Die Nutzung regenerativer Energien, in diesem Fall der Erdwärme, erfreut sich allgemeiner Zustimmung und Beliebtheit. Doch sie ist auch mit Kosten verbunden, mit hohen Kosten, wie manche glauben. Der Bau und Betrieb eines Mehrfamilienhauses in Bischofswerda mit moderner Haustechnik zeigt eindrucksvoll, dass es gerade auch wirtschaftlich sinnvoll ist, oberflächennahe Erdwärme zu nutzen.
Energiewende beginnt im Heizungskeller
Immer wieder stehen sich in den verschiedensten Bereichen Ökologie und Ökonomie vermeintlich unversöhnlich gegenüber. Ganz sicher ist, dass die Ökologie im shk-Bereich stark an Bedeutung zugenommen hat. Wir haben verstanden, dass die Verfeuerung fossiler Brennstoffe, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine sinnvolle Option mehr darstellt. Eine weitere Belastung des Klimas ist nicht länger zu verantworten, gerade dort, wo es praktikable Alternativen gibt. Und wir sollten nicht warten, bis „die Energiewende“ von oben angeordnet wird. Das wäre auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht für die meisten Unternehmen kein kluger Schachzug, denn wer ein „weiter so“ betreibt, bis ihn die Fakten in eine andere Richtung zwingen, der wird der Entwicklung hinterherlaufen, statt sie zu gestalten. Die rechtzeitige planerische und betriebliche Umstellung kann einen Wissensvorsprung generieren, welcher sich bald in Aufträgen und Umsätzen niederschlagen wird. Hinzu kommt das gute Gefühl, mit zeitgemäßer Technik zu arbeiten und dieser Erde etwas Gutes zu tun, was sich übrigens für das Marketing hervorragend nutzen lässt.
Es ist eine allzu menschliche Tatsache, dass wir allem Neuen gegenüber eine gewisse Skepsis hegen, und das ist auch gut so, gerade im Baubereich. Andererseits besteht die dringende Notwendigkeit, neue und bewährte Techniken konsequent einzusetzen, sobald diese tradierte Methoden übertreffen. Während der light + building in Frankfurt zitierte ein erfahrener Bauingenieur einen Lehrsatz aus seiner Jugend: „Was nicht brennt, das heizt auch nicht!“, um anschließend herzlich darüber zu lachen. Früher galt dieser Satz, heute dient er der Belustigung, so schnell kann es gehen.
Ausgaben und Investitionen
Ein weiterer Aspekt, der sich immer wieder bremsend auf die flächendeckende Einführung neuer Technologien auswirkt, sind die Kosten. Wer die Kosten einer Heizungsanlage, die mit (fossilen) Brennstoffen arbeitet, mit denen einer Anlage, welche regenerative Energien nutzt, vergleicht, muss einen Blick auf die Betriebskosten werfen. Während die erste Anlage lebenslang von dem entsprechenden Brennmaterial abhängig ist, welches ungeachtet schwankender Verfügbarkeiten und Preise zugekauft werden muss, erreicht die zweite Anlage annähernd eine Autarkie: Erdwärmekollektoren entziehen der Umwelt die gewünschte Energie, welche eine Sole-Wärmepumpe auf die notwendige Vorlauftemperatur anhebt und in den Heizkreislauf der Flächenheizung einspeist.
Der Strom, welcher zum Betrieb der Wärmepumpe benötigt wird, stammt aus der eigenen Photovoltaikanlage. Einkauf und Lagerung von Brennstoffen fallen hier komplett weg, und zwar über den gesamten Nutzungszeitraum. Die an dieser Stelle eingesparten Kosten sind den Mehrkosten bei der Anschaffung und Installation der Anlage gegenüberzustellen; die Zusatzkosten haben also investiven Charakter und die Anlage arbeitet stetig auf den Tag hin, an welchem sie sich amortisiert haben wird. Bis zu diesem Datum hat sie äußerst ökologisch gearbeitet, ab dann macht sie sich außerdem auch noch ökonomisch bezahlt.
Nachhaltigkeit – nach sieben bis acht Jahren hat sich die Anlage amortisiert
Ein privater Investor im sächsischen Bischofswerda tut sich schwer, eine geeignete Immobilie zu finden und beschließt deshalb, selbst zu bauen. Die so erlangte planerische Freiheit möchte er nutzen, um einige Ideen umzusetzen, die er für sinnvoll hält. So steht von Anfang an fest, dass das Mehrfamilienhaus energetisch optimiert und nachhaltig betrieben werden soll. Dieser Wunsch ergibt sich aus dem eigenen ökologischen Anspruch und (noch) nicht aus ökonomischen Erwägungen. Außerdem möchte der Bauherr seinen zukünftigen Mietern das Abrechnungskonzept einer Warmmiete anbieten.
Er teilt nämlich mit vielen anderen Mietern die eigene Erfahrung, dass eine Aufteilung in Kaltmiete und Heizungskosten nicht sinnvoll ist und den Vergleich verschiedener Wohnungen unnötig erschwert. Hinzu kommt, dass ein Mieter sein zur Verfügung stehendes Geld selbstverständlich lieber anteilig in höherem Maße in die Miete (bessere Lage und Ausstattung) als in eine veraltete Bausubstanz bzw. Heizungsanlage steckt. Außerdem erlangt der Mieter Planungssicherheit, denn die vereinbarte Warmmiete ist verbindlich, unerwartete Nachzahlungen sind nicht zu befürchten, auch nach strengen Wintern nicht. Die Heizkostenverordnung unterstützt diesen unbürokratischen Ansatz; sie verlangt beim Einsatz einer Wärmepumpe in Verbindung mit einer PV-Anlage keine detaillierte Abrechnung. Die einzigen variablen, verbrauchsabhängigen Kosten betreffen den Strom, der über eigene Zähler erfasst wird…