Weniger ist oft mehr

Billig, leistbar oder kostengünstig? Weniger ist oft mehr – so lautet die Devise einiger Bauträger, die sich auf preiswerten Wohnraum spezialisiert haben. Die Vielfalt unter den Projekten der Low-cost-Anbieter zeigt das Potential an Einsparungen.
WOJCIECH CZAJA

Wenn von kostengünstigem Bauen für die breite Masse die Rede ist, dann fallen meist Begriffe wie Smart, Superförderung oder Niedrigzins-Darlehen. In den vergangenen Jahren wagen sich einige gemeinnützige Bauträger auch an alternative Modelle heran. Dazu zählen etwa modulare Bauweise, Projekte mit abgespeckter Infrastruktur, Wohnen im Erbbaurecht und die temporäre Nutzung von Restgrundstücken. Doch nicht nur die Gemeinnützigen haben kostengünstige Konzepte im Talon. Auch die gewerblichen Bauträger entwickeln allerlei Kniffe, um der Preisspirale der stetig zunehmenden Bau- und Grundstückskosten zu entkommen und den unteren Einkommensschichten freifinanzierte Billiglösungen anzubieten.

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Das Spektrum der ergriffenen Sparmaßnahmen unterscheidet sich von Errichter zu Errichter und reicht von effizienter Vorfertigung über standardisierte Planungsmethoden bis hin zum antizyklischen Ankauf von Grundstücken. Die Recherche unter den auf billiges Bauen und Wohnen spezialisierten gewerblichen Bauträgern zeigt, dass sich die meisten Unternehmen auf eine klar abgesteckte, aber effiziente Einsparungsstrategie konzentrieren und ihre jeweilige Methode bis zur Perfektion, bis zur absoluten Marktkompetenz optimieren. „Wir wollten den Traum vom eigenen Haus für alle möglich und vor allem leistbar machen“, steht auf der Website der GED Wohnbau GmbH. „Gleichzeitig sollte der richtungsweisende und nachhaltige Baustandard für Passivbauweise aufgegriffen werden. Daher haben wir mit unseren erfahrenen Mitarbeitern und Partnern standardisierte Wohnbaukonzepte ausgearbeitet, die diese Umsetzung möglich machten.“

Einfache Typologie

Im Angebot stehen Einzelhäuser, Doppelhaushälften und gekoppelte Reihenhauszeilen, wobei das architektonische Erscheinungsbild von Typ zu Typ nur wenig variiert wird. Die Typologie entspricht einer zweigeschoßigen Kiste mit großen, punktuellen Fenstertüren im Untergeschoß sowie kleinen, niedrigen Fensterbändern im Obergeschoß. Was die ästhetische Anmutung betrifft, so erinnert die strenge Bauweise mit meist zwei korrespondierenden Farbtönen am ehesten an ein isoliertes, herausgezoomtes Element eines klassischen Sechzigerjahre-Plattenbaus. „Wir werden mit unseren Häusern keinen Schönheitswettbewerb gewinnen und machen damit auch keinen Architekten glücklich, das ist schon klar“, erklärt Jennifer Leitner, Marketingleiterin bei GED. „Aber das ist auch nicht unsere Intention. Wir bauen standardisierte Systemhäuser für Jungfamilien, die sich nach einer preiswerten, von einem Garten umgebenden Alternative zur klassischen Genossenschaftswohnung sehnen.“ Die hier angesprochene Kampfansage an die Wohnung im Verband ist ernst gemeint:

Je nach Gemeinde und Mikrolage liegen die Kaufpreise für ein durchschnittliches GED-Haus inklusive Grundstück zwischen 250.000 und maximal 300.000 Euro. Das Geheimnis dahinter: Die GED bietet fünf Systemgrößen mit 96, 113, 118, 127 und 142 Quadratmetern an. Die Häuser sind standardmäßig mit Laminat (Reihenhaus) sowie Parkettboden (Einzel- und Doppelhaus) ausgestattet. Die restliche Ausstattung ist bewusst schlank gehalten. So gibt es beispielsweise günstige Sanitärgegenstände, einheitliche Fensterformate und lediglich eine Vorbereitung für außenliegende Jalousien, Rollläden oder Raffstores im Sturzbereich. Möchte der Käufer von dieser vorbereiten Maßnahme Gebrauch machen, so muss er dafür in die eigene Tasche greifen. Eine Nachrüstung ist jederzeit möglich.

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Wenig Spielraum

„Die Bauweise ist bis ins kleinste Detail standardisiert und lässt nur wenig Spielraum zu“, erklärt Leitner. „Und tatsächlich sind unsere Kunden mit diesem Angebot in aller Regel sehr zufrieden. Sonderwünsche wie etwa eine andere Verfliesung, andere Bodenbeläge oder eine größere Terrasse werden nur selten nachgefragt. Mehr Freiheiten können wir auch gar nicht bieten, denn zu viele Sonderwünsche würden das Konzept der standardisierten Vorfertigung ad absurdum führen.“
Bislang ist die GED ausschließlich in Niederösterreich tätig und realisierte hier rund 300 Wohneinheiten. Wo es möglich ist, erwirbt die GED stets zwei oder drei Grundstücke in engerer Nachbarschaft und bemüht sich, diese gleichzeitig zu bebauen. Auf diese Weise entstanden in den letzten Jahren auffällige, übers Land verteilte Cluster – wie etwa im Ybbstal, wo in kürzester Zeit GED-Siedlungen in Greinsfurth bei Amstetten, in Kematen an der Ybbs und in Waidhofen an der Ybbs aus der Taufe gehoben wurden.

„Durch vorgefertigte Bauweise, Standardisierung in den Produkten und Zusammenfassen mehrerer Baustellen in einer Region können wir effizient und wirtschaftlich bauen“, so Leitner. Nur so sei man in der Lage, die Ersparnis an die Kunden weiterzugeben. Die genauen Baukosten möchte das Unternehmen jedoch nicht verraten. „Das ist unser Betriebsgeheimnis“, sagt GED-Geschäftsführer Dietmar Geiger. Bei aller Geheimniskrämerei und bei aller baukultureller Kritik, die hier laut und deutlich ausgesprochen werden…

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