Klimaschutz ist leistbar

Thema des ausgebuchten 72. Symposiums „Die Zukunft des Wohnens“ war „Finanzierung der Klimaziele im Wohnbau – leistbar oder unzumutbar?“. Das große Interesse und die kontroversiellen Diskussionen eröffneten verschiedene Perspektiven und Visionen – und verdeutlichten die Brisanz des Veranstaltungsschwerpunkts.
GISELA GARY

Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, sind in den kommenden Jahren Milliardeninvestitionen in energieeffiziente Neubauten und Bestandsanierungen notwendig. Dazu soll auch die neue EU-Taxonomie-Verordnung beitragen, die „Green Finance“ für nachhaltige Projekte fördern will.

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Heinrich Kugler

Kann der Finanzmarkt die Mittel für Klimaschutz im Wohnbau mobilisieren? Oder ist dafür vor allem der Staat gefordert? Was muss geschehen, damit das Wohnen dennoch leistbar bleibt? Brennende Fragen, die beim 72. Symposium „Die Zukunft des Wohnens“, gestellt wurden. Ein erstes Fazit gleich vorweg: Das Geld ist da – man muss nur endlich beginnen, klimafit zu bauen.

Heinrich Kugler, Vorstand der Wien 3420 aspern Development AG, eröffnete das Symposium, das in der Kulturgarage in der Seestadt Aspern stattfand, mit einer klaren Ansage: „Klimaschutz ist leistbar und muss leistbar sein, denn es gibt keine Alternative. In der Seestadt haben wir einen hohen Standard über Fernwärme – doch hier im Norden gibt es Fernwärme nur noch ergänzend.“ Die Keynote lieferte Michael Getzner, Professor für Finanzwissenschaft und Infrastrukturökonomik, Leiter des Forschungsbereiches Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik der TU Wien. Die Frage nach der Finanzierung des Klimaschutzes beantwortet er umgehend: „Wir müssen investieren. Privatkapital wird kein Treiber für die sozialökonoSymmische Transformation sein. Der Staat wird eingreifen müssen.“

Michael Getzner

Die EU-Taxonomie definiert grüne Investitionen im Gebäudebereich. Laut Bloomberg wurden 2021 27 Millionen Dollar in grüne Projekte investiert, 2025 werden es 50 Millionen Dollar sein. Getzner provozierte die Teilnehmer mit der Frage, wenn genug Geld da ist – warum wird dann nicht mehr in grüne Infrastruktur investiert – warum dümpelt die Sanierungsrate immer noch bei einem Prozent herum? Getzner verortet Informationsdefizite und hohe Transaktionskosten als Gründe. „Ohne Staatseingriffe wird es keine Veränderungen geben“, so Getzner.

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Vorstellbar für ihn ist u. a. eine Sanierungsverpflichtung – denn „Wohnen ist ein soziales Thema“, deshalb sieht er die Politik in der Pflicht. Sein Vorschlag: Wenn nach fünf Jahren nicht saniert wurde, muss der Hausbesitzer eine Abgabe leisten. Der Podiumsdiskussion stellten sich Bernd Rießland, zum Veranstaltungszeitpunkt noch Obmann Österreichischer Verband Gemeinnütziger Bauvereinigungen, Doris Österreicher, Architektin, Priv.-Doz. am Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung der Universität für Bodenkultur Wien, Karin Schmidt-Mitscher, Geschäftsführerin ÖVW und Vorstand Stuwo, und Michael Priebsch, Leiter großvolumiger Wohnbau Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG.

Rießland versuchte sich als Optimist: „Renditen dürfen nicht ein Hemmnis für leistbares, klimafittes Bauen sein. Entscheidungen müssen getroffen werden, der Sachzwang muss faktisch beurteilt werden.“ Schmidt-Mitscher wandte ein, dass das Geld da ist, aber der Bestand ihr Sorgen mache: „Drei Viertel unseres Bestandes wurde vor 1990 gebaut – und muss dringend saniert werden. Die Gebäudeklassifizierungen sind noch sehr unklar…

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