Mit Mut und Experimentierfreude

Die diesjährigen Architekturtage provozieren Planer:innen, Ausführende wie auch Bauherr:innen: Mit dem Titel „Geht’s noch? Planen und Bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“ bringen die Veranstalter, die Bundeskammer der Ziviltechniker:innen und die Architekturstiftung Österreich, die aktuelle Situation auf den Punkt.
GISELA GARY

Vom 7. bis 8. Juni 2024 finden die mittlerweile 12. Architekturtage statt. Ziel der Architekturtage ist es, die vielfältigen Aspekte von Architektur und Baukultur einer breiten Öffentlichkeit möglichst niederschwellig näherzubringen. Ein besonderer Event, der heuer nicht nur die Bau- und Immobilienwirtschaft aufrütteln will. Der Titel „Geht’s noch? Planen und bauen für eine Gesellschaft im Umbruch“ verspricht ein kontroverses Programm.

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Vermittlung und Dialog stehen im Mittelpunkt des gemeinsam von der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen und der Architekturstiftung Österreich veranstalteten und von den Architekturhäusern umgesetzten Festivals: An jeweils zwei Tagen gleichzeitig in allen Bundesländern wird der Austausch zwischen Öffentlichkeit und Fachwelt durch unterschiedlichste Formate angeregt: Kuratierte Gebäudetouren, geführte Stadtspaziergänge, Gespräche mit Architekturschaffenden, Podiumsdiskussionen, Programmpunkte für Kinder und Jugendliche, künstlerische Interventionen, Filmvorführungen und vieles mehr tragen zu einem umfassenden Architekturerlebnis bei.

„Die Architekturtage 2024 wollen einem breiten Publikum vermitteln, welche beispielhaften Lösungsansätze es für zukunftsweisendes Planen und Bauen gibt. Spannend ist auch zu zeigen, wie sich das Berufsbild der Architekt: innen verändert, das neue Kompetenzen und Kooperationen in Bezug auf Ökologie und Nachhaltigkeit verlangt“, erläutert Christian Kühn, Vorstandsvorsitzender der Architekturstiftung Österreich und Professor für Gebäudelehre an der Technischen Universität Wien.

Umdenken in Architektur und Baukultur ist die Botschaft der Architekturtage. Klimawandel, Ressourcen, Ökologie, Ökonomie, Soziales und Ästhetik prägen die Bauschaffenden. Welche Rolle Architektur und Baukultur vor dem Hintergrund der globalen Entwicklungen spielen und welche Lösungen sie anbieten können, steht für Barbara Frediani-Gasser, Präsidentin des Vereins der Architekturtage und Vorstandsmitglied der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen, unter dem Stichwort, die Welt ist im Umbruch, im Zentrum:

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„Die Klimakrise macht uns allen deutlich, dass ein Wandel im Bereich des Bauens dringend notwendig ist. Bei den Architekturtagen 2024 geht es um den Umgang mit dem Gebäudebestand, die Entwicklung von lebenswerten Quartieren und die Gestaltung der Grün- und Freiräume, aber auch Mobilität, Kreislaufwirtschaft und Energieraumplanung werden im Sinne unserer Verantwortung für ein klimafittes Bauen thematisiert.“

Wir müsse jede Chance der positiven Einflussnahme ergreifen.

Marie-Theres Okresek

Die Welt im Umbruch

Im Rahmen „Open-studio24“ öffnen wieder viele Architekt:innen und Ingenieur: innen in allen Bundesländern ihre Büros und Ateliers für einen besonderen Einblick. Zusätzlich gibt es den „Opencall24“, ein Aufruf an alle ab 16 Jahren, kreative Ideen, Projekte oder Beiträge im Bereich der Baukultur einzureichen und damit Teil der Architekturtage 2024 zu werden. Jede und jeder hat die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und ihre/seine Ideen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Einreichungen für den Opencall24 sind noch bis 8. Mai 2024 unter www.architekturtage.at möglich.

Volksschule Anif in Salzburg: Der gemeinnützige Bauträger Salzburg Wohnbau realisiert hier ein Vorzeigesanierungsprojekt mit hohem Recyclinganspruch.

Klimawandel und Nachhaltigkeit

Zur inhaltlichen Schärfung und Erweiterung der Wirkungskreise in der Kommunikation werden heuer erstmals sogenannte Themenbotschafter:innen das Team unterstützen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die für die Architekturtage nach außen wirken. Sie vermitteln und repräsentieren durch ihr Auftreten die Bedeutung, die Position, das Format und das Thema der Architekturtage.

Bettina Leidl, Direktorin des MuseumsQuartier Wien, begeht aktuell neue Wege in puncto Klimawandelanpassung im historischen Bestand: „Klimawandel und Nachhaltigkeit sind die bestimmenden Themen unserer Zeit. Die Architektur- und Baubranche kann einen essenziellen Beitrag zur gesellschaftlichen und ökologischen Transformation leisten, die wir ihn auch im MuseumsQuartier leisten. Mit Maßnahmen wie der Begrünung der MQ-Höfe, Fassadenbegrünungen, dem Ausbau von Photovoltaik, Kreislaufwirtschaft sowie dem verantwortlicher Umgang mit Ressourcen kann die Transformation sichtbar gemacht werden. Dafür müssen wir nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch Vorbild sein – die Architekturtage 2024 bieten dafür die optimale Gelegenheit.“

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind die bestimmenden Themen unserer Zeit.

Bettina Leidl

Marie-Theres Okresek, Landschaftsarchitektin, engagiert sich ebenso ganz im Sinne für mehr Baukultur: „,Geht’s noch?‘ drückt ziemlich gut aus, was wir auch von bauchplan):( seit Jahren empfinden. Wir wissen um den Beitrag des Bausektors zur Klimakrise und wir haben Strategien, um mögliche Lösungswege zu verfolgen. Dennoch machen viele ,business as usual‘. Geht’s noch? Wir müssen jede Chance der positiven Einflussnahme ergreifen, nicht eine einzige darf ungenutzt verstreichen! Lasst uns eine neue Risikokultur mit Mut zum Experiment etablieren.“

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