Sonnenstrom wird zum Standard

Nur aus der Vogelperspektive sind die Photovoltaik-Paneele in Wien-Simmering zu erkennen. Sie liefern jedoch einen beachtlichen Anteil der Wärmeenergie für 560 Wohnungen in einer kürzlich sanierten Hochhausanlage. Das Projekt ist ein Teil der großangelegten Sonnenstrom-Offensive der Kelag.
ROBERT KOCH

Erneuerbare Energiequellen wie Wasser- und Windkraft sowie Photovoltaik sollen laut der österreichischen Klimaziele #mission2030 in zehn Jahren den gesamten Energieverbrauch decken können. Versorgungsunternehmen wie die Kelag Energie & Wärme und ihre Muttergesellschaft Kelag stellen sich der Herausforderung und unterstützen die Ziele sehr ambitioniert.

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Mit einer Investition von 60 Mio. Euro soll der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen forciert werden. Bereits innerhalb von fünf Jahren will man auf eine Sonnenstrom-Produktion von rund 88 Mio. Kilowattstunden pro Jahr kommen. Das entspricht der Leistung von 20.000 Photovoltaik-Anlagen – und wäre ausreichend, um eine Stadt wie Villach ein Jahr mit Elektrizität zu versorgen.

Mythen zur Effizienz

Seit es Wohnbau-Projekte mit Photovoltaik-Anlagen gibt, wird deren Effizienz in der Praxis angezweifelt. „Oft hört man, dass sich die Anlagen schlussendlich gar nicht rechnen würden“, berichtet Christian Seidler, der in der Kelag für diese Produktgruppe verantwortlich ist. „Das stimmt aber nicht, die Amortisationsdauer liegt im Durchschnitt zwischen neun und elf Jahren, bei größeren Anlagen ist die Dauer noch kürzer.“

Auch die Behauptung, solche Anlagen wären aufgrund des hohen Energieverbrauches bei der Herstellung wenig nachhaltig, gehört laut Seidler ins Reich der Mythen: „Bereits in ein bis drei Jahren produziert eine Photovoltaik-Anlage jene Energie, welche für ihre Herstellung benötigt wird – und ein Vielfaches davon erzeugt sie über die gesamte Lebensdauer.“

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Besonders effizient für Wohnbauträger sind PV-Contracting-Modelle der Kelag Energie & Wärme. Solutionsmanager Franz Glabischnig bezeichnet diese als „absolutes Sorglos-Paket“: „Wir übernehmen alle notwendigen Schritte von der Planung über behördliche Einreichungen bis hin zur Errichtung, Wartung und Betriebsführung.“

Mit diesem Modell punktete die Kelag Energie & Wärme auch beim Sanierungsprojekt in der Hauffgasse in Wien-Simmering. Dort versorgt das Kärntner Unternehmen bereits seit 40 Jahren die 486 Wohnungen in Hochhäusern der gemeinnützigen BWSG mit Fernwärme. Eine umfassende Modernisierung der Wärme- und Energieversorgung war also eine logische Maßnahme bei der anstehenden Sanierung der Großwohnanlage aus den frühen 1980er-Jahren.

Sanierung „g‘scheit energetisch“

Deren thermische Sanierung plus Aufstockung mit 79 zusätzlichen Wohnungen ist das Resultat eines mit EU-Geldern finanzierten Forschungsprojektes. Unter dem Titel „Smarter Together“ ging es dabei um die hochaktuelle Frage, wie eine Bestandsstadt thermisch, energetisch und verkehrstechnisch optimiert werden kann (Details siehe Bericht Seite 28).

Die Kelag Energie & Wärme sorgte als Konsortialpartner für die Erneuerung des Nahwärmenetzes und neue Photovoltaik-Anlagen. Gebietsleiter Boris Hajek bezeichnet „zukunftsfähige Lösungen für den urbanen Raum“ als Ziel dieses Projektes, „um die Lebensqualität der Menschen zu verbessern“.

Die im März 2017 gestartete Initiative „G‘scheite Energie für Simmering“ sollte die Energieeffizienz der Wohnhausanlage in der Hauffgasse verbessern und die Kosten für die Bewohner senken. Zu diesem Zweck wurden drei Wärmeübergabe- und vier Warmwasser-Stationen erneuert sowie eine separate Einspeisung und Verbrauchsmessung der neuen Dachgeschoss-Wohnungen installiert.

Die Anlagen wurden zur laufenden Wartung und Betriebsführung übernommen. Das von der EU geförderte Projekt ermöglichte aber zusätzliche Maßnahmen, deren Umsetzung und Evaluierung für weitere Projekte auch anderer Wohnbauträger als Vorbild dienen können. Konkret geht es um die Nutzung von „Sonnenstrom“, der über Photovoltaik-Kollektoren auf den Flachdächern gewonnen wird.

Die elektrische Energie steht hausintern für den Betrieb von Umwälzpumpen und Ladestationen für E-Bikes zur Verfügung. Über eine sogenannte „Power to Heat“-Anlage wird der erzeugte Sonnenstrom aber auch mittels Heizstäben in Durchlauferhitzern direkt in Wärmeenergie umgewandelt und unterstützt die Warmwasser-Aufbereitung im Wohnhaus (siehe Kasten).

„Wir können bei dieser Anlage mit einem Jahresertrag von rund 900 Kilowattstunden pro kWp rechnen“, erklärt Franz Glabischnig. Bei optimalen Bedingungen summiert sich das Einsparungspotential pro Jahr auf bis zu 50 Megawattstunden, was vor allem im Sommer zur Reduzierung des Fernwärmebedarfes führt…

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