Herausforderungen: Viele Energiethemen, viele Insellösungen
Die Ausgangslage ist aus Sicht vieler Wohnungsunternehmen bekannt:
- Photovoltaik, Batteriespeicher, Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur, Heizsysteme und Zählertechnik wachsen in den Beständen zusammen – werden aber oft in getrennten Systemen geplant, betrieben und abgerechnet.
- Mieter:innen wünschen mehr Transparenz über ihren Energieverbrauch und – perspektivisch – eine einfache Nutzung dynamischer Stromtarife.
- Für Vermieter:innen fehlen häufig integrierte Dashboards, die Energiedaten aus verschiedenen Quellen bündeln und für Steuerung, Reporting (z. B. Nachhaltigkeitsberichte) und Betriebsentscheidungen nutzbar machen.
Genau hier positioniert sich Hosenso – nicht nur als Smarthome-Anbieter, sondern als Energiefluss-Plattform, die sowohl einzelne Wohnungen als auch ganze Gebäude adressieren soll.
Ansatz: Hsen Boxx als Energie-Hub für Wohngebäude
Kern des Systems ist die Hsen®Boxx, die als zentrale Steuerungseinheit fungieren soll:
- Sie vernetzt laut Anbieter Heizsysteme, PV-Anlagen, Batteriespeicher, Wallboxen, Beleuchtung und weitere Verbraucher zu einem gemeinsamen System – unabhängig vom Hersteller.
- Unterstützte Protokolle sind u. a. Matter, Zigbee, KNX, Modbus, EEBUS, Bluetooth und WLAN; damit richtet sich die Lösung bewusst auf bestehende Bestände mit heterogener Technik.
- Die Daten werden in einer Cloud in Deutschland verarbeitet, die nach BSI C5 und ISAE 3402 zertifiziert sein soll; die Steuerung ist auf § 14a EnWG-konforme Anwendungen ausgelegt (z. B. steuerbare Lasten).
Für die Wohnungswirtschaft zeigen Website und Blog zwei typische Szenarien:
- Energieeffizientes Mehrfamilienhaus
Ein Wohngebäude soll nachhaltiger und energieeffizienter betrieben werden, mit möglichst hoher Eigenversorgung durch PV und Speicher. Die Hsen®Boxx übernimmt in diesem Szenario laut Anbieter die Orchestrierung von PV-Anlage, Speicher und Wärmepumpe; ein „Umwelt-Energiefluss-Kalender“ soll Verbrauch und Erzeugung zeitlich besser aufeinander abstimmen. - Wohnkomplex mit mehreren Parteien
In einem größeren Wohnkomplex werden Energieflüsse intelligent gesteuert, Mieter:innen verfolgen ihren Verbrauch über die Hosenso-App, Vermieter:innen erhalten ein Dashboard mit Echtzeitdaten und Systemstatus.
Die Hosenso-App ist als zentrale Nutzeroberfläche vorgesehen: Sie zeigt nach Unternehmensangaben Wasser-, Strom- und Heizungsverbrauch in Echtzeit, erlaubt Gerätesteuerung und soll perspektivisch auch dynamische Strompreise abbilden.
Einordnung aus Sicht der Wohnungswirtschaft
Für Wohnungs- und Bestandsunternehmen ist Hosenso vor allem in drei Rollen interessant – immer unter der Prämisse, dass viele Aspekte noch im Aufbau sind:
- Als Integrationsplattform
- Hosenso folgt der Logik „eine Box, viele Protokolle“ und reiht sich damit in den wachsenden Markt integrierter Energiemanagementsysteme ein.
- Für Bestände, in denen bereits PV, Speicher, Wärmepumpen und erste Ladeinfrastruktur verbaut wurden, könnte eine zentrale Steuerungsebene helfen, Medienbrüche zu verringern und Effekte messbar zu machen.
- Als Mieter-Schnittstelle
- Die App-Orientierung zielt darauf, Mieter:innen aktiv einzubeziehen – von Verbrauchsvisualisierung bis hin zur Steuerung einzelner Geräte.
- Für die Wohnungswirtschaft stellt sich damit die Frage, ob und wie eine solche Dritt-App in eigene Mieterportale und Kommunikationsstrategien eingebunden werden kann – inklusive Datenschutz, Support und Onboarding.
- Als Baustein für Reporting und Nachhaltigkeit
- In mehreren Texten wird darauf verwiesen, dass Energie- und Betriebsdaten so aufbereitet werden sollen, dass sie für Nachhaltigkeitsberichte und CO₂-Bilanzierung nutzbar sind – ein Thema, das mit CSRD und ESG-Berichterstattung auch die Wohnungswirtschaft zunehmend erreicht.
Gleichzeitig gilt: Viele der beschriebenen Funktionen sind Anspruch und Konzept, keine nachgewiesenen Standardfeatures in einem großflächigen Wohnungsbestand. Für ein Fachmedium ist daher weniger entscheidend, ob der Marketing-Claim aufgeht, sondern ob sich in der Praxis tatsächlich:
- Energieverbräuche senken,
- Betriebskosten reduzieren und
- Prozesse im technischen Gebäudemanagement vereinfachen lassen.
Diese Nachweise stehen – wie bei anderen jungen Plattformen – noch aus bzw. stecken in frühen Projekten.
Was jetzt zu tun ist
Für Entscheider:innen in der Wohnungswirtschaft könnte Hosenso vor allem im Rahmen von Pilotprojekten interessant sein. Sinnvoll erscheint ein Vorgehen in Etappen:
- Bestandsaufnahme:
Wo gibt es heute bereits eine Kombination aus PV, Speicher, Wärmepumpe und ggf. Ladeinfrastruktur? Welche Daten werden schon erfasst (Zähler, GLT, Submetering), und über welche Schnittstellen? - Pilotobjekt definieren:
Ein Mehrfamilienhaus oder kleiner Wohnkomplex, in dem sowohl technische Komplexität (Erzeugung, Speicher, Ladepunkte) als auch Mieterstruktur repräsentativ sind. - Systemintegration klären:
Wie verhält sich die Hsen Boxx zu vorhandenen Systemen (GLT, Abrechnungsdienstleister, Mieter-Portal)? Wer verantwortet Betrieb, Updates und Support? - Messbare Ziele festlegen:
Z. B. Eigenstromnutzung, Reduktion von Netzbezug, Lastspitzenmanagement, Häufigkeit von Störungen – und nicht zuletzt: Akzeptanz und Nutzung der App durch Mieter:innen.
Fazit
Hosenso positioniert sich an einer Schnittstelle, die für die Wohnungswirtschaft strategisch wichtig ist: Energieflüsse im Gebäude ganzheitlich steuern und gleichzeitig Nutzer:innen einbinden. Ob die Kombination aus Hsen®Boxx, breiter Protokollunterstützung und App in der Praxis hält, was sie verspricht, wird sich erst in belastbaren Projekten mit Wohnungsunternehmen zeigen. Für die Branche bleibt das Thema jedoch unabhängig vom einzelnen Anbieter klar: Wer PV, Speicher, Wärmepumpen und E-Mobilität wirtschaftlich zusammendenken will, braucht eine funktionsfähige Integrations- und Steuerungsebene – Hosenso will eine davon sein.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Hosenso entwickelt mit der Hsen Boxx eine Steuerzentrale, die laut Anbieter verschiedenste Gebäudetechnik – von Heizung und PV über Speicher und Wallbox bis zu Beleuchtung – herstellerübergreifend vernetzt.
- Für die Wohnungswirtschaft werden vor allem energieeffiziente Wohngebäude und Quartiere adressiert: Mehrfamilienhäuser mit PV-Anlage, Batteriespeicher und Wärmepumpe, bei denen Autarkiegrad und Betriebskosten verbessert werden sollen.
- Mieter:innen sollen ihren Energieverbrauch über die Hosenso-App überwachen und Geräte steuern können; Vermieter:innen erhalten ein zentrales Dashboard mit Verbrauchs- und Statusdaten.
- Technisch setzt das System auf eine breite Protokollunterstützung (z. B. Zigbee, KNX, Modbus, EEBUS, WLAN); die Cloud wird laut Unternehmen in Deutschland betrieben und ist u. a. nach BSI C5 und ISAE 3402 zertifiziert.
- Die Hsen®Boxx wird als „Gebäudegehirn“ beschrieben, das Energiequellen und -verbraucher so steuern soll, dass Kosten und CO₂-Ausstoß sinken; belastbare Langzeiterfahrungen in großen Wohnungsbeständen stehen naturgemäß noch am Anfang.
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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025
Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert



