Autos mit Elektroantrieb sind die Zukunft – E-Ladeinfrastruktur, was ist zu tun?

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“. Das stellten bereits die alten Griechen vor rd. 2.500 Jahren fest. Wir fahren seit über 100 Jahren weltweit mit Autos. Daran wird sich voraussichtlich in den nächsten Jahrzehnten nicht viel ändern. Was sich definitiv verändern wird, ist der Energieträger für den Antrieb der Fahrzeuge.

Wir sprachen mit dem Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Hansa Energie Service GmbH & Co. KG (HES), Stefan Strenge. Das Unternehmen entwickelt seit einigen Jahren für die Immobilienwirtschaft E-Ladeinfrastruktur-Konzepte und hat sich mit der Thematik intensiv auseinandergesetzt.

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Wie schätzten Sie die weitere Entwicklung der E-Mobilität ein?

Stefan Strenge: Der Elektroantrieb wird zukünftig der bestimmende Antrieb für die Autos weltweit sein. Der Klimawandel zwingt uns dazu keine fossilen Brennstoffe mehr zu nutzen. Das bedeutet in der Konsequenz keine Autos mehr mit Benzin-, Gas- und Dieselantrieb.

Das EU-Parlament hat das „Verbrenner-Verbot“ ab 2035 beschlossen. Regional betrachtet geht es ebenfalls in diese Richtung: Vor wenigen Tagen wurde in Hamburg das Verbot für Verbrenner bei den Taxis ab 2025 ausgesprochen.

Die Diskussionen zum richtigen Antrieb sind immer noch kontrovers. Welchen Stellenwert wird der Wasserstoffantrieb zukünftig haben?

Stefan Strenge: Beim Wasserstoffantrieb sind wir sehr weit von einem wirtschaftlichen Betrieb entfernt. Dazu hat kürzlich ein Forscherteam vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI eine Studie erstellt. Dort wird empfohlen, die staatlichen Fördermittel für die nächsten Jahre auf industrielle Nutzung des Wasserstoffs zu fokussieren. Beim Automobil ist der Fokus sowohl beim Gesetzgeber als auch bei den Kfz-Herstellern auf den E-Antrieb gerichtet.

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Welche Veränderungen erwarten Sie insbesondere für die Immobilien- und Wohnungswirtschaft?

Stefan Strenge: Seit dem Inkrafttreten des GEIG (Gebäude-Elektromobilitätsinfrastrukturgesetz) im Jahr 2021 besteht eine Verpflichtung zum Ausbau von E-Ladeinfrastruktur für Immobilieneigentümer. Die steigenden Zulassungszahlen bei E-Autos führen zu höheren Nachfragen für Lademöglichkeiten.

Es ist zu erwarten, dass sich dieser Prozess weiter dynamisieren wird und Verwalter verstärkt gefordert sind Lösungen anzubieten.

Als Verhinderungsgrund für E-Ladepunkte wird oft eine zu geringe elektrische Leistung des Hausanschlusses genannt. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten dazu ein?

Stefan Strenge: Im Rahmen unserer Beratungsprojekte wurden über 2.000 Hausanschlüsse analysiert. In den allermeisten Fällen war die elektrische Leistung ausreichend, um die Nachfragen nach E-Ladepunkten in den Wohnquartieren für voraussichtlich die kommenden 10 Jahre zu befriedigen. Nachts benötigt ein Wohngebäude nur rd. 30% von der Leistung, die am Tag erforderlich ist.

Mittels intelligentem Last- und Lademanagementsystem ist es möglich, die rd. 70% zur Verfügung stehende Leistung im sogenannten „Nacht-Tal“ für die E-Ladung zu nutzen.

Was empfehlen Sie Wohnungsunternehmen, die Anfragen zu Lademöglichkeiten erhalten und Ladeboxen installieren möchten?

Stefan Strenge: Wir raten dringend davon ab, dem Mieter die Installation in Eigenregie zu gestatten. Mit dieser Vorgehensweise ist die zulässige Belastungsgrenze des Hausanschlusses schnell erreicht. Der entstehende Wildwuchs verhindert den nachträglichen Einbau eines Last- und Lademanagements.

Unser Rat ist es, eine Analyse mit Prüfung des Hausanschlusses, der elektrischen Anlage des Gebäudes und der Nutzergruppe mit dem zu erwartenden Nutzerverhalten durchzuführen. Die gewonnen Erkenntnisse bilden die Basis für eine Konzeption, um für den kommenden Ausbau vorbereitet zu sein.

Herr Strenge, danke für den erhellenden Blick auf die möglichen Ladestationen.

PH B

HES ist auf die Energiekosten-Optimierung von Immobilienunternehmen spezialisiert. Zum Leistungsportfolio gehören ergänzend zu E-Mobilitätskonzepten, der Energie-Einkauf, Stromeigenerzeugung via PV mit Mieterstrommodellen, Energie-Einsparstrategien und die Optimierung von Messdienstleistungen. www.hansaenergieservice.de

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