzt werden.

Initiative fordert Kurswechsel in der Klimapolitik

Eine sofortige Neuausrichtung der Klimapolitik ist das Kernanliegen der Initiative. „Die derzeitige Klimapolitik im Gebäudesektor setzt auf unrealistische Standards, die die Wohnkosten massiv erhöhen und die Klimaziele dennoch verfehlen. Es braucht dringend einen Paradigmenwechsel. Anstatt Milliarden für unrealistische Sanierungsmaßnahmen auszugeben, müssen wir die CO2-Reduktion mit Maßnahmen vorantreiben, die schnell, effektiv und sozialverträglich die CO2-Emissionen senken.“

Darum ruft die Initiative Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft dazu auf, sich dem Praxispfad anzuschließen und gemeinsam sozialverträglichen und wirtschaftlich machbaren Klimaschutz zu gestalten.

Die fünf Kernforderungen der Initiative: Paradigmenwechsel für mehr Klimaschutz

1 Emissionsfreie Wärmeversorgung: Fossile Energieträger müssen zügig durch emissionsfreie Technologien wie Wärmepumpen, „grüne“ Wärmenetze und die Nutzung industrieller Abwärme ersetzt werden. Der Ausbau erneuerbarer Energien auf Gebäude- und Quartiersebene wird hierbei priorisiert wie bilanzielle Ansätze auf der Ebene von Gebäudeflotten und Quartieren im Allgemeinen und hier insbesondere die gebäudeübergreifende bilanzierbare Nutzung von Solarenergie.

 2 Maßvolle energetische Sanierung: Statt kostspieliger und extrem hoher Sanierungsstandards fordern die Experten eine Sanierung mit Augenmaß, bei der mit überschaubarem Aufwand und einem optimiertem Kosten-Nutzen-Verhältnis bereits wesentliche CO2-Reduktionen erzielbar sind.

 3 Effiziente Wärmepumpen-Nutzung: Moderne Wärmepumpen sind bereits für teilsanierte (ab EnEV 2002) oder moderat sanierte Gebäude geeignet, was den Sanierungsdruck mindert und trotzdem eine klimaneutrale Wärmeversorgung ermöglicht.

 4  Einführung eines Emissionsminderungspfads: Statt unübersichtlicher Regelungen bis ins Detail plädieren die Wissenschaftler für einen verbindlichen Emissionsminderungspfad bis 2045, der klare Treibhausgas-Emissionen für den Gebäudesektor setzt und durch eine unabhängige Emissionsagentur überwacht wird.

  Förderung von Bestandserhalt und Kreislaufwirtschaft: Die Genehmigung aller zukünftigen Baumaßnahmen (Neubau, Um- und Weiterbau) muss an einen maximal zulässigen CO2-Ausstoß pro Quadratmeter Nutzfläche in Errichtung und Betrieb gekoppelt werden, der einem Minderungspfad folgend bis zum Jahr 2045 auf Netto-Null sinkt. Bestand und Sekundärmaterialien werden hierbei rechnerisch bevorzugt, so dass gebundene grauer Energie erhalten und Abfall vermieden wird.

Sven Matthias Heim

Manifest für einen Kurswechsel in der Klimapolitik für den Gebäudesektor


Die Initiative Praxispfad CO₂-Reduktion im Gebäudesektor setzt sich für eine klimapolitische Wende ein, die auf die Reduktion von Treibhausgasen im Gebäudebereich fokussiert. Weg von einer einseitigen Konzentration auf Energieeffizienz, hin zu einem praxisorientierten Ansatz für nachhaltigen Klimaschutz: Die Initiative fordert den zügigen Aufbau einer emissionsfreien Wärmeversorgung, den konsequenten Einbau von Wärmepumpen bei maßvoller Sanierung und einen klaren Emissionsminderungspfad, der auch die graue Energie von bestehenden Gebäuden in der CO2-Bilanz berücksichtigt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft sind eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und gemeinsam den Weg für eine sozial gerechte und bezahlbare Klimaneutralität zu ebnen.

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