Herausforderungen: Blindflug im Heizungskeller
Im Pitch beschreibt CEO Franka Birke ein vertrautes Bild aus Bestandsgebäuden: Vorlauftemperaturen bleiben hoch, nachts gibt es eher „Nachterhöhungen“ als Nachtabsenkung, und Fehleinstellungen fallen ohne digitale Datenbasis kaum auf.
Typische Probleme, die genannt werden:
- Heizungen laufen auf Werkseinstellungen oder mit übersehenen Fehleinstellungen.
- Es findet keine systematische Optimierung statt, obwohl die Technik vorhanden wäre.
- Der hydraulische Abgleich wurde nicht oder nur unzureichend durchgeführt.
Gerade in großen Portfolios bedeutet das: unnötig hoher Energieverbrauch, CO₂-Emissionen und Kosten bei gleichzeitig begrenzten personellen Ressourcen im technischen Management.
Der Ansatz / Die angebotene Lösung
metr positioniert sich als Plattform für energieeffiziente Bestandsgebäude, die Digitalisierung im Heizungskeller mit mehreren Effizienzhebeln verbindet.
Vier Bausteine stehen im Mittelpunkt:
- Heizungsüberwachung
Ein Gateway bindet die Heizungsanlage an die Plattform an. Betriebsdaten werden kontinuierlich erfasst und analysiert; Fehleinstellungen werden identifiziert, Störmeldungen und Handlungsempfehlungen an die Verantwortlichen gesendet. Einsparpotenzial laut Projekterfahrungen: 5–20 %. - Automatische Heizungsoptimierung
Auf Basis der Daten wird die Vorlauftemperatur dynamisch angepasst, u. a. unter Nutzung von Wettervorhersagen. Selbst bei bereits gut eingestellten Anlagen sollen weitere 10–15 % Einsparung möglich sein. - Dynamischer, automatischer hydraulischer Abgleich
Die Energieverteilung im Gebäude wird über die Stränge der Anlage optimiert; Eingriffe in einzelne Wohnungen sind nicht nötig. Auch hier werden 10–15 % Einsparpotenzial genannt. - Smart Metering
Verbrauchsdaten dienen als Grundlage für Monitoring und zur Dokumentation der erzielten Einsparungen.
Alle Lösungen funktionieren laut Anbieter vollautomatisch, herstellerübergreifend und bei neuen wie älteren Heizungsanlagen.
Einordnung für die Wohnungswirtschaft
Für Wohnungsunternehmen ist metr vor allem als Portfolio-Werkzeug interessant:
- Mehrere Effizienzhebel auf einer Plattform
Monitoring, Optimierung, hydraulischer Abgleich und Smart Metering werden kombiniert – mit dem Ziel, die Effekte zu addieren und transparent zu belegen. - GEG-Konformität als Nebeneffekt
Die Bausteine sind so gestaltet, dass sie die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes zur Heizungsüberwachung, -optimierung und zum hydraulischen Abgleich adressieren. - Referenzen und Skalierung
Die Plattform wird nach eigenen Angaben bereits bei über 60 Kunden in mehr als 3.600 Gebäuden mit über 100.000 Mieteinheiten eingesetzt – darunter mehrere Wohnungsunternehmen.
Zu klären bleiben je Projekt unter anderem:
- Wie fügt sich metr in bestehende GLT-, ERP- und Abrechnungssysteme ein?
- Welche Aufgaben übernehmen interne Technikteams, welche externe Dienstleister?
- Wie werden die genannten Einsparquoten im eigenen Bestand gemessen und verifiziert?
Warum das wichtig ist
Die energetische Sanierung der Gebäudehülle ist teuer und braucht Zeit. Im Bestand lassen sich vergleichsweise schnell Effekte erzielen, wenn bestehende Heizungsanlagen datenbasiert überwacht und automatisch optimiert werden.
Lösungen wie metr adressieren genau diesen Hebel: Sie zielen auf messbare Einsparungen im laufenden Betrieb, unterstützen die Nachweispflichten aus dem GEG und schaffen eine Datenbasis für weitere Investitionsentscheidungen im Portfolio.
Was jetzt zu tun ist
- Bestand analysieren: Liegenschaften mit hohen Verbräuchen, Beschwerden oder anstehenden GEG-Pflichten identifizieren.
- Pilot definieren: Einige repräsentative Heizungsanlagen auswählen und metr mit klaren Einspar- und Prozesszielen testen.
- Schnittstellen klären: Integration in bestehende Systeme (GLT, ERP, Abrechnung, Energiemonitoring) prüfen.
- Rollen festlegen: Verantwortlichkeiten zwischen internen Teams, Fachhandwerk und Plattformanbieter definieren.
- Ergebnisse messen: Vorher-/Nachher-Verbräuche, Störungsaufkommen und Bearbeitungsaufwand systematisch vergleichen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Laut metr laufen rund 80 % der Heizsysteme ineffizient – oft mit Werkseinstellungen und ohne hydraulischen Abgleich.
- Die Plattform kombiniert Fernüberwachung, automatische Heizungsoptimierung und dynamischen hydraulischen Abgleich.
- Einsparpotenziale: 5–20 % durch Überwachung, je 10–15 % durch Optimierung und Abgleich; in Summe bis zu 35 %.
- Die Bausteine sind auf GEG-Konformität ausgerichtet (Heizungsüberwachung, Optimierung, hydraulischer Abgleich nach §§ 60 b, 60 c).
- Nach Angaben des Unternehmens ist metr bereits in über 100.000 Mieteinheiten und mehr als 3.600 Gebäuden im Einsatz.
Glossar
- Heizungsüberwachung: Kontinuierliches Monitoring von Betriebsdaten einer Heizungsanlage, inkl. Störmeldungen und Handlungsempfehlungen.
- Automatische Heizungsoptimierung: Softwaregestützte Anpassung der Vorlauftemperatur, z. B. mit Wettervorhersagen.
- Hydraulischer Abgleich: Abgleich von Volumenströmen im Heizsystem, damit alle Versorgungsstränge passend mit Wärme versorgt werden.
- Dynamischer hydraulischer Abgleich: Laufende, automatisierte Anpassung der Verteilung – hier auf Basis digitaler Daten und ohne Wohnungszugang.
- GEG §§ 60 b/60 c: Paragrafen des Gebäudeenergiegesetzes, die Anforderungen an Heizungsüberwachung, -optimierung und hydraulischen Abgleich definieren.
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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025
Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert



