„Wir vermieten Wohnraum, nicht Quadratmeter“

Sandra Bauernfeind übernahm vor rund einem Jahr die Position als Geschäftsführerin der gemeinnützigen Wohnbaugesellschaft Heimat Österreich. Ein Gespräch über die aktuellen Herausforderungen der Branche, gute Grundrisse und die Wichtigkeit von Kooperationen.
— FRANZISKA LEEB

Ihr Resümee nach einem Jahr der an der Spitze eines gemeinnützigen Bauträgers?

Wie erwartet, ist es eine sehr interessante und schöne Aufgabe. Wohnraum für viele kommende Generationen zu schaffen, ist eine abwechslungsreiche Querschnittsmaterie von steuerlichen, wirtschaftlichen, technischen bis hin zu sozialen Agenden. Kein Tag ist wie der andere. Im Februar kamen mit Beginn des Ukraine- Kriegs und dem Einsetzen der Energiekrise durch die explodierenden Kosten neue Herausforderungen hinzu.

Sandra Bauernfeind
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Haben die Kostensteigerungen Projekte verzögert?

Der Frühling und der Sommer waren von durchaus harten Nachverhandlungen mit den Bauunternehmen geprägt, maßgeblich verzögert hat sich aber wenig. Unsere Aufgabe ist es, leistbares Wohnen anzubieten. Nachdem jahrelang die Grundstückspreise gestiegen sind und jetzt so immens die Baukosten, ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man sich fragt, ab wann es nicht mehr leistbar für die Nutzer ist, die auch von den Kosten der externen Energieversorger belastet sind.

Sandra Bauernfeind

Leistbarkeit ist die Kernaufgabe der gemeinnützigen Bauträger. Müssen diese darüber hinaus mehr leisten als die gewerblichen Unternehmen?

Da sehe ich keine große Diskrepanz. Es geht darum, Wohnraum zu schaffen, aber auch ein gutes Wohlgefühl. Es braucht gute verwendbare Grundrisse, und man muss den sozialen Aspekt beachten, von Gemeinschaftsanlagen, die gern angenommen werden, bis hin zu einer der Zielgruppe entsprechenden Infrastruktur rundherum. Das Thema ESG (Anm. Environmental, Social, Governance) wird für alle noch mehr an Bedeutung gewinnen. Das Soziale ist schwer messbar. Ich glaube aber, dass die Gemeinnützigen immer schon federführend waren, was Nachhaltigkeit angeht.

Sandra Bauernfeind

Worauf kommt es bei den Grundrissen an?

Eine Zweizimmerwohnung kann 50 Quadratmeter haben, aber auch 65, und sie wissen in Wirklichkeit nicht, wo die 15 Quadratmeter geblieben sind. Das ist ein großer wirtschaftlicher Aspekt. Eine Wohnung mit einem schlechten Grundriss dreht sich viel öfter als eine mit einem guten. Wir vermieten, verkaufen und verwalten Wohnraum und nicht Quadratmeter. Daher ist es wichtig, wie eine Wohnung funktioniert. Eine Familie braucht zum Beispiel einen anderen Vorraum als ein Single, da steht eine ganz andere Anzahl an Schuhen herum.

Sandra Bauernfeind
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