„High-Tech ist ein ordentlicher Batzen in den Betriebskosten“

Die Baugenossenschaft Wien-Süd hat ein Händchen für Kunst am Bau, für Schwimmbäder am Dach und für einzeln ausgeschriebene Gewerke. Und wie sieht es mit der technischen Dimension des Bauens aus? Ein Gespräch mit dem neuen Vorstandsvorsitzender und Obmann Andreas Weikhart.
WOJCIECH CZAJA

High-Tech oder Low-Tech?

Weder noch. Ich bin für Norm-Tech. Einerseits mache ich die Beobachtung, dass ohnehin schon jedes einzelne Haus, das wir heute errichten, aufgrund von digitalen Planungsmethoden, optimierten Baustellenprozessen, hocheffizienten Baustoffen und nicht zuletzt immer komplexer werdenden Haustechnik-Anlagen eh schon hochtechnologisch ist. Andererseits überfordert es mich ehrlich gesagt, wenn ein Wohnhaus im geförderten Bereich noch mehr Maschine ist als ohnehin nötig.

Weikhart
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Was sagen die Mieter dazu?

Viele davon sind bereits mit Fußbodenheizung und Bauteilaktivierung überfordert. Das hängt davon ab, wie man konditioniert ist, wie man früher gelebt hat, welche Wohnerfahrungen man im Laufe seines Lebens gemacht hat. Wer noch nie eine Fußbodenheizung gehabt hat, muss sich erst einmal an die Trägheit des Systems gewöhnen. Hier braucht es Geduld und Information.

Weikhart

Wie schaut es mit anderen Haustechnik-Systemen aus?

Wir bauen in vielen unserer Wohnhausanlagen – wie viele andere Bauträger auch – kontrollierte Lüftungen ein. Das System ist clever und effizient. Aber ich habe noch nie jemanden darüber sprechen gehört, was eine Beund Entlüftung in der Wartung und Instandhaltung bedeutet.

Wir lassen unsere Lüftungsleitungen im Schnitt alle drei Jahre durchputzen. Und Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Grind sich hier in so einer verhältnismäßig kurzen Zeit da drin ansammelt. Technik braucht Pflege. Das ist ein ordentlicher Batzen in den Betriebskosten. Das haben viele nicht am Radar.

Weikhart

Gibt es zwischen Planung, Errichtung und Verwaltung diesbezüglich Interessenkonflikte?

Selbstverständlich! Die Planer denken in einem Zeitraum von zwei Jahren, die Errichter denken in einem Zeitraum von zwei Jahren, die Verwalter denken in einem Zeitraum von vielen Jahrzehnten. Konflikte sind vorprogrammiert. Dialog und Diskussion lautet die Lösung.

Weikhart
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Gibt es irgendeine Investition in Haustechnik, die sich in einem Ihrer Projekte nicht bewährt hat?

Die ersten Flachdächer, die ersten Fußbodenheizungen, die ersten Fotovoltaik-Anlagen sind immer eine Katastrophe. Das ist der Fluch der Pioniere. Wir haben viel Lehrgeld gezahlt. Das gehört zum Job. Mit der Zeit lernt man dazu und wird klüger. Auch das gehört zum Job. Unser wahrscheinlich größtes Lehrgeld haben wir mit einem innovativen Heizungssystem bezahlt, das wir vor knapp 20 Jahren in einer Reihenhausanlage installiert haben. 2015 mussten wir das komplette System austauschen. Und wir sprechen hier von fünf Kilometern Rohrleitungen. Das tut weh. Nächste Frage!

Weikhart

Dann die Gegenfrage: Manche Wohnhäuser in der Schweiz und in Vorarlberg funktionieren nach dem von Baumschlager Eberle entwickelten Prinzip „2226“ und kommen ohne Heizung und Lüftung aus. Würden Sie so ein Projekt wagen? …

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