Handlungsfelder für eine digitale Ethik in der Wohnungswirtschaft – Sieben Fragen an GdW-Präsident Axel Gedaschko

Kaum eine Branche hat den Zugriff auf so viele personenbezogene Daten wie die Wohnungswirtschaft. In dem Maße, in dem digitale Lösungen Mieterverhalten, die Kommunikation zwischen Vermieter und Mieter und die Nutzung elektronischer Services erfassen und die erzeugten Daten verarbeiten, stellt sich die Frage, welche Regeln die Branche für einen verantwortlichen Umgang damit aufstellen sollte. Auch für die Wohnungswirtschaft stellt sich also die Frage nach einer „Digitalen Ethik“. Wir haben dazu mit Axel Gedaschko, dem Präsidenten des Spitzenverbandes GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., ein Gespräch im Rahmen des diesjährigen Aareon Kongresses führen können.

Mit der Studie „Wohntrends 2035“, die der GdW Ende letzten Jahres zusammen mit InWIS und „Analyse & Konzepte“ vorstellte, wurde noch einmal deutlich: Die Digitalisierung verändert das Wohnen nachhaltig. Bei der Studienpräsentation sprachen Sie davon, dass das Wohnen sogar „revolutioniert“ werde. Wenn wir also künftig in Sachen Wohnen noch mehr als bislang mit Datenströmen zu tun haben werden: Welche zentralen ethischen Implikationen sehen Sie, die sich für Verantwortliche in der Wohnungswirtschaft ergeben? Gibt es so etwas wie eine „Digitale Ethik des Wohnens“?

Axel Gedaschko: Wenn man es optimistisch formuliert, könnte man sagen: Es gibt bereits eine ungeschriebene Ethik, die sich aus dem Grundverhältnis zwischen Mieter und Vermieter ergibt – auch wenn dieses Verhältnis mal besser und mal schlechter ausfallen kann. Dieses traditionelle Miteinander und Miteinanderauskommen reicht aber natürlich nicht aus, um daraus eine konkrete Ethik auch in Zeiten der Digitalisierung darzustellen.

Viele Wohnungsunternehmen sind derzeit in einem Findungsprozess, wie eigentlich ihre künftige Rolle in diesem Themenfeld aussieht. Allen ist klar, dass etwas grundlegend Neues passiert. Wir haben als Verband vor diesem Hintergrund eine Unternehmensbefragung zum Thema Digitalisierung durchgeführt. Hier wurde deutlich, dass eine erkennbar größere Zahl an Unternehmen als noch vor zwei Jahren dieses Thema anpacken will. Das ist eindeutig eine Frage der Unternehmensgröße und der sich hieraus ergebenden Personalkapazitäten, die zur Verfügung stehen. Gleichwohl gibt es auch einige kleinere Unternehmen, die viel weiter fortgeschritten sind als manche „Große“. Die Aufgabe für die Unternehmen wird es sein, einen eigenen „digitalen Weg“ zu finden und zu prüfen, welche Rahmenbedingungen hier gelten – einige Dinge wie etwa der Datenschutz sind gesetzlich definiert und geben dabei Orientierung.

Bleibt noch der Mieter. Wir haben im Rahmen eines großen Feldversuchs zum Themenfeld „Smart Home & Energieeffizienz“ festgestellt, dass es trotz der kostenlosen Bereitstellung der nötigen Sensorik bei Mietern auch Misstrauen gegenüber diesen Technologien gibt. Der Grund: Sie fürchten eine Überwachung. Das zeigt, dass man den Menschen vorher transparent kommunizieren muss, was genau mit den erfassten Daten passiert und was nicht. Wichtig ist es aber zu zeigen, wo die Grenzen im Umgang mit den Daten liegen und wie sich die Verantwortlichkeit im Konkreten darstellt.

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In gesellschaftlichen Debatten, zuletzt auch in der Politik, konnte man in jüngster Zeit wiederholt und sehr deutlich sehen, dass es unterschiedliche digitale Generationen gibt, mit unterschiedlichen digitalen Biografien. Wie können wir diese Vielfalt der Erfahrungen und Erwartungen an die Digitalisierung unter einen Hut bringen? Ist das eher eine Aufgabe für die Politik – oder auch konkret für die Wohnungswirtschaft, auch im Dialog mit den Mietern?

Axel Gedaschko: Die Politik muss zunächst einen verständigen Rahmen setzen, der Vertrauen schafft, der Dialoge und Debatten nicht abwürgt und dabei hilft, dass neue digitale Lösungen und der Diskurs darüber für den Einzelnen überschaubar bleiben. Unternehmen müssen ihrerseits eine Strategie fahren, die die vielen Facetten der Digitalisierung berücksichtigt. Natürlich wird man es mit Menschen zu tun haben, die beispielsweise aus Altersgründen sagen „Meine Welt ist das nicht, ich möchte diese Angebote nicht nutzen“. Sie können 80-jährige ja nicht dazu zwingen, das Internet zu nutzen und ihnen signalisieren, sie finden anderenfalls als Mieter gewissermaßen nicht mehr statt. Hier wird man eine Übergangsstrategie fahren müssen, um die unterschiedlichen Generationen zu erreichen: Auf der einen Seite führt man neue digitale Lösungen ein und auf der anderen Seite bleiben klassische Kontakt-Kanäle noch bestehen, sei es die telefonische Erreichbarkeit oder der persönliche Termin…

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