Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sie kennen sicher die Redensart „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“ Wohl keine Berufsgruppe ist gänzlich frei von diesem verführerischen Kurzschluss- Mechanismus, der schnelle und machbare Lösungen suggeriert. Dies trifft auch auf den Wohnbau zu. Seit Jahrzehnten tüfteln Architekten an Möglichkeiten, Räume veränderbar zu gestalten, damit sie sich den Veränderungen im Lebenslauf ihrer Bewohner anpassen können: Verschiebbare oder drehbare Wände, oder auch ganze Wohnmodule, die sich addieren, subtrahieren und transportieren lassen.

Kurz: Sie suchen architektonische Lösungen für eine Aufgabe, die auch eine soziale, politische und gesellschaftliche ist. Viele gute Ideen sind dabei, doch oft hat sich die Hardware der Architektur als wenig beweglich erwiesen, und nur wenige von uns würden wohl, wenn das Kind flügge geworden ist, einen Tieflader bestellen, um die Dreizimmerwohnung wegund die Zweizimmerwohnung heranzuschaffen. Der wohnende Mensch hat eben eine gewisse Bequemlichkeit, und eine der beliebtesten Wohnsiedlungen Wiens, der Wohnpark Alt-Erlaa, weist einfache, klare und weitgehend unveränderbare Grundrisse auf – funktioniert trotzdem.

Doch nicht nur die einzelnen Wohnbiografien ändern sich, und das immer schneller, sondern auch der Bewohner- Mix auf der Ebene von Quartier und Stadt. Rahmenbedingungen wie Teuerung, Inflation und Spekulation verschärfen den Druck und drohen, diese sensible Rezeptur des Zusammenlebens zum Überkochen zu bringen. Denn die soziale Durchmischung ist ein kostbares Gut, das es zu erhalten gilt. Mit welchen Mitteln auf allen Maßstäben das gelingt, welche Rolle dabei Flexibilität und Leistbarkeit spielen, welche Herausforderungen uns bevorstehen, was wir von den Ideen der Vergangenheit lernen können, welche Rolle der Freiraum und die Quartiersentwicklung für die soziale Durchmischung spielen – all dies und noch mehr finden Sie in diesem Heft.

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Denn zum Ziel kommen wir nur, wenn wir alle Werkzeuge benützen, die die Werkzeugkiste des Wohnbaus anbietet. Und vielleicht noch ein paar ganz neue dazuerfinden.

Ihr Maik Novotny

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