Isabella Stickler ist Obfrau und Vorstandsvorsitzende der Alpenland, sie hat Rechtswissenschaften studiert und ist auch die Obfrau der Arge Eigenheim.
Die Einführung des Mietpreisdeckels ist eine pauschale Gießkannenförderung und verfehlt das eigentliche Ziel, mehr leistbaren Wohnraum zu schaffen. Die Politik hat sich zu einem vermeintlichen Quick-Win hinreißen lassen, der zu einer weiteren Instabilität führen wird. Diese Maßnahme ist weder treffsicher noch differenziert genug. Eine der größten Problemstellungen sind die Mindereinnahmen im gemeinnützigen Wohnbau. Durch die Deckelung der WGG-Mieten kommt es zu massiven Einschränkungen von Erhaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen. Die Mindereinnahmen durch die bereits umgesetzte und noch geplante Mietpreisbremse werden sich auf fast 190 Millionen Euro summieren, was zu einem Investitionsstopp oder zumindest einem Investitionsrückstau führen wird.
Doch wer profitiert tatsächlich von der Mietpreisbremse? Mieter:innen in bereits stark regulierten Mietbereichen, die keinen echten Bedarf an zusätzlichem Schutz haben. Für den WGG-Bereich werden die günstigsten Wohnungen, also die sogenannten Grundmieten, noch einmal vergünstigt. Die Grundmieten, die jetzt gedeckelt werden, liegen in unserem Bereich bei 2,05 €/m2. Eine Indexierung mit einem dreiprozentigen Index wäre jetzt bei 2,11 Euro. Das ist für den Einzelnen sicherlich eine verträgliche Steigerung. Im Gegensatz dazu trifft die Maßnahme besonders die „Immobilienerhalter“, also die Investor:innen, die Vermieter :innen und Eigentümer: innen und in weiterer Folge alle unsere ausführenden Professionist:innen. Volkswirtschaftlich gesehen ein Fehler.
Die wahre Herausforderung im Sinne der hohen Kunst der Politik liegt darin, den komplexen österreichischen Wohnungsmarkt differenziert zu betrachten. Die Gemeinnützigkeit im Wohnbau hat sich als Modell bewährt, das leistbares Wohnen über viele Jahrzehnte ermöglicht.
Ich erwarte mir, dass die Politik ehrlich und differenziert das Thema Wohnen, Wohnstandort und Wirtschaftsstandort betrachtet. Statt sich mit kurzfristigen, populistischen Maßnahmen einen politischen Vorteil zu verschaffen, sollte die Regierung konkrete Lösungen entwickeln, die den gesamten Markt stabilisieren und für alle Beteiligten – Mieter: innen, Vermieter:innen und Investor:innen – langfristig tragbar sind. Nur so kann das Ziel des leistbaren Wohnens in Österreich wirklich erreicht werden.


Markus Fichta ist stellvertretender Generaldirektor des ÖSW-Konzern. Er verantwortet die Bereiche Vertrieb, Immobilienverwaltung, Facility Management sowie Projektentwicklung, zentrale Aufgaben der Kundenbetreuung und der strategischen Weiterentwicklung des Objektbestands.
Leistbares Wohnen ist ein zentrales gesellschaftliches Thema – und die aktuelle Diskussion um einen möglichen Mietpreisdeckel bewegt viele zurecht. Denn Wohnen ist mehr als nur ein Grundbedürfnis. Es ist ein sozialer Anker, ein Rückzugsort und Ausdruck individueller Lebensrealität.
Ein Mietpreisdeckel mag kurzfristig Entlastung für viele Mieter:innen bringen – langfristig wirft er jedoch Fragen hinsichtlich seiner Auswirkungen auf die Schaffung von leistbarem Wohnraum auf. Denn betroffen ist vor allem jenes Angebot, das heute schon zu den günstigsten in Österreich zählt: gemeinnütziger Wohnbau. Die aus einem Mietpreisdeckel entstehenden Einnahmenverluste führen dazu, dass weniger Budget für gemeinnützige Neubauten zur Verfügung steht. Gleichzeitig geraten wichtige Investitionen in die Sanierung und Dekarbonisierung des Bestands ins Stocken. Gerade bei ausfinanzierten Häusern, bei denen der Sanierungsbedarf am größten ist, werden notwendige Maßnahmen nicht mehr umsetzbar sein. Auch bei den vorübergehend gedeckelten Kostenmieten gilt: Die Erhöhungen werden lediglich aufgeschoben – für die Mieter:innen bedeutet das auf lange Sicht höhere Belastungen. Vorausschauend ist das nicht.
Um auch in Zukunft leistbaren Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten zu schaffen, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen und ausreichend finanzielle Mittel – nicht nur für neuen Wohnraum, sondern auch für die nachhaltige Erhaltung und Weiterentwicklung unseres Bestands.
Leistbares Wohnen wird vor allem durch die kontinuierliche Stärkung des gemeinnützigen Wohnbaus und die Schaffung von genügend Angebot am Wohnungsmarkt erreicht. Wir nehmen diese Verantwortung ernst und gestalten mit zukunftsweisenden Projekten aktiv den Wandel mit. Unser Ziel ist es, Wohn- und Lebensräume zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft orientieren und auch den Erwartungen kommender Generationen gerecht werden. Leistbares, nachhaltiges Wohnen soll keine Momentaufnahme sein, sondern ein langfristiges Versprechen.