Trinkwasser-Installation – regelmäßiger Wasseraustausch ist Pflicht

Nach den ersten beiden Teilen der Beitragsreihe zu den Themen Funktionskontrolle und notwendige Instandhaltungsarbeiten an Trinkwasser-Installationen geht es im letzten Teil der Reihe um den regelmäßigen Wasseraustausch für den bestimmungsgemäßen Betrieb einer Trinkwasser-Installation, nach DIN 1988-200 B.1.

Um die, in der TrinkwV festgelegten Anforderungen an das Lebensmittel Trinkwasser einhalten zu können, ist ein regelmäßiger Austausch aller Rohrleitungsinhalte notwendig. Besonders in Bereichen wie z.B. der Zuleitung zu Außenzapfstellen, Heizungsnachfülleinrichtungen, Gemeinschaftswaschkellern usw., ist dieser in der Praxis oftmals nicht gewährleitet.

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Der komplette Austausch der Rohrleitungsinhalte muss, nach der DIN 1988-200 und DIN EN 806-5, spätestens alle 7 Tage erfolgen.

In der VDI 6023 Blatt 1 wird für den bestimmungsgemäßen betrieb ein vollständiger Wasseraustausch bereits nach 72 Stunden, also alle 3 Tage gefordert. Eine Verlängerung des Intervalls auf maximal 7 Tage ist hier erlaubt, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Beschaffenheit des Trinkwassers nach TrinkwV erhalten bleibt und keine besonderen Anforderungen an die Nutzung des Gebäudes gestellt werden.

Nach den Planungsgrundsätzen der Normen, hat die Planung einer Trinkwasser-Installation so zu erfolgen, dass bei bestimmungsgemäßem Betrieb, ein für die Hygiene ausreichender Wasseraustausch gewährleistet wird.
Die Praxis zeigt zum einen, dass der geforderte Wasseraustausch nicht alleine nur durch den bestimmungsgemäßen Betrieb gelingt und zum anderen, dass wir zukünftig mehr Anstrengungen brauchen, um dem Betrieber schon bei Planungsbeginn hin zu einer sinnvollen und sicher zu betreibenden Trinkwasser-Installation beraten müssen.

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Die nationale Wasserstrategie, die am 15.03.2023 vom Bundestag verabschiedet wurde, fordert einen bewußteren Umgang mit der auch bei uns knapper werdenden Ressource Trinkwasser.

Dies erfordert schon bei Planungsbeginn, z.B. bei Erstellung des Raumbuches, intensiver auf eine schlanke und betriebssichere Trinkwasser-Installation hin zu beraten.

Schon 1930 wussten bereits unsere Vorfahren in der damaligen Ausgabe der DIN 1988, weniger Entnahmestellen, die dann aber regelmäßig genutzt werden, sichern einen hohen Wasseraustausch und damit sichere Trinkwasserhygiene.

Es gibt viele Beispiele, die für ein schlankes Rohrsystem und einen Wasseraustausch durch den bestimmungsgemäßen Betrieb hilfreich sind. Ich möchte hier nur ein Beispiel geben.

Wir stellen heute die Weichen für die kommenden Jahrzehnte und nicht nur die Energiewende, als zurzeit vermeintlich alles überstrahlende Thema, sondern auch die, wie selbstverständlich wahrgenommen Sicherheit unseres Lebensmittels Trinkwasser, braucht unsere Aufmerksamkeit.

Andreas Stillecke

Eine Außenzapfstelle zur Gartenbewässerung wird gerne auf der Terasse geplant und installiert. Oftmals wird die Zuleitung dann unterhalb der Fußbodenheizung, quer durch das Wohnzimmer verlegt. Wer es gut machen möchte, schleift diese Leitung dann noch ein.

Dies bedeutet in jedem Fall, erhöhte Rohrleitungslängen und -inhalte, mit mehr oder weniger Wärmelast durch die Fußbodenheizung. Durch eine entsprechende Beratung des Betreibers zur Montage der Außenzapfstelle im Bereich des Spülkastens im Gäste-WC oder der Küchenspüle,  könnten erhebliche Rohrleitungslängen und -inhalte eingespart werden. Zudem würde die Wärmelast auf die Trinkwasserleitung sinken und die regelmäßig benutzten Entnahmestellen wie Spülkasten oder Küchenspüle dem normativen Anspruch nach einem für die hygiene Ausreichenden Wasseraustausch durch den bestimmungsgemäßen Betrieb gerecht werden.

Dieses Beispiel zeigt für mich, dass eine gute und fachlich fundierte Beratung sehr hilfreich ist. Denn ein etwas längerer Gartenschlauch, der nach meiner Überzeugung, aus hygienischen Aspekten sowieso nach jeder Benutzung von der Entnahmestelle getrennt werden sollte, ist für den Betreiber günstiger, sicherer und mit geringem Aufwand verbunden. Die hygienischen, ökonomischen und ökologischen Vorteile überwiegen hier für mich deutlich.

Nicht in allen Gebäudenutzungen sind jedoch die Möglichkeiten so offensichtlich und einfach umzusetzen. In komplexeren, großen Gebäuden und bei unterschiedlicher Nutzung, kann hier z.B. mit dem Einsatz eines Strömungsteilers ein Wasseraustausch in der am Strömungsteiler angeschlossenen Ringinstallationen durch nachgeschaltete Nutzung von Entnahmestellen erreicht werden.

In vielen, mit dieser Installationsart ausgestatteten Gebäuden konnte nachgewiesen werden, dass allein durch die nachgeschaltete Nutzung ein vielfacher Wasseraustausch in der Ringinstallation ensteht.

Mit diesem häufigen Volumestromimpuls, wird zum einen die Verweilzeit in den Ringen deutlich verkürzt und zum anderen das erwärmte kalte Trinkwasser abgeführt. In diesen Installationen konnte durchschnittlich eine Temperaturreduzierung um bis zu 4K, gegenüber baugleichen Gebäudeteilen ohne diese Installationsart, erreicht werden.

Schnittmodell dynamischer Strömungsteiler. Foto: Gebr. KEMPER GmbH + Co. KG

Bei durchgeschleifter- oder T-Stück-Installation, ist hingegen auf automatisierte Spülungen an den Entnahmearmaturen auszuweichen., Bei hohen Wärmelasten ist oftmals ein Spülintervall von 2 Stunden oder weniger erforderlich, um die Erwärmung des kalten Trinkwassers abzuführen, was für den Endnutzer inakzeptabel ist. Des Weiteren wird it der Spülung an den Entnahmestellen, oder in einem Spülkasten, das ausgespülte Trinkwasser direkt über die Sanitärgegenstände, der Abwasser-Installation zugeführt.

Auch hier können zentrale Spülventile oder Hygienespülungen punkten, denn das zur Stagnationsvermeidung und Temperaturhaltung ausgespülte  Trinkwasser kann aufgefangen und in eine Zisterne geleitet werden. Das aufgefangene Wasser kann dann ohne Bedenken zur Garten-, Gründach- oder Fassendenbewässerung verwendet werden. Auch andere Nutzungen z.B. für Urinal oder WC-Spülungen sowie technische Anwendungen sind hier möglich.

Schematische Darstellung der Spülwassereinleitung aus Hygienespülungen und der Spülenirichtung der Kaltwasser Zirkulation in eine Zysterne für verschiedene Nutzungen Schema: Gebr. KEMPER GmbH + Co. KG

Auf Basis von Studien- und Messergebnisse ist eindeutig eine Zunahme der Gebäudeeintrittstemperaturen über die letzten Jahre sowie steigende Wärmelasten in den Gebäuden nachgewiesen.

Es ist somit auch nachweisbar, dass die Temperaturhaltung der Kaltwasser-Installation über einen Wasseraustausch durch Spüleinrichtungen nicht dauerhaft unseren Ansprüchen für Trinkwassertemperaturen in den  Regelwerken von ≤ 25°C sicherstellen kann.

In der VDI 6023 Blatt 1 wird unter 5.3.2 der wichtige Hinweis gegeben, dass eine mögliche Überschreitung von 20°C am Gebäudeeintritt bereits bei der Planung zu bewerten ist und z.B. durch Verfahrenskombinationen aus Wasseraustausch und aktiver Kühlung, ein Risiko der Vermehrung von Mikroorganismen zu mindern ist.

Eine Zirkulation in Kaltwasser-Installationen in Verbindung mit einer automatisierten Spüleinrichtung zu berücksichtigen ist die Antwort auf die aktuelle Situation unserer veränderten Randbedingungen. 

Andreas Stillecke.  Er ist ein ausgesprochener Fachmann. Von der HWK Dortmund öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger (ö.b.u.v. SV) für das Installateur- und Heizungsbauer Handwerk. Er hat Meister-Abschlüsse als Gas- und Wasser-Installateur und als Zentralheizungs- und Lüftungsbauer, sowie den Abschluss als Betriebswirt des Handwerks. Dieses Wissen bringt er in seine aktuelle Tätigkeit als Seminarreferent für Trinkwasserhygiene bei der Gebr. KEMPER GmbH + Co. KG, Olpe ein. Aktuelle Informationen zu unterschiedlichen Themen der Trinkwasser-Installationstechnik sowie Lösungen finden Sie auch in unseren Seminaren Seminare, Webinare und Anwenderschulungen (kemper-group.com)

Für einen verantwortlichen Betreiber einer Trinkwasser-Installation ist es oftmals schwer bis unmöglich, die Anforderungen aus den technischen Regelwerken und vor allem den Anforderungen der TrinkwV an das Lebensmittel Trinkwasser, dauerhaft und über den gesamten Jahreszyklus, nur durch die bestimmungsgemäße Nutzung oder automatisierte Spülung, sicher zu stellen.

Fazit:

Der Wasseraustausch sollte eigentlich durch die regelmäßige Nutzung der erforderlichen Entnahmestellen gesichert sein. Die Praxis zeigt jedoch, dass die umfangreichen und ausgedehnten Trinkwasser-Installationen unserer Gebäude gerade hier große Probleme bereiten. Unterschiedlichste Systemlösungen werden am Markt angeboten und auf den Planer und Errichter kommen hier die umfangreichen und durchaus zeitintensiven Beratungen der Betreiber von Trinkwasser-Installationen zu.
Darüber Hinaus sind ökonomische und ökologische Aspekte oftmals nicht einfach mit den hygienischen Anforderungen zu kombinieren.

Es muss das gemeinsame Ziel aller Beteiligten sein, zukunftsfähige und sicher zu betreibende Trinkwasser-Installationen zu planen, zu errichten und zu betreiben.

Nach meiner persönlichen Überzeugung braucht es Mut, Weitsicht und Sachverstand, die vor uns liegenden Herausforderungen zu meistern. Wir müssen die Trinkwasser-Installation neu denken, vielleicht den Blickwinkel verändern und auch die ein oder andere Kundenvorstellung vielleicht umberaten.

Wir stellen heute die Weichen für die kommenden Jahrzehnte und nicht nur die Energiewende, als zurzeit vermeintlich alles überstrahlende Thema, sondern auch die, wie selbstverständlich wahrgenommen Sicherheit unseres Lebensmittels Trinkwasser, braucht unsere Aufmerksamkeit.

Andreas Stillecke

Forum Leitungswasser erscheint in Kooperation mit der Initiative Schadenprävention und  der AVW Gruppe

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