Sozialen Vermieter günstiger als Angebote auf Online-Plattformen

Kommentar von VNW-Verbandsdirektor Andreas Breitner

Wer in Norddeutschland eine bezahlbare Wohnung sucht, sollte die sozialen Vermieter im Blick behalten. Die Mietangebote der Mitgliedsunternehmen im Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), die überwiegend nicht auf Internet-Plattformen beworben werden, sind deutlich günstiger als Inserate auf den gängigen Online-Vermietungsportalen.

Das geht aus einem Vergleich hervor, den der GdW in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung erarbeitet hat. Dafür wurden die Erst- und Wiedervermietungsmieten der gängigen Online-Portale mit denen der bundesweit annähernd 3000 GdW-Unternehmen verglichen.

Hamburg

In Hamburg lagen die Mieten von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die im Zuge eines Mieterwechsels wiedervermietet wurden, bei den VNW-Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 bei einer durchschnittlichen Netto-Kaltmiete von 7,82 Euro pro Quadratmeter. Bei vergleichbaren Inseraten auf Online-Vermietungsplattformen musste eine Miete von durchschnittlich 12,94 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 40 Prozent günstiger.

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Bei erstmals vermieteten Wohnungen in Neubauten wurden von Wohnungsunternehmen im VNW durchschnittlich 7,98 Euro pro Quadratmeter verlangt. Auf Internetportalen inserierten Neubauwohnungen kosteten durchschnittlich 15,28 Euro pro Quadratmeter. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 48 Prozent günstiger.

Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein lagen die Mieten von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die im Zuge eines Mieterwechsels wiedervermietet wurden, bei den VNW-Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 bei einer durchschnittlichen Netto-Kaltmiete von 7,45 Euro pro Quadratmeter. Bei vergleichbaren Inseraten auf Online-Vermietungsplattformen musste eine Miete von durchschnittlich 9,02 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 18 Prozent günstiger.

Bei erstmals vermieteten Wohnungen in Neubauten wurden von Wohnungsunternehmen im VNW durchschnittlich 8,48 Euro pro Quadratmeter verlangt. Auf Internetportalen inserierten Neubauwohnungen kosteten durchschnittlich 11,83 Euro pro Quadratmeter. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 29 Prozent günstiger. Allerdings muss hier gesagt, werden, dass in die Auswertungen zu wenige Durchschnittswerte von VNW-Unternehmen eingegangen sind, so dass die Vergleichbarkeit nur eine grobe Schätzung darstellt.

Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern lagen die Mieten von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die im Zuge eines Mieterwechsels wiedervermietet wurden, bei den VNW-Unternehmen im ersten Halbjahr 2022 bei einer durchschnittlichen Netto-Kaltmiete von 5,94 Euro pro Quadratmeter. Bei vergleichbaren Inseraten auf Online-Vermietungsplattformen musste eine Miete von durchschnittlich 7,20 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 18 Prozent günstiger.

Bei erstmals vermieteten Wohnungen in Neubauten wurden von Wohnungsunternehmen im VNW durchschnittlich 7,76 Euro pro Quadratmeter verlangt. Auf Internetportalen inserierten Neubauwohnungen kosteten durchschnittlich 9,82 Euro pro Quadratmeter. Damit waren die VNW-Wohnungen rund 21 Prozent günstiger. Allerdings muss hier gesagt, werden, dass in die Auswertungen zu wenige Durchschnittswerte von VNW-Unternehmen eingegangen sind, so dass die Vergleichbarkeit nur eine grobe Schätzung darstellt.

Eindrucksvolle Zahlen

Die Zahlen belegen eindrucksvoll, dass die wirkliche Lage auf den Wohnungsmärkten in Norddeutschland durch den einseitigen Blick auf die Vermietungsportale verzerrt werden. Es steht außer Frage, dass es an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Aber die sozialen Vermieter üben mit ihren deutlich günstigeren Mieten einen dämpfenden Einfluss auf die Mietpreise aus. Die Lage ist also besser als oftmals dargestellt.

Ich spreche den Online-Vermietungsportalen nicht ihre Berechtigung ab. Ihre Untersuchungen spiegeln sicher die grundsätzlichen Entwicklungen auf den Wohnungsmärkten wider. Allerdings lassen sich die Miethöhen aus Online-Vermietungsportalen nicht ohne Weiteres verallgemeinern. Schließlich zeigen die Portale in der Regel den höherpreisigen Marktteil und basieren oftmals nur auf Angebotsmieten aus online veröffentlichten Inseraten.

Die im VNW organisierten am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen bieten in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein rund 750.000 Wohnungen zur Miete an. Das sind rund 40 Prozent aller Mietwohnungen. Die monatliche Nettokaltmiete liegt bei den VNW-Unternehmen im Durchschnitt bei 6,26 pro Quadratmeter. Damit liegen die Mieten der VNW-Unternehmen in der Regel deutlich unter den Werten der örtlichen Mietenspiegel.

Günstige Mietangebote sind oftmals in Onlineportalen nicht zu finden

Die VNW-Wohnungsunternehmen offerieren ihre Wohnungen oftmals selbst und übernehmen zumeist auch die Vermittlung selbst. Deshalb sind ihre Durchschnittsmieten kaum in den von Vermietungsportalen veröffentlichten Daten enthalten. Genossenschaften und kommunale Unternehmen können zudem ihren Wohnungsbestand auf Grund der Preisvorteile oft ohne die Unterstützung kommerzieller Plattformen wieder vermieten.

Das Wohnungsangebot der am Gemeinwohl orientierten Vermieter wirkt wegen seines moderaten Mietniveaus vor allem in stark nachgefragten Großstädten wie Hamburg, Kiel, Lübeck, Rostock oder Greifswald beruhigend auf die Entwicklung der Mietpreise und beeinflusst damit über den Mietenspiegel die Mieten anderer Vermieter. Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen sind in den Großstädten die gelebte Mietpreisbremse.

Alle Hebel für den Bau bezahlbarer Wohnungen in Bewegung setzen

Die Wohnungspolitik ist gefordert, auf die richtigen Partner zu setzen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Bund, Länder und Kommunen müssen alle Hebel für mehr öffentlich geförderten Wohnungsbau in Bewegung setzen. Also: Vorfahrt für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft! Wir brauchen eine verlässliche Förderkulisse, mehr und günstigere Baugrundstücke, digitalisierte und damit schnellere Genehmigungs- und Planungsverfahren sowie künftig weniger statt mehr Bauauflagen.

Aktuell sieht die Lage jedoch düster aus: Aufgrund der sehr schwierigen Rahmenbedingungen haben zahlreiche sozial orientierte Wohnungsunternehmen in Norddeutschland geplante Neubau- und Sanierungsvorhaben auf Eis gelegt. Wann diese Talsohle durchschritten ist, kann ich momentan überhaupt nicht einschätzen.

Andreas Breitner
Vorstand und Verbandsdirektor
Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)

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