Digitalisierung wird zum Missing Link

Wohnungen mit Wärme versorgen, ist eine Sache – Heizkosten abrechnen, eine andere. 150.000 Wohnungen großer Wohnbauträger beliefert Kelag Energie & Wärme GmbH über regionale Versorgungsnetze. Mit modernster Technologie wird nun die digitale Verbindung zu den Bewohnern hergestellt.
ROBERT KOCH

eizkosten-Abrechnungen zählten bisher nicht gerade zum Quell reiner Freude für Bewohner. Bei der einmal pro Jahr übermittelten Abrechnung gibt es häufig Diskussionen bezüglich Höhe der Heizkosten und deren Aufteilung gemäß den sehr strikten Re-geln des Heizkosten-Abrechnungsgesetzes. Auch die Vorschreibung der monatlichen Akontozahlungen für das nächste Heizjahr erregt den Unmut wegen regelmäßiger Steigerung – trotz aller Bemühungen zum Energiesparen, die sich oft als
wenig kostensenkend erweisen. Und vorher kommt noch die „Durchführung der Ablesung der Erfassungsgeräte“ durch Mitarbeiter beauftragter Firmen, die meist Anwesenheit in der Wohnung erfordert.

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Strategie zur Energiewende

Dieses in Jahrzehnten entstandene Bündel des Misstrauens beim „Endkunden“ will kelmin entwirren. Das im Oktober 2018 von Kelag und Minol gegründete Dienstleistungsunternehmen (siehe Kasten) bietet integrierte Lösungen für Heizkosten-Abrechnungen. „Mit der kelmin erweitern wir unseren Service für die Wohnungswirtschaft“, erklärt Adolf Melcher, Geschäftsführer der Kelag Energie & Wärme GmbH in Villach. Hausverwalter können Wärme und Abrechnung nun im Gesamtpaket mit einem Partner sicherstellen. „Es braucht viel Vertrauen“, betont Melcher, „denn eine transparente Heizkosten-Abrechnung dient den Bewohnern ebenso wie den Verwaltern.“
Bei einer Pressekonferenz in Wien unterstützte auch Manfred Freitag, Vorstand des Kelag-Konzerns, diese Strategie. Man müsse „die Kundenzufriedenheit steigern“, nur so könne die Energiewende – von der Bundesregierung in ihrer „Mission 2030“ proklamiert – auch tatsächlich Breitenwirkung entfalten. Es brauche „den Mut, die richtige Dienstleistung zur richtigen Zeit zu liefern“, ergänzte Adolf Melcher. „Bis jetzt haben wir Wärme erzeugt, verteilt und geliefert – nun können wir auch die Heizkosten-Abrechnung anbieten und uns von unseren Mitbewerbern deutlich abheben.“ Ziel ist nämlich, dass weniger Strom und Wärme verbraucht wird.

St. Veit funkt auf LoRa

Bereits im Dezember startete kelmin ein Pilotprojekt in St. Veit an der Glan, die Umrüstung von mehr als 1.600 Wohnungen auf den Einsatz der sogenannten LoRa-Technologie. Es handelt sich dabei um eine Funkausstattung auf Basis LoRaWANTM – Kürzel für Long Range Wide Area Network –, eine international anerkannte Lösung für Datenübertragung und Vernetzung. Innerhalb eines Monats waren 650 Wohnungen angeschlossen, bis Ende 2019 soll das flächendeckende Netz in der Kärntner Stadt fertig geknüpft sein. Dann werden rund 6.500 elektronische Heizkostenverteiler – moderne Ausgabe der berüchtigten Verdunster – an Heizkörpern montiert sein, melden 300 Wärmemengenzähler in den Heizzentralen und mehr als 300 Kalt-/Warmwasserzähler ihre Daten aus 90 Häusern an 15 Indoor-LoRa-Gateways und weiter in die Abrechnungszentrale.

Für die Bewohner bringt die Umrüstung wenig Aufwand. „Gerätetausch und die Aufnahme der Stammdaten für die Heizkosten-Abrechnung waren pro Wohnung in weniger als zehn Minuten erledigt“, berichtet kelmin-Geschäftsführer Alexander Jordan. „Ab dem Frühjahr 2019 bewerkstelligen wir den Service smart und digital.“ Also keine Ablesung mehr in der Wohnung, verkürzte Intervalle der Abrechnung. Die webbasierten Netze bieten in naher Zukunft zusätzlichen Nutzen: Verwalter können die Verbrauchsentwicklung ihrer Liegenschaften abrufen und die Energieversorgung optimieren. Hausbewohner bekommen per App laufend Informationen zum Wärmeverbrauch in ihren Wohnungen – und werden so bei ihren Bemühungen zum Energiesparen unterstützt. „Wenn unser Kunde es möchte, verrechnen wir Wärme- und Wasserkosten einschließlich der Mietgebühren für die Messtechnik sogar direkt mit den Wohnungsnutzern“, ergänzt Co-Geschäftsführer Michael Eichinger. „Das entlastet die Verwalter.“ Überdies sind die neuen Geräte auf eine Lebensdauer von zehn Jahren ausgelegt.

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Basisnetz für Infrastruktur

Das flächendeckende LoRoWANTM-Netz leistet jedoch auch die Basis für weitere Anwendungen. Bei geringem Energieverbrauch können viele Geräte und Sensoren eingebunden werden, die komfortabel aus der Ferne ablesbar sind. Das gilt zum Beispiel für Messgeräte in Öltanks, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren, Rauchwarnmelder und Feuerlöscher in Gebäuden, die Überwachung von Garagentoren. Auch kommunale Infrastruktur wie Straßenlaternen, Mülltonnen, Parkplätze etc. bieten sich für ein digitales Monitoring geradezu an. Informationen werden von eingebundenen Objekten an ein zentrales Gateway und von dort in eine sichere Cloud übertragen…

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