Interdisziplinär und gemeinsam

BIM ist längst keine abstrakte Zukunftsvision mehr, sondern ein wertvolles praxistaugliches Tool für komplexe Planungsprojekte. Von der Arbeitsmethode profitieren alle – vom Ingenieur, Architekten bis zum Bauherren.
GISELA GARY

Building Information Modeling, kurz BIM, ist keine Raketenwissenschaft, sondern eine Arbeitsmethode – im Übrigen in den nordischen Ländern wie auch in Großbritannien längst Standard. Hierzulande wird zwar viel darüber diskutiert, jedoch fehlt noch die breite Anwendung. Die Standesvertretung der Architekten und Ingenieure empfiehlt dringend allen Ziviltechnikern den Aufbau von BIM-Kompetenzen.

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„Mit BIM zu arbeiten, eröffnet neue Wege in der Interdisziplinarität als auch in puncto gemeinsam ein Projekt zu optimieren“, ist Rudolf Kolbe, Präsident der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen, überzeugt. Er will seine Kollegen motivieren, sich vor BIM nicht zu fürchten, sondern die ungeahnten Möglichkeiten so rasch wie möglich zu nutzen. Dazu wird es im Frühjahr 2022 auch ein speziell für Planer und Ziviltechniker verfasstes Buch geben. Dieses praxisnahe BIM-Handbuch entsteht auf Initiative von Länderkammer- Präsident Gustav Spener in Zusammenarbeit mit der TU Graz.

Es wird als E-Book erscheinen und als Service allen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden. Das Buch unterstützt den Weg der erfolgreichen Implementierung von BIM im eigenen Büro. Darin werden Antworten auf brennende Fragen wie: Was kann BIM? Was nützt mir BIM? Wo steht BIM derzeit? Closed oder Open BIM? Welche Spannungsfelder gibt es und welche Software ist die geeignete? gegeben. Die BIM-basierte Arbeitsweise bietet auch für Auftraggeber viele Vorteile.

So ist die Sicherheit der Datenübergabe für einen Auftraggeber, der dieses Datenpaket bei einem Verkauf weitergeben kann, ein wesentlicher Mehrwert. Momentan muss etwa bei einem Umbau und fehlendem Datenmaterial viel Zeit und Geld aufgewendet werden, um dieses zu rekonstruieren. Nicht zu vergessen ist der ökologische Fußabdruck, etwa die Entsorgung des Materials bei einem Abriss.

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Jedoch muss auch der Auftraggeber über das Fachwissen verfügen, um ein BIM-Modell über den Lebenszyklus nutzen zu können. Denn nur dann kann das Modell zu einem wertvollen Datenschatz werden. Das BIM-Handbuch wird auch für Auftraggeber ein nützliches Hilfsmittel darstellen. Zusätzlich zum Handbuch werden auf einer begleitenden Website nützliche Tools, Templates, Musterverträge etc. zum Download zur Verfügung gestellt. Testbeispiele aus der Praxis ermöglichen, theoretisch erlangtes Wissen anhand von konkreten Projektbeispielen üben zu können.

Unterstützt wird das Buch auch von der Bundesinnung Bau und dem Fachverband der Ingenieurbüros. Das Handbuch wird gemeinsam mit der Wirtschaftskammer (Bundesinnung Bau und Fachverband der Ingenieurbüros) herausgegeben. Darüber hinaus wirken zahlreiche Auftraggeber mit, darunter die ASFINAG, die ÖBB Infrastruktur, die BIG, der GBV, das Land Steiermark und ihre LIG sowie das Land Kärnten.

Wettbewerbsfähigkeit steigern

Daniel Fügenschuh, Vizepräsident der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen und Vorsitzender der Bundessektion ArchitektInnen, ergänzt: „Auch Behörden haben Pilotprojekte in Richtung digitaler Einreichung gestartet, die in Zukunft BIM-basiert erfolgen sollen. Kurzum: BIM wird früher oder später jeder von uns brauchen. Die Arbeitsmethode entspricht auch unserer Überzeugung, dass viel stärker interdisziplinär und gemeinsam gearbeitet werden muss und nur mit diesem Ansatz Projekte nachhaltig erfolgreich umgesetzt werden können.“

Kolbe sieht durch BIM vor allem auch eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit: „BIM erfordert eine neue, prozessorientierte und IT-affine Denkweise. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte sich einen Vorsprung verschaffen und das notwendige Know-how für die Weiterentwicklung unserer ZT-Planungsleistungen aneignen.“ Parallel fand eine Umfrage statt, in der der Status quo der Praxis erhoben wurde, auch diese Erfahrungen fließen in das BIM-Handbuch ein.

Parallel gibt es ein breites Angebot für Schulungen und Fortbildungen. In den unterschiedlichen Modulen werden grundlegende Kenntnisse vermittelt, um mit der BIM-Methode Bauprojekte in der Praxis abwickeln zu können. Diese Angebote gibt es im zt:Forum (www.zt-forum.at) wie auch der zt:akademie (www.ztakademie.at)…

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