Das HEIKOM-Panel „Intelligente Datenerfassung“ zeigte die ganze Kette von der Auswahl des Funkwegs über Gateways und Konnektivität bis zur sauberen Übergabe in Abrechnung und GLT.
Acht Aussteller deckten unterschiedliche Lücken ab: Webdyn, Sonexa, Elvaco, Qundis, Relay, Pironex, Solvimus, Engelmann. Der rote Faden: Interoperabilität + Betriebssicherheit + Automatisierung, und zwar so, dass Rollouts bis 2026/27 realistisch bleiben.
Die zentralen Herausforderungen
- Technologiemix statt EIN Standard: wM-Bus/OMS, LoRaWAN, LTE-M, (S)MGP/SMGW – jedes Haus/Quartier hat andere Randbedingungen. Entscheidungen müssen rückwärtskompatibel und skalierbar sein.
- Zeit am Objekt ist knapp: Wiederholfahrten, Testauslesungen und Repeater-Tuning fressen Kapazität. „Green-Check“ bei der Erstmontage wird zum Engpasslöser.
- Silos in der Datenweitergabe: Abrechnung will CSV/FTP, die GLT spricht BACnet/Modbus, IT/Cloud will HTTP/JSON/MQTT – ein Format genügt selten.
- Betrieb ohne Sicht: Unklare Batteriestände, Funklöcher, fehlende Alarme → Datenlücken → Abrechnungsstress.
- Security & Governance: E2E-Verschlüsselung, Schlüsselmanagement, ISO-konformes Betriebsmodell – ohne Vendor-Lock-in.
Wie die Aussteller die Lücken schließen
Webdyn – Funkwege wählen, nicht glauben.
Einordnet, wann wM-Bus/OMS (dichte, „vertikale“ Gebäude) punktet, wann LoRaWAN (Areal/Reichweite) Sinn ergibt, und was OMS 5 (Burst/Splitting, bidirektional, synchron) künftig ermöglicht. Edge-fähige Gateways machen Regelungs-/Downlink-Szenarien anschlussfähig – heute OMS-5-ready planen, schrittweise migrieren.
Sonexa – API-first statt Portalslalom.
Metering-Plattform als Integrations-Layer: Masterdaten-Sync (Project-API), Key-Exchange-API, Measurement-API (gezielte Werte), Parametrization-API (Remote-Konfig, z. B. LoRaWAN), plus Message Queue für hohe Gerätedichten. Ergebnis: weniger Medienbrüche, skalierbare Prozesse.
Elvaco – Datentransport „aus einer Hand“.
Paket aus Sensorik/Gateway, gemanagter Konnektivität (LTE-M mit Fallback), Cloud-Weiterleitung und offenen Zielkanälen (Webhook/API). Ziel: schneller Rollout trotz Fachkräftemangel und frühe Anschlussfähigkeit für zusätzliche Innenraumsensorik (ZEB).
Qundis – Inbetriebnahme zählt.
Gateway/Repeater plus Installations-App mit Live-Feedback (Pegel, Gerätesicht, Qualität). Der „grüne Haken“ im Keller ersetzt die Testauslesung – Zeit halbieren, Zweitfahrten vermeiden, Rolloutkurve planbar machen.
Relay – Hybrid statt Dogma.
M-Bus-Backbone (robust, diagnosefähig) + Wireless-OMS-Empfänger an sinnvollen Punkten → oft ohne Repeater. Datenhoheit bleibt beim Kunden (E-Mail/FTP/eigene Cloud), optional EVE-Plattform mit KI-Plausibilisierung und HK-Abrechnung.
Pironex – Sicht auf Batterien & Funk.
Gateway-Design mit Langlauf-Elektronik, NFC-Auslesung (auch im ausgeschalteten Zustand), Empfangstests, Telemetrie und Batterie-Prognosen. Device-Management/Alarme + REST-API: De-Risking im Betrieb, weniger Überraschungen in der Abrechnung.
Solvimus – Edge-Drehscheibe ohne Cloud-Pflicht.
Ein Gerät bedient gleichzeitig Abrechnung (CSV/FTP), IT/Cloud (HTTP/JSON), Gebäudeautomation (BACnet/Modbus – auch „Secure“). Plus: Aufnahme von Zählern UND Sensorik (OMS) – ein Edge-Knoten, viele Protokollwelten.
Engelmann – Intelligenz beginnt am Endgerät.
Vendor-agnostisches OMS-Gateway mit LTE-M und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (≥ ~12 Jahre Laufzeit) + Plattform für Monitoring/automatisierten Import in die Abrechnung. Neuer HKV erkennt und meldet die Rückenplatte → saubere Stammdaten, weniger Folgekosten.
Was Entscheider:innen jetzt konkret mitnehmen können
- „Primärfunk“ bewusst wählen: Gebäudedichte → wM-Bus/OMS; Fläche/Quartier → LoRaWAN; OMS 5 für künftige Downlinks einplanen.
- Erstmontage industrialisieren: Live-Feedback, standardisierte Workflows, klarer „Go/No-Go“ vor Verlassen des Objekts.
- Edge vor Cloud: Daten formatgerecht parallel verteilen (Abrechnung/GLT/IT) – Cloud als Option, nicht als Zwang.
- Betrieb messbar machen: Telemetrie, Batterie-Prognosen, Alarmregeln, Ticketing-Hooks – TCO sinkt, Abrechnungssicherheit steigt.
- API-Pflicht („no copy & paste“): Masterdaten-Sync, Schlüsselverwaltung, Remote-Parametrisierung und Message-Queues gehören ins Pflichtenheft.
Kurz erklärt (Glossar)
- wM-Bus / OMS: Funkstandard (Open Metering System) fürs Submetering; große Gerätebasis, abrechnungsfest.
- OMS 5 (Burst/Splitting): Neue OMS-Profile mit robusteren Übertragungen, Synchronität und Perspektive auf Bidirektionalität; rückwärtskompatibel zu C-Mode.
- LoRaWAN: LPWAN für große Reichweiten/Areale; kleine Telegramme, Duty-Cycle beachten, für Steuerung Downlinks sauber planen.
- M-Bus (verkabelt): Drahtgebundener Standard im Gebäude; diagnosefähig, reichweitenunabhängig – ideal als Backbone.
- LTE-M: 4G-IoT-Funk mit guter Gebäudedurchdringung und moderatem Energiebedarf.
- Edge-Gateway: Vor-Ort-Knoten, der erfasst, konvertiert und verteilt (CSV/FTP, HTTP/JSON, BACnet/Modbus) – ohne Cloud-Pflicht.
- Message Queue: Ereignis-Warteschlange zur Lastverteilung bei vielen Devices/Datenströmen.
- E2E-Verschlüsselung: Entschlüsselung erst im Zielsystem – schützt Transportwege/Zwischenstationen.
- „Green-Check“ (Erstmontage): App-gestützter Live-Nachweis, dass Gerät→Gateway→Backend zuverlässig läuft – vermeidet Testauslesung/Zweitfahrt.
- NFC-Auslesung: Lokaler Zugriff auf Gerätestatus/Parameter selbst am ausgeschalteten Gateway – hilfreich bei Rollout & Service.
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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025
Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert


