ESG: Intelligentes Datenmanagement für mehr Effizienz und Nachhaltigkeit

Die Wohnungswirtschaft hat einen signifikanten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck. Schließlich entstehen knapp 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen allein durch die Bau- und Gebäudewirtschaft, wie aus einem Bericht der UNO hervorgeht. [KV1]  Für eine ESG-konforme Steuerung sind Daten eine wichtige Basis.

Die Erfassung der relevanten Daten, die Planung eines Klimapfads und die anstehenden Reportingpflichten stellen aktuell jedoch große Herausforderungen dar. Wohnungswirtschaft heute hat zu diesem komplexen Thema mit Anke Morlath, Produkt- und Partnermanagerin Nachhaltigkeit bei Aareon, und Dr. Manuel Lindauer, Produktdesigner bei der Aareon-Tochtergesellschaft CalCon, gesprochen.

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Für welche Zwecke benötigen Immobilienunternehmen im ESG-Kontext Daten?

Anke Morlath: Es gibt eine Vielzahl an Themen, für die es wichtig ist, relevante Daten zu haben. Ein wichtiger Aspekt ist die Fragestellung rund um die EU-Taxonomie. Als ein Beispiel möchte ich hier das Thema Banken anführen. Wird beispielsweise Kapital für Investitionen benötigt, muss man heute einer Bank auch Nachhaltigkeitsinformationen mitgeben, damit bewertet werden kann, wie grün die Immobilie ist.

Dr. Manuel Lindauer: Ein weiterer Punkt ist, dass Unternehmen einen Klimapfad entsprechend dem Klimaschutzgesetz aufbauen müssen. Dafür werden Daten und zwar verbrauchsbasierte Daten benötigt, um den aktuellen Verbrauchsstatus des Gebäudes darzustellen. Aber auch energiebedarfsorientierte Daten halten wir für wichtig. Damit kann ermittelt werden, welches entsprechend der Gebäudehülle und der vorhandenen Anlagentechnik der aktuelle Energiebedarf wäre und ob dieser mit dem ermittelten Energieverbrauch übereinstimmt. Auf dieser Basis können zukünftige Verbrauchsschätzungen getroffen werden.

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Anke Morlath:  Daten werden auch für ein effizientes Energiemanagement benötigt. Es wird immer relevanter zu wissen, wie entwickeln sich meine Energiedaten, wie sind Energieströme, um hierauf basierend Effizienzen zu heben. Kennziffern werden zudem immer wichtiger für das Reporting. Hier möchte ich neben dem Nachhaltigkeitsbericht insbesondere das CSRD-Reporting (Corporate Sustainability Reporting Directive) anführen. Das ist eine große Herausforderung. Dem Reporting geht eine Wesentlichkeitsanalyse vorweg, die ermittelt, welche Daten überhaupt gesammelt werden müssen. Für den Aufbau und die Implementierung dieses Reportings sollte man sich ausreichend Zeit nehmen.  

Welche verschiedenen Datentypen gibt es überhaupt?

Anke Morlath:  Es kann nach E-, S- und G-Daten unterschieden werden – entsprechend ESG. Lassen Sie uns auf den Bereich der E-Daten fokussieren. Hier gibt es beispielsweise die EED-Daten, die monatlich dem Mieter bzgl. des Verbrauchs an Heizung und Warmwasser zur Verfügung gestellt werden müssen. Neben diesen Daten zu Heizung und Warmwasser, die quasi aus der Wohnung kommen, gibt es auch zahlreiche Energiedaten, die aus dem Keller kommen. Hier stehen einem heute durch das Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz mehr Daten zur Verfügung, die für den Klimapfad als Startpunkt dienen können, zum Beispiel zum Wärme- und Gasverbrauch.

Dr. Manuel Lindauer ist Produktdesigner bei der Aareon-Tochtergesellschaft CalCon. Foto: Astrid Eckert

Dr. Manuel Lindauer: Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Datenquellen, wie zum Beispiel die aus den Energiebedarfsausweisen. Hier sind wichtige Gebäudedaten enthalten, die u.a. für energetische Sanierungen berücksichtigt werden können. Diese Daten liefern Informationen Massenermittlung einer Immobilie. Und dann gibt es noch Daten zur Anlagentechnik einer Immobilie. Diese Daten liefern eine wichtige Grundlage, wenn es darum geht, die Kosten für konkrete Maßnahmen zur Dekarbonisierung einschätzen zu können.

Viele dieser Daten liegen in den Unternehmen in der Regel doch schon vor. Kann ich die nicht einfach nutzen?

Dr. Manuel Lindauer: Es stimmt zwar, dass Unternehmen in der Regel schon über relevante Daten verfügen, aber oftmals sind die Daten in verschiedenen Systemen und/oder Excel-Listen enthalten. Wir finden somit zunächst einmal eine heterogene, nicht strukturierte Datenlandschaft vor. Für eine sinnvolle Nutzung bzw. Auswertung der Daten ist deren strukturierte Aufbereitung daher unabdingbar. Wenn ich Daten hinterher für die Steuerung einfach auf Knopfdruck auswerten kann bzw. diese durch KI automatisiert genutzt werden können, dann erziele ich als Unternehmen signifikante Vorteile.

Das hört sich schnell nach einem größeren zu bewältigenden Datenberg an. Wie kann ich als Unternehmen das Thema angehen, ohne mich zu verzetteln?

Anke Morlath ist Produkt- und Partnermanagerin Nachhaltigkeit bei Aareon. Foto: Aareon

Anke Morlath: Unsere Empfehlung ist, erst mal klein anfangen und mit einem Teilbereich – in Abhängigkeit von Prioritäten und Unternehmensstrategie – zu starten. Hier sollte man analysieren, welche Daten liegen in welcher Struktur bereits vor und welche Daten fehlen noch.  Die Daten zu validieren und richtig zu clustern ist der nächste Schritt. Damit startet der Aufbau einer zentralen, konsistenten Datenbasis. Diese zentrale Basis ist besonders wichtig, denn hat man die Daten nur in vielen unterschiedlichen Systemen noch dazu in verschiedenen Formaten vorliegen, ist es hinterher schwer die Daten effizient zu managen. Weiterhin kann über eine zentrale Datenbasis sichergestellt werden, das einheitliche Daten für unterschiedliche Prozesse bzw. Tools genutzt werden können.

Dr. Manuel Lindauer: Dabei ist es zudem von Bedeutung, klare Verantwortlichkeiten für verschiedene Datenbereiche festzulegen. Denn letztlich sind unterschiedliche Unternehmensbereiche in die Datenanalyse und -aufbereitung involviert. Mit Blick auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung empfehle ich auch, zu prüfen, welche Daten aufgrund der Gesetzeslage jetzt schon benötigt werden und welche Daten vielleicht erst in zwei bis drei Jahren zur Verfügung gestellt werden müssen („Phase-in-Regelung“).

Anke Morlath:  Wir werden das Thema Daten übrigens auch auf unserer Veranstaltung Aareon Summit vom 19. bis zum 21. Juni in Heidelberg vertiefen.

Vielen Dank für das Gespräch.


 [KV1]20-9464_Executive_Summary_for_Buildings_report_A4 (1).pdf – Google Drive

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