Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Wohnen im Alter

Ob Hausnotruf, optische Klingel oder smarter Herd: Technische Assistenzsysteme in Wohnungen können die Lebensqualität für Menschen in allen Lebensphasen erhöhen. Um diese Technologien im Alltagsgebrauch zu etablieren, braucht es gerade in Zeiten des demografischen Wandels und der zunehmenden Alterung der Gesellschaft neue Konzepte, Produkte und Dienstleistungen.

Das Smart Living Cluster Niedersachsen, eine Kooperation des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung, des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung und des vdw Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen und Bremen, will die Akzeptanz altersgerechter Assistenzsysteme für ein gesundes und unabhängiges Leben (kurz: AAL) verbessern. Jetzt haben die Ministerien und die Wohnungswirtschaft den ersten „AAL-Leitfaden für den Geschosswohnungsbau“ veröffentlicht.

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AAL-Leitfaden für den Geschosswohnungsbau 

Dieser Standard gibt einen Überblick über derzeit gängige Systeme, die im Geschosswohnungsbau eingesetzt oder erprobt werden. Die Autorinnen und Autoren der Arbeitshilfe erhoffen sich aus dieser strukturierten Übersicht einen positiven Effekt für die wohnungswirtschaftliche Praxis, aber auch für das Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Forschung und Nutzerinnen und Nutzern. Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Behinderungen sollen mit Hilfe von AAL-Systemen in die Lage versetzt werden, möglichst lange selbstbestimmt in ihrem vertrauten Wohnumfeld zu leben.

Die Arbeitshilfe bietet für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sowie Bewohnerinnen und Bewohnern gleichermaßen ganz praktische Handlungsanleitungen, um einzelne AAL-Elemente je nach Bedarfslage zu installieren bzw. deren Nutzung vorzubereiten. 

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Sicherheit spielt eine immer größere Rolle 

vdw-Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt meint: „Der AAL-Standard kommt genau zur richtigen Zeit. Der Bedarf an generationengerechten, barrierefreien Wohnungen steigt enorm, denn gerade in Seniorenhaushalten spielt das Thema Sicherheit eine immer größere Rolle. Bautechnisch versuchen wir, die Anzahl der Stolperfallen zu minimieren. Keine Türschwellen und bodengleiche Duschen – das ist im Neubau längst Standard, im Altbestand aber nicht immer hundertprozentig zu erreichen.

Umso wichtiger sind digitale Assistenzsysteme, auf die sich hilfebedürftige Personen im Ernstfall verlassen können: der Hausnotruf, die Sturzerkennung oder eine unterstützende Nachtbeleuchtung.“

Digitale Teilhabe älterer Menschen wird gefördert 

Wirtschaftsminister Olaf Lies: „Smart-Living-Systeme stehen nicht nur für ein intelligentes Energiemanagement in Haus und Wohnung, sie tragen auch erheblich zur digitalen Teilhabe älterer Menschen bei. Die Anwendungsvielfalt technischer Assistenzsysteme wächst kontinuierlich. Dank digitaler Lösungen können Menschen auch bei eingeschränkter Gesundheit oder beginnender Pflegebedürftigkeit länger und vor allem selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden wohnen.

Das ist für die Betroffenen ein unschätzbarer Gewinn an Lebensqualität und gleichzeitig eine Antwort auf eine der zentralen Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft. Und schließlich eröffnet der wachsende Markt der Smart-Living-Lösungen auch unseren heimischen Herstellern und Anbietern große wirtschaftliche Potenziale.“    

Selbstbestimmt in der eigenen Wohnung

Für Sozialminister Dr. Andreas Philippi bringen AAL-Systeme eine Reihe an positiven Effekten mit sich: „Die demografische Entwicklung, der Fachkräftemangel in der Pflege sowie die Zunahme von Ein-Personen- und kinderlosen Haushalten stellen uns vor große Herausforderungen. Ich bin überzeugt, dass technische Assistenzsysteme ein wichtiger Baustein sein können, um die Menschen mit ihren unterschiedlichen Bedarfen und in ihren vielfältigen Lebensumständen zu unterstützen.

Unser gemeinsames Ziel ist es, dass ältere und pflegebedürftige Menschen ihren Alltag in der eigenen Wohnung weitgehend selbstbestimmt bewältigen können.“

Vertrautes Wohnumfeld ist ein wichtiger Faktor

Verbandsdirektorin Dr. Susanne Schmitt verweist in dem Zusammenhang auch auf die Ergebnisse einer aktuellen Wohntrendstudie, die das InWIS gemeinsam mit Analyse & Konzepte für den GdW und seine Regionalverbände erstellt haben. Für den vdw-Bereich ist daraus zu ersehen, dass schon mehr als jeder dritte befragte Mieter älter als 60 Jahre alt ist. 70 Prozent der Mieterhaushalte verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen von weniger als 3000 Euro.

Etwa die Hälfte der Befragten betont, dass Sicherheit, eine intakte Nachbarschaft und das vertraute Wohnumfeld wichtige Faktoren sind für die Wahl der Wohnung. Immerhin 43 Prozent der Befragten – und damit deutlich mehr als der Bundesdurchschnittwünschen sich fürs Alter eine barrierefreie bzw. barrierearme Wohnung; wohnbegleitende Serviceleistungen hingegen erscheinen nicht so wichtig.

Carsten Ens

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