Der Witz von Kattowitz

Die Erwartungen an die Uno- Klimakonferenz im polnischen Katowice waren groß. Das Ergebnis nach zwei Wochen ist wenig konkret und ziemlich ernüchternd. Der Gebäude- sektor wird kaum in die Pflicht genommen. Ein Rückblick.
WOJCIECH CZAJA

Dieses Foto sollte Geschichte schreiben. Hat es dann auch, schließlich landete der dynamische Sprung über den Tisch, den der polnische Konferenzpräsident Michał Kurtyka am Ende der zweiwöchigen Klimakonferenz COP24 vollbrachte, wenige Stunden später weltweit auf den Titelblättern sämtlicher Tageszeitungen. Die Frage ist nur, ob die Freude über den Abschluss der 24. Uno-Klimakonferenz im schlesischen Katowice auch wirklich angebracht ist. Oder ob sie nicht nur Ausdruck dafür ist, im absoluten Stillstand doch noch so etwas wie einen nicht besonders konkreten Kompromiss hervorgebracht zu haben.

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Im Klimaabkommen Paris 2015, aus dem Donald Trump bereits ausgestiegen ist und aus dem auch der seit kurzem amtierende, rechtsextremistische brasilianische Staatspräsident Jair Bolsonaro auszuscheiden gedenkt, wurde noch ein offizielles 1,5-Grad-Ziel formuliert. Dazu müsste der globale Ausstoß von Kohlendioxid bis 2030 um 45 Prozent reduziert werden. Bis 2050 müsste der CO2-Ausstoß endgültig auf null gedrosselt werden. Ein sehr ambitioniertes Unterfangen. Es blieb beim Lippenbekenntnis, denn schon in den darauffolgenden Jahren stellte sich heraus, dass die Emissionen weiterhin zunehmen. Die Kurve geht nicht zurück, ja sie wird nicht einmal flacher, sie wird immer steiler.

In Kattowitz wurde das 1,5-Grad-Ziel aus Paris einer Realitätsprüfung unterzogen. Man einigte sich auf ein Zwei-Grad-Ziel, was angesichts der errechneten Prognose, die Erde würde sich bis zum Ende des Jahrhunderts um 3,2 Grad erwärmen, sollten wir unsere energetische Unkultur nicht radikal umdenken, immer noch optimistisch scheint.

Weitere Resultate Ein UN-Komitee soll laufend dokumentieren, wie die einzelnen Länder, die von ihnen selbst gesetzten Emissionsziele erreichen. Schon ab nächstem Jahr sollen die Industriestaaten alle zwei Jahre berichten, welche Maßnahmen sie ergreifen, um ihre CO2-Emissionen zu senken. Ab 2023 soll alle fünf Jahre bilanziert werden, ob die getroffenen Maßnahmen die Erderwärmung wirksam begrenzen können. Und – der aus globalwirtschaftlicher Sicht vielleicht wichtigste Schritt: Am internationalen Handel mit CO2-Zertifikaten dürfen in Zukunft nur noch jene Länder teilnehmen, die sich an die in Kattowitz geeinigten Anstrengungen halten.

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Kurz vor Ende der Konferenz schloss sich Österreich der High Ambition CoaDlition (HAC) an. „Nur durch ein schnelles globales Handeln können wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen“, argumentierte die österreichische Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger. „Die COR24 ist die Chance, dass sich die Staatengemeinschaft verbindlich auf einen Handlungsrahmen einigt.“ Auffällig ist, dass in Kattowitz und in den ratifizierten Papers immer wieder von Verkehr, Industrie und einem Ende der Kohleverstromung die Rede ist…

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