Smarte Thermostate: Erste Mietererfahrungen

Smarte Thermostate versprechen Energieeinsparungen ohne Komfortverlust. Mieter und Vermieter – Teilnehmer eines deutschlandweiten Pilot-Projekts der noventic group Unternehmen – berichten über erste Erfahrungen mit der digitalen Technik.

Vor drei Jahren sind Amy (68) und Frank Wattendorff (74) aus ihrer zu groß gewordenen Eigentumswohnung in eine denkmalgeschützte Genossenschaftsmietwohnung in Hannover umgezogen. Hinter den historischen Backsteinfassaden hat sich das Paar behaglich eingerichtet.

- Anzeige -

Für die richtige Wohlfühltemperatur sorgen smarte Thermostate, die die Hamburger Unternehmensgruppe noventic im Rahmen eines Leuchtturmprojekts zusammen mit seinen Spezialisten tado° und KALO im November 2022 installiert hat.

Die Mieter Amy und Frank Wattendorff steuern ihren Heizenergieverbrauch nun aktiv über smarte Thermostate und sparen damit Energie und CO2 ohne Komfortverlust ein. Quelle: noventic group

Die Mietwohnung der Wattendorffs ist Teil der zweiten, bundesweit angelegten Pilot-Phase für die aktuelle Heizperiode 2022/23. Hierbei sollen die in der ersten Phase des Projekts gewonnenen Einsparergebnisse verifiziert sowie mehr über die Nutzer- und Kundenakzeptanz erfahren werden. Denn beim Thema Energiewende ist klar: Ohne die Wohnungswirtschaft geht es nicht, ohne den Mieter aber auch nicht.

- Anzeige -

Ihm müssen entsprechende Instrumente zur individuellen Eigenverantwortung an die Hand gegeben werden, mit denen er seinen eigenen Energieverbrauch überprüfen und ggf. entgegensteuern und verändern kann – sodass Einspareffekte zusätzlicher kostspieliger energetischer Modernisierungen auch zum Tragen kommen. Dazu wurden Liegenschaften von 14 Wohnungsunternehmen in Deutschland mit smarten Thermostaten von tado° ausgestattet. Die Ergebnisse aus der laufenden Phase werden im ersten Halbjahr 2023 präsentiert, der Rollout ist für die zweite Jahreshälfte geplant.

Energieeinsparungen in Mehrparteienhäusern von 22 Prozent

Lösungen von tado° sind bereits seit zehn Jahren in Einfamilienhäusern erfolgreich in Betrieb. In über 400.000 Haushalten wurden bisher über zwei Millionen smarte Thermostate installiert. Ihre Aufgabe: Durch intelligente Steuerung Heizenergie und CO2 einzusparen, um ohne Komfortverluste für mehr Energieeffizienz und damit auch Wirtschaftlichkeit zu sorgen.

Dabei helfen die umfassende Verbrauchstransparenz, die in einer App dargestellt wird, und darauf aufbauende, smarte Steuerungslösungen für die Heizkörper. Die Wirksamkeit spricht für sich: In den privaten Haushalten konnten im Mittel Energieeinsparungen von 22 Prozent erreicht werden – dank Assistenzfunktionen wie temperaturgenauer Heizkörpersteuerung ohne Überschwingen, einer adaptiven Nachtabsenkung, raumbezogenen Zeitplänen oder Fenster-offen-Erkennung.

Diese positiven Effekte sollen – ergänzt um die Erfahrungen der aktuellen Pilot-Phase – nun auch als feste Größe in der Wohnungswirtschaft Einzug halten, denn: Mehr als die Hälfte des Wohngebäudebestands in Deutschland sind Mehrparteienhäuser. Die drängenden Klimaschutzziele sind nur dann erreichbar, wenn auch alle Energieeinsparpotenziale von Mehrfamilienhäusern genutzt werden.

Um dieses Gebäudesegment allerdings erfolgreich zu erschließen, muss diese Lösung auch den hohen wohnungswirtschaftlichen Ansprüchen entsprechen. In erster Linie muss sie zu den sehr unterschiedlichen Nutzer-Anforderungen der deutschen Mieterschaft passen: Das betrifft die Themen Datenschutz bzw. den Einsatz von Daten als Effizienz-Enablern genauso wie die Mieterbereitschaft, digitale Lösungen in den eigenen vier Wänden als Unterstützung im Alltag anzuerkennen.

„Das Einstellen der einzelnen Heizkörper ist wirklich unkompliziert“

Frank Wattendorff

Einstellung einfach per App

Hierbei sind intuitiv und einfach zu bedienende Tools ein Muss. Bei den smarten Thermostaten, die die Mieter für den eigenen Energieverbrauch sensibilisieren, erfolgt dies über eine übersichtlich strukturierte App. Dort wird ihr individueller Energieverbrauch leicht verständlich per App visualisiert. Auch die Steuerung der Raumtemperatur erfolgt über sie. „Das Einstellen der einzelnen Heizkörper ist wirklich unkompliziert“, sagt Frank Wattendorff.

Das Wohnzimmer, die beiden Arbeitszimmer und das Schlafzimmer steuert das Paar individuell an. Um 23 Uhr regeln sich sämtliche Heizkörper automatisch herunter. Das Bad wird sogar nur zwischen acht und elf sowie von 21 bis 23 Uhr geheizt. „Wir haben das so programmiert, wie es unserer täglichen Routine entspricht“, sagt Frank Wattendorff, der sich davon „eine spürbare Entlastung bei den Heizkosten“ verspricht. Gern nutzt das Paar die App auch auf Reisen. Während der Abwesenheit bleibt die Heizung heruntergeregelt.

„Wir stellen sie dann auf der Rückfahrt wieder an und haben es angenehm warm, wenn wir ankommen“, sagt Amy Wattendorff: „Das ist ein enormer Vorteil, denn dadurch sparen wir spürbar Energie und Heizkosten ein“. Für die pensionierte Sozialpädagogin spielen neben den Kosten auch der kleinere CO2-Fußabruck eine Rolle: „Wir sind ökologisch denkende Menschen, deswegen ist es uns wichtig, unsere Emissionen zu reduzieren.“

Die intelligente Lösung bezieht den Mieter Frank Wattendorff beim Energiesparen und Klimaschutz aktiv ein und geben ihm Steuerungsmöglichkeiten an die Hand. Quelle: noventic group

Spezielle Lösungen für manuellen Betrieb

Aber auch digital weniger affine Personen können von den Vorteilen der smarten Thermostate profitieren, denn sie sind auch ohne App und die Speicherung personenbezogener Daten funktionsfähig und effizienzsteigernd. Damit stehen zwar nicht alle Funktionen der voll digitalen, durch die Mieter-App gesteuerten Variante zur Verfügung, aber auch hier profitieren die Bewohner von „Effizienzroutinen“, die lokal ohne Cloud- oder App-Unterstützung funktionieren.

So unterstützen die smarten Thermostate beim sinnvollen Energiesparen etwa durch das automatische Schließen der Ventile während des Lüftens, und die Raum-Zeit-Pläne werden von den Monteuren des wohnungswirtschaftlichen Dienstleisters KALO bei der Installation direkt angelegt. Die Mieter können dabei stets auch weiterhin manuell am Thermostat regulieren, jetzt allerdings temperaturgenau.  

Analyse per App

Der technisch interessierte ehemalige Arbeitswissenschaftler und Diplom-Ingenieur Frank Wattendorff schätzt genau diese Transparenz, die ihm die smarten Thermostate hinsichtlich des Verbrauchs einzelner Heizkörper bieten, und die Informationsbereitstellung in der App. „Ich kann genau ablesen, wie viel Wärme in einem Raum verbraucht wird. Wir konnten sehen, dass wir im Bad einen viel zu hohen Verbrauch haben“, berichtet Wattendorff.

„Das ist natürlich hilfreich, wenn man das erkennt.“ Smarte Thermostate können allerdings noch viel mehr, so erkennen sie zum Beispiel auch eine zu hohe Feuchtigkeitskonzentration in der Raumluft und warnen die Bewohner per Push-Benachrichtigung über die App bei kontinuierlich hoher Luftfeuchtigkeit.

Steffen Karg, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Letter eG, freut sich über die Möglichkeit, dass jetzt auch die Mieter bei der Reduzierung des CO2-Fußabdrucks der Gebäude aktiv teilhaben können. Quelle: noventic group

Energie einsparen, ohne auf Komfort zu verzichten

Die positiven Erfahrungen der Wattendorffs mit smarten Thermostaten bestätigt Steffen Karg. Als Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Letter eG verwaltet er im niedersächsischen Seelze 256 Wohnungen in 36 Häusern, darunter ebenfalls ein Leuchtturmprojekt. Er berichtet gleichfalls von positivem Feedback seitens der Mieter. „Der größte Vorteil der smarten Thermostate für Mieter ist aus meiner Sicht, dass diese ihm die Möglichkeit geben, selbst etwas zu tun“, sagt Karg.

Der Mieter müsse nicht darauf warten, „dass vielleicht der Vermieter etwas unternimmt. Er steht dem Thema Heizkostensparen nicht hilflos gegenüber“. Als weiteren Pluspunkt wertet Karg, „dass unsere Mieter Energie sparen können, ohne auf ihren gewohnten Komfort verzichten zu müssen.“

Vorteile gekonnt vernetzen

Aber auch die bereits oben benannten Vorteile und weitere sind für die beteiligte Wohnungsgenossenschaft nicht zu unterschätzen: Die wohnungswirtschaftlichen Montage-, User-Onbording- und Wartungsprozesse sind Teil des Angebots. Das heißt: Lange Wartezeiten auf verfügbare Handwerker oder die Anschaffung neuer, teurer Heiztechnik inklusive langer Wartezeiten sind kein Thema mehr.

Die smarten Thermostate werden über professionelle, stabile und sichere Funknetze gemäß aktueller Datenschutzbestimmungen betrieben. Damit steht einer gebäudeweiten Vollausstattung nichts im Weg. Auch der Abschlussbericht des Forschungsprojekts BaltBest, gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium, zeigte im letzten Jahr: Smarte Thermostate sind der beste Weg, maximale Energieeffizienz auf Liegenschafts- und Gebäudeebene zu schaffen, ohne dem einzelnen Mieterhaushalt die Freiheit zur individuellen Ausgestaltung der Zimmertemperaturen in seinem Zuhause zu nehmen.

Damit sind sie ein sicherer, effektiver und schnell umsetzbarer Hebel, um Wohnraum bezahlbar zu halten und Gebäude in bessere Energieklassen zu heben.

Thomas Ahlborn

Lesen Sie die nächsten Artikel dieser Ausgabe

Lesen Sie Artikel zum selben Thema