HEIKOM 2025: Wie die Energiewende im Gebäudealltag organisiert wird

Volle Gänge, konkrete Projekte, wenig Buzzword-Bingo: Die HEIKOM 2025 in Erfurt zeigte, wie Digitalisierung im Bestand sich heute schon rechnet. Rund 60 Aussteller boten einen schnellen Überblick über praktikable Lösungen; gut 1.000 Besucherinnen und Besucher sorgten für dichte Gespräche an den Ständen. Die Messe positioniert sich als Branchentreff für digitales Energie- und Gebäudemanagement, genau an der Schnittstelle zwischen Immobilienwirtschaft, Sensorik- und Softwareanbietern sowie Energie- und Messdienstleistern.

In seiner Eröffnungsrede setzte DEUMESS-Vorstand Hartmut Michels den Rahmen: Die HEIKOM wächst – fachlich wie räumlich – und bleibt Marktplatz für Lösungen, nicht nur für Wärme und Wasser, sondern zunehmend auch für Stromthemen im Gebäude. Die Stimmung in der Branche sei solide, die Regulierung gebe Verlässlichkeit; zugleich beschleunigen Automatisierung und KI den Wandel. Das sei eine Chance gerade für Messdienste, die Zugang zu Eigentümern und zur Gebäudetechnik haben.

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Inhaltlich spannte das Programm den Bogen von Mieterstrom über Datenfernauslesung bis zu Abrechnung und Service. Für die Wohnungswirtschaft wichtig: Mieterstrom-Modelle, die ohne bürokratische Hürden auskommen (PIONIERKRAFT), Ansätze, die E‑Mobilität in wirtschaftliche, abrechnungsfähige Gesamtkonzepte integrieren (Smart‑Red), sowie Partnerschaften, die digitale Schnittstellen in der Energiewirtschaft zusammenbringen (EINHUNDERT/Officium). „Mieterstrom“ meint dabei die lokale Versorgung von Mieterinnen und Mietern mit vor Ort erzeugtem Solarstrom – mit Potenzial für geringere Nebenkosten und höhere Akzeptanz, sofern Zähler, Abrechnung und Rechtssicherheit passen.

Sehr nachgefragt: die Panels zur „intelligenten Datenerfassung“. Dahinter steckt die Fernauslesung von Zählern – etwa für Wärme, Wasser und Strom – über Funkstandards wie Wireless M‑Bus oder das Weitverkehrsnetz LoRaWAN. Ziel ist Interoperabilität (Stichwort OMS 5), damit Geräte unterschiedlicher Hersteller zusammenarbeiten und Daten ohne Medienbruch in Abrechnung und Energiemanagement fließen. Anbieter wie WEBDYN, Sontex, Elvaco, QUNDIS, später auch Relay, pironex, solvimus und Engelmann zeigten, wie sich Datenhoheit, Batterielaufzeit, Funkreichweite und Schnittstellen im Bestand ausbalancieren lassen. Für Praktiker heißt das: weniger manuelle Ablesung, weniger Fehler, mehr Transparenz – und damit eine belastbare Datengrundlage für Investitionsentscheidungen.

Auf der Software‑Seite ging es um Effizienz statt Großumbau: KUGU präsentierte Energieoptimierung ohne teure bauliche Maßnahmen; Green Fusion den „digitalen Heizungskeller“, der Heizungsanlagen, PV und Speicher über eine Plattform steuert; baeren.io zeigte, wie sich Heizkosten auch auf Fremdgeräten abrechnen lassen – ein Thema der neuen Heizkostenverordnung und ihrer geforderten Interoperabilität. CEOS und arasys adressierten die strategische Ebene: weg von Insellösungen, hin zu offenen, skalierbaren Plattformen mit hohem Automatisierungsgrad – ein Punkt, der vielen Bestandshaltern hilft, Prozesse zu verschlanken und Compliance zu sichern.

Die erste HEIKOM, die neue Fachmesse für digitales Energie- und Gebäudemanagement bot den mehr als 1.000 Teilnehmern viel Raum zum Netzwerken. Foto: DEUMESS

Operativ greifbar waren zudem Sicherheit und Auftragsabwicklung: Ei Electronics demonstrierte, wie sich Montage und Wartung von Rauchwarnmeldern systematisch steuern lassen; AssetWork („Monteure per Mausklick“) digitalisiert die Beauftragung bis in Lager- und Montageströme. Dazu kam eine nüchterne Einordnung zu KI aus der Praxis (craft IT): Nicht „ob“, sondern „wie“ – und vor allem „wo“ KI heute schon repetitive Aufgaben übernimmt, ohne die Fachkenntnis der Teams zu ersetzen. Die OMS‑Gruppe erläuterte die neue OMS‑5‑Generation inklusive Lizenzfragen – für Entscheider wichtig, weil sie Standardsicherheit beim Geräteeinkauf schafft.

Dass HEIKOM und DEUMESS die Energiewende aus der Region denken, blieb mehr als ein Slogan: Der Verband vernetzt über 200 meist mittelständische Mitgliedsunternehmen, die mit ihrer Mess‑ und Datenkompetenz bereits mehr als 4,4 Millionen Wohnungen erreichen – ein Pfund, wenn es darum geht, Verbrauchstransparenz zu schaffen, Technik zu steuern und Investitionen wirksam zu machen. Die auf der Messe betonte Innovationspartnerschaft, u. a. mit Fraunhofer und einem begehbaren „Smart‑Haus“-Setup, zeigt, wohin die Reise geht: Lösungen erlebbar machen und in die Fläche bringen.

Fazit nach zwei Tagen zwischen Bühne und Ständen: Die HEIKOM 2025 liefert der Wohnungswirtschaft pragmatische Antworten – von der Datenbasis über die Abrechnung bis zum operativen Betrieb. Wer Dekarbonisierung ernst meint, findet hier Bausteine, die ohne „Big Bang“ funktionieren: interoperabel, skalierbar, abrechnungsfest. Wir bereiten die Inhalte jetzt auf – mit Nachberichten, Einzelartikeln zu den Vorträgen und einem Überblick über die zentralen Pain Points und Lösungswege – in unserer digitalen Sonderausgabe als Medienpartner der HEIKOM.

Kristof Warda

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