Wohnen mit Weitblick

Das Suurstoffi-Areal in Risch Rotkreuz, Schweiz, gilt als ein zukunftsweisendes Vorzeigeprojekt in puncto Nachhaltigkeit. Das umfassende Energiekonzept trägt wesentlich zum umwelt- und klimafreundlichen Wohnen bei.
GISELA GARY

Im Kanton Zug, in Risch Rotkreuz, entstand auf rund 100.000 Quadratmeter das Suurstoffi-Areal, ein gemischter Stadtteil, der so gut wie auf fremde Energiezufuhr verzichtet und auf CO₂-Neutralität setzt. Ein ambitioniertes Vorhaben mit mehreren Gebäuden und einer vorbildlichen Freiraumgestaltung. Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf die Energieversorgung des gesamten Areals, sie beinhaltet auch zukunftsgerichtete Umweltfreundlichkeit im Außenraum, Verkehrsanbindung und eine Gewerbe- und Büromieterstruktur mit möglichst hoher Nachhaltigkeitsaffinität.

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Das Suurstoffi-Areal in Risch Rotkreuz ist ein Siedlungsprojekt der Zug- Estates-Gruppe, die Liegenschaften in der Region Zug konzipiert, entwickelt, vermarktet und bewirtschaftet. Für die Zuger Gemeinde ist die Suurstoffi ein Dorf im Dorf, das 2.500 Arbeitsplätze und Wohnraum für 1.500 Personen bietet. Die Energie für das Heizen und Kühlen wird durch Erdspeicher und Gebäudeabwärme generiert, Strom liefern die arealeigenen Solarstromanlagen.

Das Areal ist autofrei, in den unterirdischen Garagen gibt es E-Ladestationen. Das auf dem Suurstoffi-Areal anno 1926 erstellte Acetylen-Dissous-Werk der Sauerstoff- & Wasserstoff-Werk Luzern AG produzierte Gasgemische für die Schweißtechnik und daher leitet sich der Name für das neue Wohnquartier ab. Zwei Backsteinbauten blieben erhalten, wurden saniert und werden nun für den Kindergarten und für Gemeinschaftsaktivitäten genutzt.

Zero-Zero, ökologisch und ökonomisch, war der Strategieansatz der Planer. Martin Jöri, Leiter strategisches Arealmanagement Zug Estates, bestätigt: „Ja, das erste Zero haben wir erreicht – Wärme, Kälte und Warmwasser erzeugen wir aus 100 Prozent erneuerbarer Energie, das zweite Zero stand für die völlige Energieautarkie, die haben wir in enger Auslegung nicht geschafft – aber wir bedienen uns für den zusätzlichen Bedarf an Strom zumindest nur regionaler Quellen über ein Laufwasserkraftwerk.“ Die Autarkie im Bereich Strom schwankt zwischen 15 und 30 Prozent. Heute weiß Jöri, dass die Wärmepumpen etwas überdimensioniert sind und den grössten Strombedarf darstellen.

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Das Suurstoffi-Areal ist ein gemischter Stadtteil in der Schweiz, das Quartier gilt als internationales Vorzeigebeispiel für CO₂-Neutralität und Nachhaltigkeit.

Anergienetz für alle Gebäude

395 Erdwärmesonden in bis zu 280 Meter Tiefe, Erdspeicher, Photovoltaikanlagen für die Gewinnung von Solarstrom und Solarthermie sowie die Nutzung der Gebäudeabwärme versorgen das Areal. Das Anergienetz, ein Niedertemperaturnetz, das die Abwärme nutzt, verbindet alle Gebäude mit dem Erdsondenfeld. Die Verteilung von Raumwärme und Warmwasser erfolgt mit gebäudespezifischen Wärmepumpen.

So wird die überschüssige Raumwärme im Sommer über das Bodenheizungssystem und Kühldecken in die Erdwärmespeicher abgeführt (Freecooling) und dadurch eine Kühlung erzielt. Die gespeicherte Wärme wird im Winter für die Beheizung der Gebäude genutzt.

Auf den Dächern und teilweise an den Fassaden der Gebäude sind Solaranlagen installiert. Rückkühler nutzen die Luftaußentemperatur für eine gezielte Erwärmung oder Abkühlung des Anergienetzes, um damit flexibel auf zukünftige Änderungen von Klima und Gebäudenutzungsmix reagieren zu können. Die Versorgung mit Wärme und Kälte erfolgt über gebäudespezifische Wärmepumpen und Wärmetauscher. Die Miete für eine 3,5-Zimmer Wohnung liegt zwischen 2.000 und 2.500 Franken.

Hochkomplex und gut fürs Klima: Das Suurstoffi- Areal ist mit einem Anergienetz verbunden, es kommen ausschließlich erneuerbare Energien zum Einsatz.

Vertikale Begrünung

Das Gartenhochhaus Aglaya ist ein markanter Wohnturm mit 21 Stockwerken auf 70 Meter Höhe, die vertikale Begrünung sorgt für ein angenehmes Klima. Ramser Schmid Architekten planten das grüne Hochhaus. Rund 140 Solitärbäume, 350 Sträucher, 200 Hecken- und 1.200 Kletterpflanzen sowie rund 14.000 Stauden wurden in fest installierte Betontröge gepflanzt.

Die Integration von Natur in ein Hochhaus – in dieser Art einmalig für die Schweiz – und die effiziente Ressourcennutzung machen Aglaya zu einem Leuchtturmprojekt für Siedlungskonzepte von morgen. Gegossen wird mit dem auf dem Dach gesammelten Regenwasser, welches über Leitungen zu den jeweiligen Balkonbepflanzungen geführt wird. Die Pflanzen werden sensorgesteuert automatisch bewässert und je nach Stockwerk und Fassadenausrichtung mit der richtigen Wassermenge versorgt.

Aktuell arbeitet Zug Estates an der SGNI-Zertifizierung, äquivalent zu DGNB, „denn wir wollen auch auf dem Papier darstellen, dass das Quartier nachhaltig und diese Aussage auch belastbar nachvollziehbar ist“, erläutert Jöri. Klingt nach klimafit und zukunftsweisend – ein Quartier, das mit Sicherheit noch Schule machen wird.

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