„So ein schönes Wohnen,das grenzt sowieso an ein Wunder!“

Josef Kurka wohnt im ersten Gemeindebau Neu, den die Stadt Wien nach vielen Jahren Pause mit der Wigeba errichtet hat. Die barrierefreie Wohnung im Barbara-Prammer-Hof in Wien-Oberlaa, geplant von NMPB Architekten, ermöglicht ihm ein nahezu eigenständiges Leben.
WOJCIECH CZAJA

„Sechs Jahre lang stand ich auf der Liste für eine geförderte Wohnung der Stadt Wien“, sagt Josef Kurka. „Die ersten beiden Angebote musste ich ablehnen, weil ich keine finanziellen Rücklagen hatte und den Eigenmittelanteil nicht aufbringen konnte. Und dann wurde mir diese Gemeindewohnung hier im Barbara-Prammer-Hof angeboten. Ein Volltreffer!“ Die Wohnung hat 60 Quadratmeter, befindet sich im Erdgeschoß, mit einem kleinen Vorplatz vor der Wohnungstür und sogar einem kleinen Garten auf der Südseite. Über das Gartentor – es gibt einen eigenen Ausgang zur Fontanastraße – ist ein Rosenbogen gespannt, das Grünzeug wächst grün und üppig, irgendwo dazwischen eine Österreich-Fahne, eine Rapid-Fahne, eine Regenbogen-Fahne.

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Seit seiner Geburt, erzählt Josef, hat er eine spastische Lähmung, seine Beweglichkeit ist stark eingeschränkt, er sitzt im Rollstuhl. „Dass ich es überhaupt zu einer eigenen Wohnung geschafft habe und nun ein einigermaßen eigenständiges Leben führen kann, grenzt sowieso an ein Wunder, denn ich bin auf einem abgeschiedenen Bauernhof in Niederösterreich aufgewachsen, meine Eltern haben sich für meine Behinderung so stark geschämt, dass ich mit nur sehr wenigen sozialen Kontakten aufgewachsen bin. Heute leistet mir Micki, mein Schäferhund, der sonst im Tierschutzheim gelandet wäre, Gesellschaft. Vor allem aber habe ich ein tolles Netzwerk an Freunden, Bekannten und Nachbarn, die immer wieder einspringen, wenn ich Hilfe benötige.“

Endlich eigenständig

Als Josef 2019 eingezogen ist, in den damals ersten Gemeindebau Neu, den die Stadt Wien nach langer Pause wieder eigenständig errichtet hat, hier in Wien-Oberlaa, haben seine Freunde Geld zusammengelegt und beschlossen, die Einrichtung beizusteuern „Wir sind zum Ikea gefahren, und haben groß eingekauft, Küche, Waschmaschine, die gesamte Wohnzimmermöblierung, denn ich habe davor in einer betreuten WG gewohnt, hatte keinerlei private Möbel. Liebe Leute, Ihr seid ein Wahnsinn, ich danke Euch von ganzem Herzen! Ohne Euch hätte ich das nicht geschafft!“

Finanziell geht sich alles knapp, aber doch aus, sagt der 61-Jährige, dem man sein Alter beim besten Willen nicht ansieht, ein Grinsen von einem Ohr zum anderen. „Mit dem Pflegegeld, dem Kindergeld und meiner Mindestpension geht sich das gut aus. Und natürlich bin ich auch auf Hilfe des Fonds Soziales Wien angewiesen. Dieser zahlt mir einen Teil meiner Assistenten, die mich im Alltag beim Essen, Trinken und bei der Körperhygiene unterstützen. Jetzt muss ich nur noch Wohnbeihilfe beantragen, aber das ist ein großer bürokratischer Aufwand mit vielen Dokumenten – für jemanden wie mich ein ziemlich großes Handicap. Hoffentlich wird das noch was!“

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Seine liebste Freizeitbeschäftigung? Quer durch Wien fahren, Freunde besuchen, ins Hanappi-Stadion gehen. „Ich bin zum Glück recht mobil. Ich habe einen elektrischen Rollstuhl, und wenn ich richtig draufdrücke, dann rolle ich damit allen davon! Einmal bin ich sogar schon allein zum Fußball-Match nach Hütteldorf gefahren.“ Josef grinst. Zu wem er hält? Was für eine Frage! Das sei doch wohl glasklar.

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