Beim Megatrend Mobilität denken viele Wohnungsunternehmen zuerst an smarte Parkkonzepte und Ladesäulen für Elektroautos. Aber es verändern sich nicht nur die Verkehrsmittel und deren Nutzung, sondern auch der Mensch: Das Auto verliert seine Bedeutung als Statussymbol, die Grenzen zwischen Wohnraum und Arbeitsplatz verschwimmen, „always on“ gehört mittlerweile für viele zum Alltag – Faktoren, die das Wohnen schon heute maßgeblich beeinflussen.
„Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ – fast jeder kennt den Werbeklassiker, mit dem die Sparkasse in den 1990ern Furore machte. Doch was vor 20 Jahren bestens funktioniert hat, würde heute wohl am Ziel vorbeischießen. Zwar ist das Auto immer noch der Deutschen liebstes Kind, aber als Statussymbol hat es stark an Bedeutung verloren. Fast die Hälfte sieht den Pkw nur noch als Fortbewegungsmittel, rund ein Viertel hält Autofahren zudem für umweltschädlich. Viele junge Menschen in den Ballungszentren geben ihr Geld heute lieber für Designer-Bikes aus statt für den eigenen Wagen. Und für den Großeinkauf bei IKEA oder Tage, an denen das Wetter nicht mitspielt, bucht man per App an der nächsten Ecke schnell ein Leihauto.
Die Zahlen sprechen für sich: Nach Angaben des Bundesverbands CarSharing waren Anfang des Jahres 2,46 Millionen Kunden in Deutschland bei einem Carsharing-Angebot angemeldet, 350.000 mehr als im Vorjahr. Mit einem Plus von 21,5 Prozent verzeichnen dabei vor allem stationsbasierte Anbieter ein überdurchschnittliches Wachstum – eine Variante, bei der die verkehrsentlastende Wirkung besonders hoch ist. „Im stationsbasierten Carsharing besitzen heute schon 70 bis 80 Prozent der Kunden kein eigenes Auto mehr“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Gunnar Nehrke. „Städte und Gemeinden sollten vor allem diese Variante gezielt durch die flächendeckende Einrichtung von Carsharing-Stationen im öffentlichen Raum fördern.“
Carsharing statt Stellplätze
An dieser Stelle kommen zunehmend auch Wohnungsunternehmen ins Spiel. Sie nehmen das Zepter selbst in die Hand und bieten ihren Mietern eigene Teilauto-Möglichkeiten an. Die Vonovia arbeitet dazu in einigen Quartieren mit Flinkster zusammen, dem flächengrößten Carsharing-Netzwerk im deutschsprachigen Raum. Gemeinsam stellen die Partner Quartiersbewohnern in Stuttgart, Berlin, Frankfurt, Düsseldorf, Dresden sowie im Essener Eltingviertel verschiedene Fahrzeugmodelle zur Verfügung.
Die Nutzer buchen die Autos über die Internetseite von Flinkster, öffnen und schließen lässt sich das Fahrzeug via Handy-App. Abgerechnet wird direkt mit dem Carsharing-Spezialisten. Dabei haben die Bewohner die Wahl zwischen Kleinwagen und größeren Kombi-Modellen. Auch dem Volltanken der neuen E-Autos steht seit dem letzten Jahr nichts mehr im Wege: Direkt neben den Stellplätzen hat Vonovia jetzt die erste eigene Ladesäule für öffentliches Laden in ihrem Bestand errichtet.
Von solchen Kooperationen profitieren nicht nur Wohnungswirtschaft und Carsharing-Anbieter. Je mehr Menschen durch solche Services auf ein Auto verzichten, desto stärker wird der Gesamtverkehr entlastet. Das haben auch die Länder und Kommunen erkannt. Vielerorts bietet man Bauherren daher mittlerweile die Möglichkeit, die Zahl der zu erstellenden Parkplätze bei Neubauvorhaben zu reduzieren und stattdessen Carsharing-Angebote ins Baukonzept einzubinden.
Die Zukunft ist elektrisch
Ob geteiltes oder eigenes Auto: Mobilität wird zunehmend elektrisch. Anfang des Jahres waren in Deutschland rund 83.200 Elektrofahrzeuge zugelassen – 29.000 mehr als im Vorjahr. Dieser Trend bringt neue Anforderungen an Infrastruktur und Immobilien mit sich. Denn die elektrischen Fortbewegungsmittel erfordern ein Netz an Stromtankstellen – am Wohnort, am Arbeitsplatz und an möglichst vielen Punkten dazwischen…