Partizipativer Wohlklang

Öffentliche Räume sind in der Seestadt immer wieder Gegenstand gemeinschaftlicher Planungsprozesse. Das Gemeinsame steht im Vordergrund, oft aber auch einfach die Freude, im Freien zu sein – und auch noch garteln zu können. Die Bewohner:innen wurden mehrfach in die Planung eingebunden. Das Ziel: hohe Aufenthaltsqualität und Identifikation mit ihrem neuen Zuhause.

Die Vorbereitungen für die nächsten Bauvorhaben im Norden der Seestadt laufen auf Hochtouren. Denn dort werden in den nächsten Jahren – neben weiteren Wohnungen und Betrieben, sozialer Infrastruktur und Nahversorgung – auch neue öffentliche Freiräume entstehen: Die sogenannte „Grüne Saite“, die durch abwechslungsreiche und wohnungsnahe Grünräume geprägt ist, sowie die „Rote Saite Nord“, die kommerzielle, kulturelle und kreativ-öffentliche Nutzungen miteinander verbindet. Diese öffentlichen Freiräume werden Platz für vielfältige Bedürfnisse bieten – die Nutzer: innen waren und sind eingeladen, sie zu beleben und mitzugestalten.

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In Vorbereitung auf die beiden Teilräume im Norden der Seestadt haben mehrteilige Beteiligungsprozesse stattgefunden, die im Auftrag der Wien 3420 von der Arbeitsgemeinschaft PlanSinn und Caritas Stadtteilarbeit, durchgeführt wurden. Dabei wurde das Wissen von Menschen, die die Seestadt bereits gut kennen, einbezogen.

Bei den „CoCreation Days“ diskutierten Stakeholder:innen in vertiefenden Fokus-Sessions Aspekte, die bei der zukünftigen Gestaltung und Nutzung der öffentlichen Räume der Grünen und Roten Saite besondere Berücksichtigung finden sollten, und skizzierten den Prozess der Ko-Kreation im weiteren Verlauf der Planung und Umsetzung.

Eine Online-Umfrage ermöglichte es einer breiten Öffentlichkeit und ihrem Umfeld, Vorstellungen und Bedürfnisse in puncto Freiräume in der Seestadt zu äußern und gewünschte Qualitäten und Nutzungsmöglichkeiten zu benennen.

Die gemeinsame Nutzung und Bewirtschaftung von Grünräumen steht in der Seestadt hoch im Kurs. 8.900 m2 Urban-Gardening-Fläche stehen zur Verfügung.

Die Ergebnisse der CoCreation Days und der Umfrage flossen in die Wettbewerbsausschreibungen für die Planung der Grünen und Roten Saite ein, die Ergebnisdokumentationen wurden beigefügt und dienten den am Wettbewerb teilnehmenden Planer:innen als Grundlage.

Um auch den weiteren Planungsund Umsetzungsprozess zu begleiten, wurde zudem ein „Sounding Board“ aufgebaut, das sich aus insgesamt acht Bewohner:innen und lokalen Akteur:innen zusammensetzt. Diese kennen den Alltag in der Seestadt und vertreten unterschiedliche Nutzer:innengruppen und deren Ansprüche. Sie hatten eine beratende Funktion im Rahmen des Wettbewerbs und stehen den Planer:innen auch im weiteren Verlauf der Planung und Umsetzung mit ihrer Expertise zur Verfügung. Das führt auch zu positiven Rückkoppelungen in ihrem eigenen Umfeld.

Partitur des öffentlichen Raums 
Städtisches Leben ist von der Qualität seiner öffentlichen Stadträume abhängig. Gleich den Saiten eines Musikinstruments sind die öffentlichen Stadträume die Impulsgeber einer Stadt, die deren Leben in Schwingung bringen. aspern Seestadts öffentliche Stadträume sind nach den Saiten eines Musikinstruments benannt. Jede Saite schlägt einen neuen Ton an und differenziert sich so in Gestalt, Nutzung und Bestimmung. Das gekonnte Zusammenspiel der Saiten erzeugt den Wohlklang der Stadt, der sich an der Lebensqualität ihrer Bewohner:innen und Besucher: innen misst. Die zentralen öffentliche Stadträume der Seestadt werden von vier Saiten gebildet: Dem Ring der Sonnenallee (Gelbe Saite), der Roten Saite, der Grünen Saite und der Blauen Saite. Die Schwerpunkte der Saiten liegen jeweils auf infrastrukturelle Vernetzung, Handel und Kultur, Freizeit und Naherholung sowie Erholung am Wasser. So beschreibt die Partitur des Öffentlichen Raums die Grundidee für dessen Gestaltung.

Kulturelle Vielfalt

Der co-kreative Abschnitt der Roten Saite im nördlichen Teil der Seestadt wird sich vom Bahnhof Aspern Nord bis zum Zaha-Hadid-Platz am See erstrecken. Er wird die Seestadt mit vielfältigen Angeboten für alle Altersgruppen bereichern. Hier soll es ein breites Angebot an Geschäften, Lokalen und kulturellen Nutzungen geben, das sich gegenseitig co-kreativ befruchtet. Neben kommerziellen Nutzungen sind auch nicht-kommerzielle Angebote wie z. B. Gemeinschaftsräume, öffentliche Einrichtungen oder Flächen für kulturelle Veranstaltungen und konsumfreien Aufenthalt geplant. Mit der Roten Saite Nord soll ein Zentrum entstehen, das auch für die alten und neuen Stadtteile in der Umgebung eine wichtige Versorgungsfunktion erfüllt, weshalb auch Anrainer:innen eingeladen sind, sich aktiv in die Gestaltung einzubringen. Neue, urbane Orte der Kommunikation werden im öffentlichen Raum entstehen, an denen sich Nachbar:innen – in der einen oder anderen Form – begegnen.

Die Grüne Saite, eine Spielstraße für Jung und Alt, wird ein lebendiger, verkehrsberuhigter Treffpunkt mit attraktiven Nutzungsangeboten für alle Alters- und Interessensgruppen. Entlang der Grünen Saite wird es vor allem Wohnbauten, aber auch viele Nicht- Wohnnutzungen im Erdgeschoß – wie Kindergärten, Kleinbüros etc. – geben. Möglichkeiten zur Mitgestaltung im öffentlichen Raum werden auch hier eine große Rolle spielen. Wichtig: auch Insekten, Vögel etc. werden hier ihre Lebensräume finden. Entlang der Grünen Seite wird es zwei kleine Pocket Parks als grüne Grätzl-Zentren geben.

Ort des Miteinanders

Die Seestadt versteht sich als Ort des Miteinanders und der Partizipation und wird – wie auch Umfragen bestätigen – von Bewohner:innen als solcher wahrgenommen. Von Anfang an spielten Beteiligungsprozesse eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Stadtteils. Schon in der Masterplanung wurden Anrainer:innen miteinbezogen. Auch das Naherholungsgebiet asperner Terrassen wurde bereits miteinander entwickelt.

Bewohner:innen sind immer wieder eingeladen, ihre Wünsche für die Gestaltung von öffentlichem Raum einzubringen – wie beispielsweise beim Elinor-Ostrom-Park oder eben der Grünen Saite und Roten Saite Nord.

Auch bei Bauprojekten in der Seestadt spielt Partizipation eine große Rolle: Bei den bisher insgesamt zehn Baugruppen steht das Gemeinsame im Mittelpunkt. Hier können aktiv Ideen eingebracht werden, denn die Bewohne: innen planen, gestalten und organisieren sich als Hausgemeinschaft selbst und können schon vor dem Einzug aktiv mitgestalten.

Ganz entscheidend für die laufende Förderung der Partizipation von Bewohner:innen ist das vor Ort tätige Stadtteilmanagement. Es informiert über Entwicklungen im Stadtteil und unterstützt alle, die sich aktiv in die Gestaltung der Seestadt einbringen wollen. Ob gemeinsames Garteln, Musizieren oder Gestalten – zahlreiche Initiativen von und für Seestädter: innen sind so bereits entstanden. Mit dem Nachbarschaftsbudget werden jedes Jahr Ideen, die die Nachbarschaft und das Miteinander in der Seestadt fördern, unterstützt.

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