Von (fast) allen guten Geistern verlassen

Smart Living bezieht sich in Österreich vor allem auf Flächenverzicht und seltener auf die Implementierung neuer digitaler Technologien. Doch es gibt Ausnahmen. Ein Überblick über Tablets, Smart-Locks und sympathisch dreinschauende Avatare.
WOJCIECH CZAJA

Er ist hellblau, sein fünfeckiger Kopf hat die Form eines prototypischen Giebelhauses, und dank den großen Augen, die irgendwo auf der Fassade herumkullern, kann man gar nicht anders als den stilisierten Avatar einfach nur süß zu finden. Puck, der gute Hausgeist, ist eine Entwicklung von JP Immobilien und erblickte Anfang 2018 das Licht der digitalen Welt. „Wir haben die App entwickelt, um die Kommunikation zwischen Eigentümer, Hausverwalter und Mieter zu optimieren“, erläutert JPI- Geschäftsführer Daniel Jelitzka. „Zudem ist Puck mit seinen Sprech-Bubbles immer freundlich. Damit ist er dem klassischen Hausverwalter gegenüber, der in der Regel kein so gutes Images hat, klar im Vorteil.“

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Puck ist nichts anderes als eine App und besteht aus vier Grundmodulen: Puck- App, Puck-Board, Puck-Box und Puck- Door. Die App ist klassisch am Smartphone installiert. Das Puck-Board ist eine Art digitales schwarzes Brett – mit Infos zum Haus, zum Grätzl, zum Wetter, aber auch mit Hinweisen zu Veranstaltungen und Shopping-Aktionen in der Gegend. Puck- Box ist eine systemoffenes Storage-Anlage, in der man mittels QR-Code ein Packerl für einen Bewohner hinterlassen kann. Und mittels Puck-Door kann man die Gegensprechanlage auch von unterwegs bedienen und muss dazu nicht zu Hause sein. Das sei nicht nur komfortabel, sondern auch ein wertvoller psychologischer Einbruchschutz, so Puck-Papa Jelitzka.

Mittlerweile ist Puck nach Auskunft von JPI in rund 100.000 Wohnungen von insgesamt 900.000 Wiener Haushalten im Einsatz – wie man sich angesichts der extrem hohen Marktdurchdringung von rund elf Prozent unschwer vorstellen kann, nicht nur in JPI-Häusern, sondern auch als Lizenzprodukt bei anderen Bauträgern und Hausverwaltungen. Auch im Facility-Management ist Puck in Verwendung – was etwa Reinigung, Gartenbewässerung oder den Austausch schadhafter Leuchtmittel betrifft.

„Im Idealfall sind die Häuser, Gärten und technischen Einrichtungen mit Sensoren ausgestattet“, so Jelitzka. „Der Facility- Manager bekommt eine Info und braucht die Immobilie nur im Bedarfsfall anzufahren. Damit ist die Digitalisierung nicht zuletzt auch ein Beitrag zur Einsparung von CO² – und somit zur dringenden Ökologisierung.“ Aktuell gibt es ein Kooperationsprojekt mit Magenta und Saubermacher, bei dem in ausgewählten Liegenschaften in Echtzeit Daten zur Trennqualität des Restmülls gesammelt und übermittelt werden.

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Anfänglich wurde Puck ausschließlich im Neubau eingesetzt. Die Altbauten werden, wo dies technisch möglich ist, mehr und mehr nachgerüstet. In der Zwischenzeit umfasst die App viele unterschiedliche Service-Anwendungen wie etwa Öffi- Infos, Community-Management und Buchung von Waschküchen, E-Ladestationen und Gemeinschaftsräumen. In wenigen Jahren soll sich die „Investition im niedrigen einstelligen Millionenbereich“, so Jelitzka, amortisiert haben. Die Basiskosten belaufen sich auf 50 Eurocent pro Wohnung und Monat. Weitere Einnahmequellen sind Werbung und Provisionen, sofern Produkte und Dienstleistungen über die App verkauft werden.

Smart-Lock in der Tasche

Während in Deutschland bereits erste Wohnbaupiloten mit smarten Technologien ausgestattet werden (siehe Textkasten) und in Helsinki-Kalasatama sogar ein als Baugruppe entwickeltes Seniorenwohnhaus mit Tablets ausgestattet und komplett durchdigitalisiert wurde, steckt die Entwicklung hierzulande noch in den Kinderschuhen. Denn wenn in Österreich das Wort „Smart“ in den Mund genommen wird, dann verheißt das in der Regel nichts Fortschrittliches, sondern bloß was Winziges…

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