Die Sanierung der Schlangenbader Straße in Berlin-Wilmersdorf – eine Autobahnüberbauung über eine wichtige Stadteinfahrt, ist ein Wahrzeichen Berlins. Nun ist der Wohnbau in die Jahre gekommen, die „Schlange“ wird unter Einbezug der Mieter:innen umfassend saniert.
STEFAN WEIDELICH*
Mit 1.215 Wohneinheiten ist der Wohnbau Schlangenbader Straße nicht nur einer der größten durchgängig begehbaren Wohnkomplexe Europas, sondern auch die bis heute weltweit einzige Wohnanlage, der es gelungen ist, eine Autobahn für den Städtebau zu nutzen. Ihre architektonische Bedeutung wurde im Dezember 2017 dadurch gewürdigt, dass sie unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Mehr als 40 Jahre nach ihrem Erstbezug im Jahr 1980 ist die Schlangenbader Straße, die von ihren mehr als 3.000 Bewohner:innen liebevoll „Schlange“ genannt wird, sanierungsbedürftig. Unter anderem müssen Fassadenplatten erneuert, Fenster ausgetauscht und im Innenbereich Böden und Decken instandgesetzt werden. Das vermietende kommunale Berliner Wohnungsunternehmen degewo arbeitet deswegen aktuell daran, den Umfang einer möglichen Sanierung in einem Pilotprojekt zu prüfen.
Eine umfängliche Sanierung der Schlangenbader Straße ist sehr komplex und mit großem technischen und finanziellen Aufwand verbunden. Nicht zuletzt, weil die speziellen Anforderungen des Denkmalschutzes und die Wünsche der Mietenden nach energetischen Maßnahmen berücksichtigt werden müssen.
Die Entwicklung der „Schlange“
- 1970–1971: Beginn des Autobahnbaus A 104 (südlicher Abzweig für A 100) und Beginn der Planung der „Autobahnüberbauung Schlangenbader Straße“ durch die Architekten Georg Heinrichs, Gerhard und Klaus Krebs
- 1976–1980: Errichtung des Wohnkomplexes mit Hauptund Nebengebäuden im Auftrag der degewo (insgesamt rd. 1.800 Wohnungen, 28 Gewerbeeinheiten, ein Tiefgaragendeck mit 760 Stellplätzen); Das Hauptgebäude ist 600 Meter lang, rund 47 Meter hoch und hat 14 Geschoße, Baukosten: 400 Millionen DM.
- 1980–1981: Erstbezug der Wohnanlage
- 2002: Verleihung des Renault Traffic Future Award (Auszeichnung für Bauwerke im Bereich Verkehrswesen, Schirmherr: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung)
- 2017: Denkmalstatus für die „Schlange“
- 2020: Start des Planungsprozesses für eine Entscheidung über die Sanierung der „Schlange“ voraussichtl. Frühjahr
- 2025: Beginn der Sanierungsmaßnahmen
Bei einem Sanierungsprojekt dieser Größenordnung sind der Rückhalt der Bewohner:innen und ein starkes Netzwerk aus lokalen Akteur:innen unerlässlich. degewo setzt deswegen bei der Sanierung der Schlange seit Beginn auf Transparenz und Partizipation. Auf seiner Website informiert das Unternehmen regelmäßig über den aktuellen Stand des Pilotprojekts. Zusätzlich bindet degewo Mieter:innen, lokale Mieter:inneninitiativen, soziale Träger und weitere Multiplikator:innen seit April 2022 über einen Sanierungsrat in ihre Prozesse ein. Im kooperativen Dialog begleiten die 24 Mitglieder dieses Gremiums jeden wesentlichen Schritt der Planung und Durchführung der Sanierung. In regelmäßigen Sitzungen des Rats erhalten die Mieter:innen, aber auch Anwohnende so die Möglichkeit, sich aus erster Hand zu informieren und aktiv Einfluss auf die Gestaltung ihrer Wohnumgebung zu nehmen.
Sanierung mitgestalten
degewos Angebot, den über eine Dekade andauernden Sanierungsprozess konstruktiv zu begleiten, wird von den Mieter:innen gerne angenommen, denn die Bindung an die Schlange ist eng. Mit mehr als 13 Jahren liegt die Wohndauer über dem degewo-Vergleichswert, und auch die Zufriedenheit ist überdurchschnittlich groß. Dementsprechend hoch ist das Interesse, das Sanierungsvorhaben mitzugestalten und dazu mit Expert:innen des Denkmalschutzes und der Bauwissenschaft sowie den Projektleiter:innen von degewo in den Austausch zu treten.
Im Sanierungsrat werden die Wünsche der Mieter:innen gehört und mit dem technisch Machbaren und behördlich Erlaubten abgeglichen. Als wichtige Multiplikator:innen tragen die Sanierungsratsmitglieder ihre Informationen dann in die Wohnanlage. Die Akzeptanz des Sanierungsvorhabens konnte degewo durch ihre offene Informationspolitik und die Möglichkeit zur Teilhabe stark erhöhen. Die Sanierung der Schlange, die voraussichtlich im Frühjahr 2025 beginnt und bis zu zwölf Jahre dauern kann, könnte so unter dem Motto Denkmal schützen – Zukunft gestalten zu einem Vorbild für die Einbindung der Berliner Stadtgesellschaft in große Bau- und Sanierungsprojekte werden.