Liebe Leserinnen, liebe Leser.
Von PV-Strom bis Glasfaser – es sind drei technische und politische Brennpunkte, die derzeit nicht nur unsere Branche, sondern die gesamte Infrastrukturdebatte bestimmen. Es geht um Milliarden, Sicherheit und faire Marktbedingungen.
1. Photovoltaik entlastet – alle!
Photovoltaik wirkt längst nicht mehr nur auf dem eigenen Dach. Sie senkt systematisch die Strompreise an der Börse – mit konkreten Einsparungen für Industrie, Privathaushalte und nicht zuletzt auch für die Mieterinnen und Mieter. Studien zeigen: Allein bis 2030 kann der Großhandelspreis durch den geplanten Zubau an PV um 21 Prozent sinken. Für die Industrie bedeutet das jährlich Einsparungen von bis zu 180.000 Euro pro Standort – für Privathaushalte immerhin über 70 Euro.
Diese Dynamik ist ein Gewinn für die Volkswirtschaft. Umso unverständlicher, dass der Solarausbau politisch von Bundeswirtschaftsministerin Reiche gebremst werden soll. Eine repräsentative Umfrage zeigt: Eine breite Mehrheit – auch unter Unions- und SPD-Wählern – wünscht sich genau das Gegenteil.
Photovoltaik dämpft Preise, schützt das Klima und reduziert Folgekosten in Milliardenhöhe. Wer hier auf die Bremse tritt, stellt sich nicht nur gegen Marktlogik, sondern auch gegen den Willen der Bevölkerung. Mehr Informationen finden Sie im Beitrag: Studie zu Strompreisen: Milliardeneinsparungen durch Photovoltaik
2. Cybersicherheit: Die unterschätzte Achillesferse der Bauwirtschaft
Die Digitalisierung schreitet voran – auch auf der Baustelle. Drohnen, Cloud-Dienste, BIM: Der technologische Fortschritt ist längst im Alltag der Bauunternehmen angekommen. Doch während Fachabteilungen digital arbeiten, bleibt die IT-Sicherheitsarchitektur oft fragmentiert oder veraltet.
Die Angriffe auf IT-Systeme der Baugruppe Matthäi oder Knauf – zeigen: Cyberkriminalität ist ein reales Geschäftsrisiko. Netzwerke sind nicht segmentiert, Zuständigkeiten für Sicherheit unklar, Updates werden händisch und lückenhaft durchgeführt. Dabei ist IT-Sicherheit keine rein technische Aufgabe mehr.
Sie ist Teil der Unternehmenskultur – und muss dort auch strategisch verankert werden. Die Bauwirtschaft braucht hier dringend klare Standards, Governance-Strukturen und ein neues Selbstverständnis: Wer digital baut, muss auch digital schützen. Mehr lesen Sie im Beitrag: Betreten der digitalen Baustelle verboten! Wie Cyberkriminelle die Bauwirtschaft ins Visier nehmen
3. Glasfaserausbau: Politik riskiert Mittelstand und Wettbewerb
Die gute Nachricht: Die Bundesregierung will den Glasfaserausbau beschleunigen. Die schlechte: Sie plant dafür eine staatlich verordnete Mehrfachnutzung und Regulierung, die den Wettbewerb in Schieflage bringt. Der Zugriff auf gebäudeinterne TK-Infrastrukturen (NE4) soll zentral geregelt werden – mit Entgelten, Fristen und Pflichten, die vor allem eines tun: den Mittelstand schwächen.
Gerade kleine, regionale Anbieter – also die, die seit Jahren in Kooperation mit der Wohnungswirtschaft ausbauen – stehen damit vor enormen Investitionsrisiken. Denn gesetzlich festgelegte Entgelte machen betriebswirtschaftliche Planungen zunichte. Das geplante „Recht auf Vollausbau“ bedroht nicht nur Eigentümerrechte, sondern könnte einen ruinösen Überbauwettbewerb anstoßen.
Die Folge: Rückzug der lokalen Anbieter, Marktbeherrschung durch wenige Konzerne, Innovationsstau. Der Glasfaserausbau braucht Vertrauen in den Wettbewerb – nicht mehr Bürokratie und Zwang. Die Hintergründe zum Thema: Pläne zur Mitnutzung von Glasfasernetzen in Gebäuden stoßen auf Widerstand
Ob Solarstrom, digitale Sicherheit oder Glasfaser – in allen drei Fällen erleben wir, wie technische Entwicklung und politische Regulierung nicht im Einklang stehen. Dabei wäre es jetzt an der Zeit, den Mut für ein neues Gleichgewicht zu finden: eines, das Innovation fördert, Bürgerinnen und Bürger entlastet, Sicherheit ernst nimmt und dem Mittelstand faire Chancen lässt.
November 2025, Wohnungswirtschaft technik., Ausgabe Nummer 131, mit neuen Inhalten.
Klicken Sie mal rein.
Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig
Ihr Gerd Warda



