Solar im Aufschwung – im Auftrag des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) untersuchten die Autor*innen der TU Hamburg Daniel John, Dr. Christina Rullán Lemke, Prof. Dr. Martin Kaltschmitt, und Nicholas Tedjosantoso sowie Prof. Dr. Hans Schäfers, Stellvertretender Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz CC4E (Hochschule für Angewandten Wissenschaften), die Solarpotenziale des Bundeslandes Hamburg.
Das Solarpotenzial liegt insgesamt bei circa Zwei Drittel der jährlichen Stromnachfrage und ist auf 8% des hamburgischen Staatsgebietes mit einer Leistung von 9,4 GWp und einem Ertrag von knapp 7 TWh realisierbar.
„Solarpotenzialstudie in Hamburg. Nicht nur Schietwetter in Hamburg!“
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Die Studie der TU Hamburg im Auftrag des Clusters Erneuerbare Energien zeigt eindrucksvoll, wie groß das Potenzial beim Photovoltaik-Ausbau in Hamburg ist.
Wir bewegen dieses Thema schon lange und sind mit Blick auf die PV-Pflicht Vorreiter: Wir haben als erstes Bundesland eine Solarpflicht gesetzlich vorgeschrieben, diese Pflicht gilt für Neubauten seit Beginn dieses Jahres. Und wir werden die PV-Pflicht für Bestandsgebäude auf 2024 vorziehen – im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern.
Im Rahmen der Solaroffensive von Bundesminister Robert Habeck prüfen wir zudem weitere Maßnahmen und Initiativen. Mit unserer bisherigen Bilanz können wir noch nicht zufrieden sein. Wir müssen und werden unsere Anstrengungen verstärken. Hamburg als Stadtstaat mit dicht besiedelter Fläche muss die vorhandenen Potenziale zum Ausbau der Erneuerbaren Energien klug nutzen.
Dächer nehmen etwa zehn Prozent der Landesfläche Hamburgs ein, hinzu kommen mögliche PV-Anlagen in der Landwirtschaft sowie für offene Stellplatzanlagen. Und obwohl nicht alle Dächer PV-fähig sind, könnten mit diesen Solarpotenzialen Zweidrittel des jährlichen Stromverbrauchs in Hamburg abgedeckt werden. Neben der Dekarbonisierung der Industrie und des Verkehrs ist dies eine bedeutende Stellschraube für die dringend notwendige Energiewende.“
Große Potenziale für die PV-Stromgewinnung
„Die TUHH hat im Auftrag von EEHH in einer umfangreichen Studie die Solarpotenziale in Hamburg untersucht. Ergebnis: In Hamburg bestehen allein bei den ‚Low Hanging Fruits‘, also den Flächen und Dächern mit den besten Voraussetzungen für Photovoltaik-Installationen, große Potenziale für die PV-Stromgewinnung. Rein bilanziell könnten nur durch diese Flächen schon mehr als 60 % des Hamburger Stromverbrauchs durch PV gedeckt werden,“ so Constantin Lange, EEHH-Projektmanager Innovation & Forschung.
Das gesamte Solarpotenzial in Hamburg setzt sich aus drei wesentlichen PV-Anwendungen zusammen: PV auf Gebäudedächern, PV in der Landwirtschaft (Agri-PV) und Parkplatz-PV. Das größte Potenzial im Bereich Solar liegt in Hamburg auf Dach-Photovoltaik mit 43 km² bzw. 71,6 % des gesamten realisierbaren Flächenpotenzials.
Über das größte Einzelpotenzial verfügen Einfamilienhäuser, über das zweitgrößte Potenzial Mehrfamilienhäuser und über das drittgrößte Potenzial Dächer auf gewerblichen und industriellen Gebäuden. Für alle Fallbeispiele konnte ein wirtschaftlicher Betrieb nachgewiesen werden.
Die Wirtschaftlichkeit der PV-Anlagen steigt für alle Fallbeispiele im Szenario einer zunehmenden E-Mobilität, da durch eine höhere Anzahl an Elektro-Autos die Nachfrage nach Elektrizität steigen wird.
PV auf Gebäudedächern, PV in der Landwirtschaft (Agri-PV) und Parkplatz-PV.
Neben Dach-PV spielt die Agri-PV auf landwirtschaftlichen Flächen, insbesondere im alten Land und den Vier- und Marschlanden, eine bedeutende Rolle. Die Parkplatz-PV ist auch erwähnenswert, liegt aber mit 21 ha bzw. 0,3% des gesamten realisierbaren Flächenpotenzials deutlich hinter Aufdachanlagen und Agri-PV. Dagegen fanden die Autor*innen in Moor-, Floating- und RIPV (Road Integrated Photovoltaics) keine nennenswerte Potenziale.
Größte Herausforderungen für PV-Projekte in Großstädten wie Hamburg stellt die hohe Bevölkerungs- und Industriedichte dar.
Jan Erik von Schultzendorff