Inspirierend und gar nicht monoton

Was macht die Digitalisierung mit uns: Wirkt sie inspirierend oder monoton? – Das Thema des 68. Wohnsymposiums scheidet die Geister. Ganz und gar nicht monoton, so das Fazit der Experten als auch der optimistisch gestimmten Teilnehmer, die sich trotz Coronavirus zu spannenden Diskussionen im Sirius trafen und die Digitalisierung als wichtigen Innovationstreiber, aber sicher nicht als Allheilmittel für alle Fragestellungen sehen.
GISELA GARY

Das Coronavirus überschattet aktuell nicht nur die Wirtschaft, sondern ebenso Veranstaltungen. Die Dringlichkeit des Themas unterstrichen die dennoch zahlreich erschienenen Teilnehmer des 68. Wohnsymposiums im großen Kursraum in der Volkshochschule im Sirius, einem innovativen neuen Projekt von der WBV-GPA und dem ÖSW.

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Gerhard Schuster, Vorstandsvorsitzender der wien 3420 aspern Development AG, verwies auf die Potentiale durch die Digitalisierung: „Uns geht es in der Seestadt um das Plus, das wir auch in unserem Namen führen – digital und analog funktioniert miteinander, es geht um die Verständlichmachung von allem, was hier umgesetzt wird.“

Christoph Achammer, Vorstandsvorsitzender der ATP architekten und ingenieure in Innsbruck, und Professor für Interdisziplinäre Planung der TU Wien, räumte ein, die Bauwirtschaft tut sich schwer: „Wir planen ein Objekt digital – doch die Frage ist, wie nutzen wir in diesem Gebäude dann eine Wohnung? Die Vermietung läuft digital, Alexia ,organisiert´ unseren Alltag, auch der Betrieb einer Wohnung funktioniert digital.“

Achammer verwies jedoch auf das größte Problem der Bauwirtschaft, bei allen Digitalisierungsbemühungen werden immer noch 30 bis 50 Prozent am Bau verschwendet: „Die Wahrheit ist, wir bauen heute Gebäude, die eigentlich nicht leistbar sind. Die Industrie 4.0 ist da, also die industrielle Fertigung von Prototypen, aber wir nützen sie nicht. Was wir brauchen, ist eine neue Kultur, neue Strukturen und Prozesse.“

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Damit meint Achammer das Ende des Kleingartendenkens – der Architekt, der Tragwerksplaner, der Gebäudetechniker – später dann der Ausführende, alle arbeiten gegeneinander, „da hilft die Digitalisierung auch nichts. Doch die Zeit läuft, es gibt nun Vorschriften für Fonds, dass diese ihre CO2-Bilanz ausweisen müssen – da werden Immobilien rasch herunterbewertet werden, wenn wir nichts ändern“ meint der Epxerte für Interdisziplinare Planung.

Spiegel der Gesellschaft

Steffen Robbi, Geschäftsführer „Digital findet Stadt“, beleuchtete die Forschungssicht: „Wir wollen Wissen konkret verfügbar machen.“ Er schloss sich Achammer an: „Es geht nicht um Kosteneinsparen, es geht um die Zusammenarbeit, denn der Nutzer stellt Anforderungen an die Nachhaltigkeit.

BIM ist die Basis – aber sicher nicht die Lösung – für neue Anwendungsfelder, in denen wir das Bauen neu denken müssen. Der Weg muss weg vom Handwerk zum modularen Bauen bis zum 3-D-Druck führen.“ Die Idee der Zusammenarbeit in der Wirtschaft ist die Voraussetzung dafür, dass digitale Projekte erfolgreich umgesetzt werden können.

Die Digitalisierung wird von Informatikern und Physikern getrieben, doch der Mensch muss im Mittelpunkt bleiben. Das ist auch die Ansicht von Architekt Jakob Dunkl, querkraft architekten zt gmbh, doch er versteht nicht, warum das Auto einen höheren Stellenwert als eine Wohnung hat:

„Architektur ist ein Spiegel der Gesellschaft. Doch wir müssen uns immer nach dem Sinn fragen. BIM ist toll, keine Frage – aber dennoch, was bleibt von uns? In 50 Jahren gibt es vermutlich kein Auto mehr, aber die Gebäude, die bleiben. Grundrisse werden jetzt schon von Algorithmen entworfen – gut, Drohnen werden Einkäufe holen und bringen – wollen wir das?“

Als BIM-affin erwies sich Hannes Stangl, Technischer Vorstandsdirektor der Sozialbau AG, seit 2018 arbeitet der Bauträger mit BIM…

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