Miteinander, nebeneinander, gegeneinander?

Wie viel Miteinander verträgt ein Wohnbau? Partizipatives planen, bauen und wohnen kommt wieder in Schwung, ebenso eine Ausweitung des Mitspracherechts der potenziellen Kunden.
GISELA GARY, FRANZISKA LEEB

Jürgen Dumpelnik, BWSG

„Neben dem individuellen Ausbau muss ich als Bauträger und Eigentümer der Immobilie ebenso die Lifecycle-Kosten bedenken.“

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ir haben mit partizipativen Projekten als auch mit Baugruppen bereits einige Erfahrungen. Natürlich, desto mehr Mitsprache ich als Bauträger bei einem Projekt zulasse und Kundenwünsche auf die Gestaltung des Gebäudes einfließen, desto zufriedener sind die neuen Mieter. Im Eigentumsbereich hat die Mitsprache bereits Tradition, da gehen wir schon in der Planungsphase auf Wünsche ein.

Von daher ist es logisch, dass wir auch im Mieterbereich dem Mitspracherecht mehr Platz einräumen. Doch dabei gibt es einiges zu bedenken. Partizipation bezieht sich immer nur auf die Generation, die mitgeplant hat. In den meisten Fällen gefallen dem Nachfolgemieter dann nicht die Fliesen etc. Das heißt, wir als gemeinnütziger Bauträger müssen darauf achten, dass die Wünsche verallgemeinerungsfähig sind. Und dann gibt es auch noch das Kostenargument.

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Wir haben den Anspruch, leistbare Wohnungen zu bauen. Neben dem individuellen Ausbau muss ich als Bauträger und Eigentümer der Immobilie ebenso die Lifecycle-Kosten bedenken, das Gebäude muss auch für uns leistbar und betreibbar bleiben.

Wir bauen gerne partizipativ – das Prinzip ist einfach, wir bauen, was bestellt wird. Aber der Knackpunkt ist die Finanzierung. Partizipatives Bauen braucht einen moderierten Prozess, um alle Ideen einzufangen und alle Bedürfnisse zu kanalisieren. Nicht einfach sind Mischprojekte, wobei ich davon überzeugt bin, dass Eigentum und Miete in einem Gebäude die Zukunft sind.

Wir sehen es bei allen Stadtteilentwicklungsgebieten, Mischprojekte, auch inklusive Gewerbe, liegen im Trend. Aber klar, die Interessenslagen sind dann sehr unterschiedlich. Die Mischung von Eigentum und Miete sind zudem eine enorme Herausforderung für die Hausverwaltungen und das Rechnungswesen.

Fazit: Mehr Mitsprache, ja, natürlich. Der Aufwand bei partizipativen Projekten ist am Anfang sicher höher, dafür läuft die Vertriebsphase wesentlich flotter und effizienter wie auch die Verwaltung. Win-win für alle Beteiligten.

Jürgen Dumpelnik, ist seit August 2019 Vorstand der BWS Gemeinnützige allgemeine Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen.m.b.H.

Heinz Feldmann, Die WoGen

„Mitsprache kann so weit gehen, wie auch die Mitverantwortung reicht.“

Als gemeinwohlorientierte genossenschaftliche Bauträgerin verwirklichen wir ausschließlich partizipativ entwickelten Wohnprojekte für Menschen, die in Gemeinschaft leben wollen. Die Entwicklung eines Baugruppenprojekts ist das längste Persönlichkeitsentwicklungsseminar, das man buchen kann und es ist eine fantastische Möglichkeit, sich seinen Alltag in einer aktiven Nachbarschaft zu organisieren.

Aber man kann eine Baugruppe nicht von oben herab oktroyieren. Das ist nichts für Menschen, die ihre Ruhe haben wollen und auch nichts für jene, die mit der romantischen Vorstellung kommen, dass sich in einem Wohnprojekt all ihre Probleme lösen lassen…

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