Massiv und nachhaltig

In dem neuen Stadtteil Wildgarten entstehen auf 22 Bauplätzen bis Ende 2024 insgesamt rund 1.100 Wohnungen. Mineralische Baustoffe punkten hier einmal mehr – die neben der Mischung aus naturnahem und urbanem Wohnen für ein Wohlfühlklima durch Bauteilaktivierung sorgt, und auch mit einem Höhenrekord für Aufsehen beeindruckt.

Auf dem Rosenhügel im 12. Wiener Gemeindebezirk, entwickelt die Are das Stadtquartier Wildgarten. Mittlerweile sind fast alle 22 Bauplätze und damit insgesamt rund 1.100 Wohnungen, Lebensraum für rund 2.300 Menschen, fertiggestellt. Neben frei finanzierten Eigentumswohnungen bietet der Wildgarten neben gefördertem Wohnbau verschiedene Wohnungsgrößen. Die Bauplätze 9 und 13 befinden sich im Herzen des Wildgartens rund um einen zentralen Quartiersplatz. Hier entstanden 84 Wohnungen aufgeteilt auf neun Häuser. Bei der Fassadengestaltung haben gerner gerner Architekten Anleihe an unterschiedlichen Baumarten genommen. Die Außenanlagen bieten Kinderspielbereiche und einen „Chillgarten“, wo man auf Liegen unter Bäumen entspannen kann, sowie einen Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten.

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Auf den Bauplätzen 11 und 20 wurden neun Wohnhäuser mit insgesamt 105 Wohnungen von 30 bis 100 Quadratmeter errichtet. Im Mittelpunkt des Entwurfs der Architekturbüros Chaix & Morel et associeés, gemeinsam mit Christian Anton Pichler, steht das Thema Garten. Alle Wohnungen verfügen über private Freiräume in Form von Eigengärten, Terrassen oder Balkonen. Zwischen den Eigengärten gibt es großzügige gemeinschaftliche Freiflächen mit schattigen Aufenthaltsbereichen und Hochbeeten.

Nachhaltig mit Bauteilaktivierung

Auf den Bauplätzen 3, 12, 14 und 15 entstehen bis Ende 2024 insgesamt 157 Mietwohnungen in monolithischer Ziegelbauweise. 160.000 Ziegel wurden innerhalb eines Jahres von Gerstl Bau gemauert. Mit den Bauplätzen sind die letzten Wohneinheiten der Are im Endspurt – dann ist das Quartier komplett. „Das Projekt ist bereits mit klimaaktiv Silber vorzertifiziert“, erläutert Gerd Pichler, Leiter der Are Projektentwicklung.


Fotos: Lukas Lorenz, Wienerberger/David Schreyer

„Die Vorteile der mineralischen Baustoffe werden im Quartier Wildgarten auf vielfältige Weise genutzt.“

Andreas Pfeiler

Die von schneider+schumacher Architekten geplanten Wohnhäuser – von zwei bis maximal acht Geschoßen werden in nachhaltiger, monolithischer Ziegelmassivbauweise mit Stahlbetondecken errichtet. Vollwärmeschutzsysteme mit erdölbasierten Produkten werden vermieden. Die zwei Gebäude mit acht Vollgeschoßen mit integrierter Wärmedämmung, bei dem die Tragstruktur oberirdisch komplett mit keramischem Mauerwerk ausgeführt wird, entstanden in Kooperation mit Wienerberger – und sind ob ihrer Höhe eine Neuheit.

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Alle Bauplätze erhalten eine eigene Photovoltaikanlage, um einen Teil des benötigten Stroms autark zu produzieren. Die Wärme wird über die Bauteilaktivierung über die Decken abgegeben. Durch die gute Speicherfähigkeit von Beton kann so der Energiebedarf gesenkt werden. Andreas Pfeiler, Fachverband Steine Keramik, zeigt sich beeindruckt: „Für mich sind die Gebäude im Wildgarten doppelt großartig – die Vorteile der mineralischen Baustoffe werden auf vielfältige Weise genutzt, die Bauteilaktivierung ist eine geniale und kostengünstige Lösung, die in Kombination mit erneuerbarer Energie den Fossilen eine klare Absage erteilt.“ Sämtliche Flachdächer werden mit Gräsern und Kräutern begrünt und bieten neben den Grünflächen zwischen den Gebäuden auch Insekten Lebensraum und Nahrung. Fledermäuse können in Nistkästen an den Fassaden einen Unterschlupf finden.

Wohnquartier Wildgarten, 1120 Wien 
- Masterplan: arenas basabe palacios arquitectos und M&S Architekten ZT GmbH 
- Landschaftsplanung: Land.in.sicht 
- 22 Bauplätze 
- Gesamtfläche: 11 Hektar 
- Nutzfläche: 82.900 m² 
- Wohneinheiten: ca. 1.100 
Die Are zeichnet für 14 Bauplätze mit rund 730 frei finanzierten Miet- und Eigentumswohnungen verantwortlich. Weiters gibt es einen Gemeindebau Neu mit 123 Wohnungen, 167 geförderte Wohnungen der Sozialbau, die Baugruppe „Willdawohnen“ der Schwarzatal wie auch die Baugruppe „Rosegarden“ mit einem generationenübergreifenden Konzept, 123 geförderte Wohnungen der Wigeba, 55 geförderte Wohnungen von Neuland, die Baugruppe „Que(e)rbeet“ der EBG wie auch die Baugruppe „mietgestalten“ der EGW; Kindergarten, Nachbarschaftszentrum, Nahversorger, gute Verkehrsinfrastruktur.

Langlebig und wertbeständig

„Dank seiner Materialstruktur kann ein Ziegel Wärme speichern und auch wieder abgeben. Er ist nicht nur energieeffizient, sondern auch langlebig und wertbeständig sowie aufgrund des Tonabbaus und der Produktion in Österreich ein sehr regionales Produkt. All diese Aspekte sind mit ein Grund, wieso wir diesen Baustoff immer gerne verwenden. Beim Projekt Wildgarten war für uns ganz wesentlich, die Ziegel schon bei der Planung mit größter Sorgfalt zu behandeln“, skizziert Architekt Eckehart Loidolt von schneider+ schumacher.

Den rekordverdächtigen Bau der beiden Achtgeschoßer ermöglichte eine extra für dieses Projekt entwickelte Softwareerweiterung des in der Baubranche vielfach genutzten Statik- Programms „RFEM 6“ – das Programm führte zuvor bereits Berechnungen von beispielsweise Stahlbeton- und Holzbauten aus. Nun sind auch komplexe Berechnungen für Mauerwerke komfortabel möglich, die mit herkömmlichen Verfahren deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würden oder zu komplex wären. Entwickelt wurde die Software-Erweiterung von einem österreichischen Team bestehend aus Mitarbeitern der TU Graz, Dr. Pech ZT, Werkraum Ingenieure ZT, dem Fachverband Steine-Keramik und dem Software- Entwickler Dlubal.

Johann Marchner, Wienerberger Österreich Geschäftsführer, freut sich über den Ziegelrekord: „Die Projektentwickler und Architekten waren von Anfang an von der Nachhaltigkeit, der Energieeffizienz und der einfachen Handhabung des Baustoffs Ziegel begeistert und wollten auch bei den mehrgeschoßigen Objekten nicht auf seine Vorteile verzichten. Somit war ein österreichisches Forschungsteam, bestehend aus führenden Köpfen der Wissenschaft, Ziegelindustrie und Software-Entwicklung, gefordert, zu prüfen, ob sich dieser Wunsch mit den statischen und dynamischen Anforderungen wie z. B. der Erdbebensicherheit vereinbaren lässt. Mit den bestehenden Mitteln wäre eine Berechnung nicht möglich gewesen, deswegen setzte man alles auf die Entwicklung der neuen Software, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen – und das mit Erfolg in gleich zweifacher Ausführung.“

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