Energietransformation aus einer Hand: Wie EINHUNDERT und Officium Messwesen, Mieterstrom und Wärme verzahnen

Warum integrierte Plattformen für Submetering, Smart Metering, PV und Wärmepumpen zum strategischen Thema für Verwalter und Bestandshalter werden – ein Vortrag von Vertreter:innen von EINHUNDERT und Officium.

Im ersten Panel der HEIKOM 2025 zeigen Birger Ohl und Dr. Ernesto Garnier von EINHUNDERT und Officium, wie sie als „Schwesterunternehmen“ zusammenwachsen und gemeinsam Mieterstrom, Messdienstleistungen und Wärmewende denken. Ziel ist eine integrierte Energielösung für Mehrfamilienhäuser, bei der Submetering, Smart Metering, Photovoltaik, Batteriespeicher und Wärmepumpen nicht mehr als Einzelprojekte laufen, sondern über eine gemeinsame Plattform orchestriert werden.

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Im Zentrum des Vortrags steht die Frage, wie sich digitale Messsysteme und Mieterstrommodelle mit der Heizungsmodernisierung verzahnen lassen und welche Rolle Messdienstleister und Verwalter dabei spielen.

Herausforderungen beim Mieterstrom

1. Drei Transformationsstränge, aber drei Silos

  • Digitale Heizkosten- und Wasserzähler (Submetering), Smart Meter für Strom und Wärmepumpenprojekte laufen heute oft getrennt.
  • Unterschiedliche Dienstleister, Vertragslogiken und IT-Systeme erhöhen Aufwand und Fehleranfälligkeit.

2. Druck im Messwesen

  • Für Submetering gilt eine klare Deadline: Bis Ende 2026 müssen Heizkostenverteiler und Wärmemengenzähler fernablesbar sein – ein Mammutprojekt für Verwalter und Messdienstleister.
  • Parallel nimmt der Smart-Meter-Rollout Fahrt auf, aber die Umsetzung bleibt komplex und ressourcenintensiv.

3. Mieterstrom ohne Gesamtkonzept

  • Viele Projekte fokussieren ausschließlich auf PV und Mieterstrom.
  • Ohne Einbindung von Speicher, Wärmepumpe und Lastmanagement bleibt das volle Potenzial der Gebäude als „Prosumer“ ungenutzt.

4. Wärmewende als zusätzlicher Strang

  • Der Umstieg von Gas- und Ölheizungen auf Wärmepumpen bringt neue Anforderungen an Stromversorgung, Messkonzepte und Steuerung mit sich.
  • Ohne Koordination drohen parallele Baustellen: Heizungssanierung hier, Mieterstrom dort, Messwesen nochmal extra.

5. Medienbrüche und hohe Prozesskosten

  • Heute laufen Daten häufig durch „mehrere Hände“, bevor sie in Abrechnung, ERP oder Portal ankommen.
  • Das verteuert Prozesse und erschwert skalierbare Geschäftsmodelle für Mieterstrom, Wärme-Contracting und Energie-Services.

Der Lösungsansatz

EINHUNDERT und Officium präsentieren einen integrierten Plattformansatz, der alle drei Dimensionen der Energietransformation zusammenführt.

1. Drei Dimensionen der Energietransformation

Auf einer Übersichtsfolie strukturieren die Referenten die Aufgaben der Wohnungswirtschaft:

  • Submetering / Metering
    • Smart Metering und durchgehend digitales Submetering.
  • Strom
    • Vom reinen Verbraucher zum Prosumer mit PV-Anlage und Batteriespeicher – inklusive Mieterstrommodellen.
  • Wärme
    • Von Gas- oder Ölheizung zur elektrischen Wärmepumpe.

Die Botschaft: Wer heute nur eine dieser Dimensionen angeht, baut sich möglicherweise spätere Schnittstellenprobleme.

2. Vollständige Wertschöpfungskette aus einer Gruppe

In einer schematischen Gebäude-Grafik zeigen EINHUNDERT und Officium, an welchen Stellen sie ansetzen:

  • Digitale Messtechnik
    • Von Funk-Submetering für Wärme und Wasser bis zur Vollausstattung mit Smart Metern.
  • Elektrisches Energiesystem
    • PV-Anlage, Batteriespeicher und Energiemanagementsystem (EMS), perspektivisch inkl. Wärmepumpe.
  • Full Service
    • Planung, Finanzierung und Installation der Mess- und Energietechnik.
  • Stromlieferung
    • Versorgung von Haushalten und Gebäudetechnik mit günstiger Energie rund um die Uhr.
  • Fulfillment
    • Abrechnung und intelligente Steuerung über eine digitale Plattform.

3. Roadmap zur gemeinsamen Plattform

Eine Roadmap-Folie zeigt, wie die Services in einer integrierten Prozess- und IT-Plattform gebündelt werden sollen:

  • Officium bringt Submetering und Dienstleistungen für Verwalter und kleine Vermieter ein.
  • EINHUNDERT ergänzt:
    • Metering (Smart Metering)
    • Strom (Mieter- und Wärmestrom)
    • Wärme (Wärme-Contracting)
  • Darüber liegt eine einheitliche Plattform, die auf verschiedene WoWi-Segmente – von Privatinvestoren über Genossenschaften bis zu kommunalen Unternehmen – ausgerichtet ist.

4. Rolle der Messdienstleister

Im Vortrag wird betont, dass Messdienstleister kein Randthema, sondern wesentliche Partner sind.

  • Ziel ist, sie technisch in die Plattform zu integrieren,
  • Daten nur einmal zu erfassen und dann prozessübergreifend zu nutzen,
  • und damit die „immensen Kosten“ klassischer, papier- und excelbasierter Prozesse zu reduzieren.

Warum das wichtig ist

  • Parallel statt seriell denken: Submetering, Smart Metering, Mieterstrom und Wärmewende laufen ohnehin – die Frage ist, ob sie koordiniert oder nebeneinander herlaufen.
  • Personalmangel bei Verwaltern und Dienstleistern: Ohne digitale Plattformen ist das Volumen an Zählerwechseln, PV-Projekten und Heizungssanierungen kaum zu stemmen.
  • Dekarbonisierungsvorgaben: Klimaschutzziele, Energieausweise und EU-Vorgaben zwingen zu einem systematischen Ansatz, der alle Energieträger betrachtet.
  • Kundensicht: Für Mieter:innen zählt am Ende ein konsistentes Angebot – transparente Abrechnungen, günstige Energie und nachvollziehbare Services, nicht die interne Trennung in drei Gewerke.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft

Wo der Ansatz besonders relevant ist

  • Bestände mit vielen noch nicht fernablesbaren Geräten, die ohnehin modernisiert werden müssen.
  • Portfolios, die gleichzeitig vor Heizungssanierungen und PV-Programmen stehen.
  • Unternehmen, die Submetering heute mit einem, Mieterstrom mit einem zweiten und Wärmelösungen mit einem dritten Dienstleister abwickeln – und bereits an ihren Schnittstellen leiden.

Chancen

  • Komplexitätsreduktion: Weniger Schnittstellen und klarere Verantwortlichkeiten.
  • Skalierbarkeit: Standardisierte Prozesse und eine gemeinsame Plattform erleichtern den Roll-out über viele Objekte.
  • Ganzheitliche Business Cases: Investitionen in PV, Speicher, Wärmepumpe und Messwesen lassen sich kombiniert rechnen – das verbessert oft die Gesamtwirtschaftlichkeit.

Fragen und Grenzen

  • Abhängigkeit von einer Gruppe: Wer eine integrierte Plattform nutzt, sollte prüfen, wie offen Schnittstellen sind und wie flexibel spätere Anbieterwechsel möglich sind.
  • Regulatorik und Marktrollen: Wer ist grundzuständiger und wer wettbewerblicher Messstellenbetreiber? Wie werden Lieferanten- und Contractingrollen organisiert?
  • IT-Integration: Anbindung an bestehende ERP-, WEG- und Abrechnungssysteme ist entscheidend, um den Mehrwert der Plattform zu heben.

Was jetzt zu tun ist

Checkliste für Verwalter und Bestandshalter

  1. Ist-Analyse der Energie- und Messlandschaft
    • Welche Zähler sind bereits fernablesbar, welche nicht?
    • Wo gibt es schon PV, Speicher, Wärmepumpen oder Mieterstrommodelle?
  2. Roadmap bis 2026 definieren
    • Austausch- und Nachrüstpflichten im Submetering mit PV- und Wärmestrategie verknüpfen.
  3. Plattform- und Partnerstrategie klären
    • Prüfen, ob ein integrierter Ansatz (z. B. Officium x EINHUNDERT) zum eigenen Portfolio und Risikoprofil passt.
    • Rollen von Messdienstleistern, Energieversorgern und Contractoren definieren.
  4. Schnittstellen- und Datenkonzept erarbeiten
    • Welche Daten werden wo benötigt (Billing, Reporting, ESG)?
    • Wie lassen sie sich über eine Plattform durchgängig nutzen, statt mehrfach erfasst zu werden?
  5. Pilotprojekt planen
    • Ein repräsentatives Objekt wählen, in dem Submetering, Mieterstrom und Wärmelösung gemeinsam neu aufgesetzt werden.
    • Prozesse, Abrechnungen und Kommunikation testen.
  6. Skalierungsregeln festlegen
    • Kriterien definieren, wann ein Objekt in die integrierte Plattform migriert wird (z. B. bei Zählerwechsel oder Heizungserneuerung).

Praxisnutzen

Die Referenten schildern, dass die Gruppe Planung, Finanzierung und Installation der Mess- und Energietechnik übernimmt – inklusive PV-Anlagen, Batteriespeichern und Wärmepumpen im Contracting. Eigentümer und Verwalter erhalten damit ein Paket, bei dem vor allem günstige Energie und schlanke Prozesse sichtbar werden, während die technische und finanzielle Komplexität bei der Gruppe gebündelt ist.

Mit der geplanten Plattform sollen Vermieter, private Eigentümer und Messdienstleister direkt angebunden werden. Daten sollen nur noch einmal ins System gelangen und dann für Abrechnung, Reporting und Steuerung genutzt werden – ein deutlicher Unterschied zu heutigen Prozessketten, in denen Zählerstände, Vertragsdaten und Verbrauchsinformationen oft mehrfach manuell aufbereitet werden müssen.

Der gemeinsame Auftritt von EINHUNDERT und Officium zeigt, wohin sich der Markt bewegt: Weg von Einzelprojekten und Insellösungen, hin zu integrierten Plattformen, die Submetering, Mieterstrom und Wärmewende zusammenführen.Für Entscheider:innen in der Wohnungswirtschaft ist weniger die Frage, ob diese Integration kommt, sondern mit wem und wie offen die gewählte Lösung ist. Wer jetzt beginnt, Messwesen, Strom- und Wärmekonzepte aufeinander abzustimmen, reduziert nicht nur Komplexität, sondern schafft die Grundlage für wirtschaftliche, skalierbare Dekarbonisierungsprogramme im Bestand.

Glossar

  • Submetering
    Erfassung und Abrechnung von Wärme-, Wasser- und teilweise Stromverbräuchen innerhalb eines Gebäudes (z. B. wohnungsweise Heizkostenverteilung) über untergeordnete Zähler.
  • Smart Meter / Smart Metering
    Intelligente Stromzähler mit Kommunikationsfunktion, die Messwerte fernauslesbar machen und neue Tarife sowie Steuerung ermöglichen.
  • Prosumer
    Mischung aus Producer und Consumer: Verbraucher, die zugleich selbst Strom erzeugen, etwa mit einer PV-Anlage und Speicher.
  • Mieterstrom
    Modell, bei dem Mieter Strom direkt aus einer PV-Anlage auf ihrem Gebäude beziehen – meist zu einem gegenüber dem Standardtarif vergünstigten Preis.
  • Wärmepumpe
    Heizsystem, das Umweltwärme (Luft, Erde, Wasser) mit Hilfe von Strom nutzbar macht und damit fossile Heizsysteme wie Gas- oder Ölheizungen ersetzt.
  • Wärme-Contracting
    Modell, bei dem ein Dienstleister Heizungstechnik (z. B. Wärmepumpe) plant, finanziert, betreibt und dem Gebäudeeigentümer bzw. den Nutzern die Wärme als Dienstleistung bereitstellt.
  • Energiedatenplattform
    Digitale Plattform, auf der Messwerte, Vertragsdaten und Steuerungsinformationen zu Strom, Wärme und Submetering zusammenlaufen und für Abrechnung, Reporting und Optimierung genutzt werden.
  • Full Service / Fullfilment
    Ganzheitliches Dienstleistungsmodell, das von der Planung über Finanzierung, Installation, Betrieb, Abrechnung bis zur Kundenkommunikation reicht – im Vortrag als Zielbild der Gruppe EINHUNDERT x Officium beschrieben.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • EINHUNDERT und Officium verstehen die Energietransformation der Wohnungswirtschaft als drei Dimensionen: digitales Submetering, Strom (PV + Speicher) und Wärme (Wärmepumpe).
  • Mieterstrom bleibt zentraler Baustein – ist aber aus Sicht der Referenten nicht isoliert, sondern nur zusammen mit Messwesen und Wärmewende sinnvoll.
  • Die Gruppe bietet eine durchgängige Leistungskette: von Funk-Submetering über Smart Meter, PV-Anlage und Batteriespeicher bis zu Wärmepumpen-Contracting.
  • Planung, Finanzierung, Installation, Stromlieferung und Abrechnung sollen als Full Service aus einer Hand erfolgen – inklusive digitaler Plattform für Steuerung und Fulfillment.
  • Zielgruppe sind Verwalter, kleinere private Eigentümer, Genossenschaften und kommunale Unternehmen, die Komplexität reduzieren und gleichzeitig dekarbonisieren wollen.
  • Messdienstleister werden als Partner adressiert: Sie sollen in die Plattform integriert werden, um doppelte Datenwege und Medienbrüche zu vermeiden.
  • Für die Wohnungswirtschaft entsteht die Chance, Strom, Wärme und Messwesen abgestimmt zu entwickeln – statt drei getrennte Projekte mit jeweils eigenen Dienstleistern zu managen.

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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe 2025

Fotos: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

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