Liebe Leserinnen, liebe Leser.
Cybersicherheit und IT waren lange Nebengeräusche in der wohnungswirtschaftlichen Debatte – heute sind sie Teil des Kerns. Denn mit jeder digitalen Schnittstelle, jedem Smart Meter, jedem vernetzten Gebäude wächst die Angriffsfläche. Gleichzeitig kursieren alarmistische Schlagzeilen über „KI als Stromfresser“ – doch wie so oft liegt die Wahrheit dazwischen: Nicht der Fortschritt ist das Problem, sondern sein sorgloser oder falsch verstandener Einsatz.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache. 2024 verzeichnete die Polizeiliche Kriminalstatistik 131.391 Cybercrime-Fälle in Deutschland. Der wirtschaftliche Schaden? Je nach Quelle zwischen 178,6 und 266,6 Milliarden Euro jährlich. Ransomware, Phishing und Erpressung sind längst keine abstrakten Risiken mehr. Die Aufklärungsquote? Nur 32 Prozent – deutlich unter dem Durchschnitt aller Kriminalitätsbereiche. Das ist ein Alarmsignal, gerade für Unternehmen mit kritischer Infrastruktur.
Ein Beispiel für neue Bedrohungen ist das sogenannte Quishing: QR-Codes, die von Cyberkriminellen manipuliert werden, um Schadsoftware zu verbreiten oder sensible Daten abzufangen. Der Clou: Während klassische Links oft durch Virenscanner überprüft werden, sind QR-Codes schwerer zu kontrollieren. Nutzer sollten QR-Codes nur aus vertrauenswürdigen Quellen scannen, Zieladressen prüfen und niemals persönliche Daten auf zweifelhaften Seiten eingeben. Es sind kleine Maßnahmen mit großer Wirkung.
Doch Schutz beginnt nicht erst beim Endnutzer, sondern in der Struktur. Immer mehr Unternehmen schließen Cyberversicherungen ab – ein richtiger Schritt, aber nicht ohne Fallstricke. Ein aktuelles Urteil des OLG Schleswig zeigt, wie riskant falsche Angaben sind: Ein Unternehmen gab an, alle Rechner seien mit Virenschutz und Updates ausgestattet. Tatsächlich stimmte das nicht – nach einem erfolgreichen Angriff verweigerte die Versicherung die Leistung wegen arglistiger Täuschung. Das Urteil unterstreicht: Wer Risiken absichern will, muss vorher die Hausaufgaben machen – und zwar sauber.
Parallel dazu wächst die Sorge, dass IT-Infrastruktur – vor allem Künstliche Intelligenz – zu einem gewaltigen Stromfresser werde. Doch auch hier gilt: Technologie an sich ist nicht das Problem. Es geht um Effizienz, um Nachhaltigkeit, um sinnvolle Planung. Die Internationale Energieagentur prognostiziert, dass sich der Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2030 verdoppeln wird. Bereits heute machen sie rund vier Prozent des deutschen Stromverbrauchs aus. Bis 2037 könnten es zehn Prozent sein.
Aber: Es gibt längst praktikable Antworten. Microsoft baut in den USA Rechenzentren aus Brettsperrholz, um CO₂-Emissionen deutlich zu senken. In Schweden und Frankreich entstehen klimafreundliche IT-Zentren mit Holzkonstruktionen. Noch ein Beispiel: In Finnland nutzt Google die Abwärme seines Rechenzentrums zur Deckung von 80 Prozent des lokalen Fernwärmebedarfs – Microsoft plant Ähnliches in Kooperation mit Fortum. Abwärme als Ressource statt als Verlust – das ist Digitalisierung mit Mehrwert.
Und auch im Kleinen können wir handeln. WLAN-Router laufen still und leise rund um die Uhr – und verbrauchen dabei bis zu 100 Kilowattstunden im Jahr, so viel wie ein kleiner Kühlschrank. Wer Geräte nachts abschaltet, energiesparend einstellt oder effizientere Modelle nutzt, spart Strom – ohne Komfortverlust.
Was wir also brauchen, ist ein digitaler Realismus: Ja, IT verbraucht Energie. Aber mit kluger Planung, technologischem Weitblick und Sicherheitsbewusstsein können wir ihre Potenziale nutzen, ohne in neue Abhängigkeiten oder Gefahren zu tappen. Die Devise lautet nicht Verzicht, sondern Verantwortung. In der Wohnungswirtschaft – wie in der gesamten Gesellschaft.
November 2025, Wohnungswirtschaft digital., Ausgabe Nummer 45 mit neuen Inhalten, auch vertiefende Artikel zum Inhalt meines Editorials.
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Ihr Gerd Warda
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