Thomas Ortmanns – Mehr Veränderung wagen: Neue Perspektiven für die Wohnungswirtschaft – Herausforderungen sind auch Chancen

Neue Technologien, neue Kundenwünsche, neue Arbeits- und Wohnmodelle: Wie kann sich die Wohnungswirtschaft in der rasanten Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft zukunftsfähig aufstellen? Auf der diesjährigen Aareon Live sprach Thomas Ortmanns, Mitglied des Vorstands der Aareal Bank AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Aareon AG, darüber, dass die Branche Mut und neue Denkansätze braucht. Welche genau, darüber schreibt er in diesem Gastbeitrag.

Die Wohnungswirtschaft denkt traditionell langfristig. Ihre Innovationszyklen umfassen oft viele Jahre, nicht selten sogar Jahrzehnte. Doch was lange als große Stärke der Branche galt – ihre Stabilität und Beständigkeit –, muss in einigen Bereichen neu gedacht werden: Angetrieben durch Megatrends wie Digitalisierung und Konnektivität, Urbanisierung und Nachhaltigkeit befinden sich unsere Gesellschaft und Wirtschaft im rasanten Wandel. Und ebendiese sozialen und ökonomischen Veränderungen setzen auch die Immobilienbranche unter Druck: Laut einer KPMG-Studie etwa sind mehr als ein Viertel der deutschen Wohnungsunternehmen nicht oder nur wenig digitalisiert; gut die Hälfte bewerten sich zumindest als teilweise digitalisiert.

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Einer Digitalisierungsstrategie räumen demnach 84 Prozent der Befragten einen hohen oder gar sehr hohen Stellenwert ein – bei 30 Prozent von ihnen allerdings ist eine solche nicht vorhanden oder erst in Planung. Die allesentscheidende Frage lautet nun: Wie kann die auf Langfristigkeit ausgerichtete Immobilienwirtschaft dem hohen Tempo des Wandels standhalten – oder noch viel mehr: ihn sogar aktiv mitgestalten und als Chance nutzen?

Herausforderungen als Chance begreifen!

Aus einer in vielen Bereichen sicherlich guten Position kommend, sehen sich die Unternehmen der Wohnungswirtschaft heute mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

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Kosten- und Effizienzdruck: Der Kostendruck innerhalb der Wohnungswirtschaft wächst, getrieben zum Beispiel durch massive Förderungslücken im Bereich der energetischen Sanierung, aber auch mit Blick auf immer weiter steigende Bau- und Instandhaltungskosten. Gleichzeitig sind im Immobiliensektor längst noch nicht alle Digitalisierungs- und Automatisierungspotenziale ausgeschöpft. Viele alltägliche Arbeitsabläufe finden weiterhin im Analogen und unter erheblichen manuellen Aufwänden statt. Zeitraubende Regelprozesse wie die Bearbeitung des Rechnungseingangs oder die Erstellung der Betriebskostenabrechnung binden wertvolle Mitarbeiterressourcen.

Neue Wohn- und Arbeitsformen: Die Menschen wollen heute ganz anders wohnen und arbeiten als noch vor zehn, 20 oder 30 Jahren. Der durch Corona intensivierte Trend zum Homeoffice etwa führt dazu, dass sich immer mehr Mieter ein zusätzliches Arbeitszimmer wünschen oder zumindest ein paar Quadratmeter mehr für einen Arbeitsplatz.

Ebenfalls auf dem Vormarsch sind alternative Wohnformen für das Alter von Senioren-WGs bis hin zu Mehrgenerationen-Modellen. Und in den jüngeren Zielgruppen zeigt sich ein starker Trend zum studentischem und Young-Professional-Wohnen: Die Nachfrage nach Micro-Apartments und Co. steigt. Die Bedürfnisse in Sachen Wohnraum verändern sich also massiv. Wohnungsunternehmen stehen vor der Herausforderung, sie mit adäquaten Angeboten zu beantworten.

Veränderte Zahlungspräferenzen: Aus ihrem Alltagsleben ist die Mieterschaft digitale Services gewohnt – und fordert diese zunehmend auch von der Vermieterseite ein. Ein gutes Beispiel dafür sind Zahlungsmöglichkeiten für die monatliche Miete und andere Kosten: Während sich eine wachsende Zahl an Mietern alternative Zahlungsdienste wie PayPal, GooglePay oder ApplePay wünscht, begrenzt sich das Angebot vieler Wohnungsunternehmen weiterhin auf Lastschrift, Überweisung und Barzahlung. Dabei entwickeln sich digitale Kundenservices immer mehr zum wettbewerbsrelevanten Vorteil…

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