Wenn Gateways leise ausfallen: Wie pironex Batteriestatus und Feldbetrieb transparenter machen will

Auf der HEIKOM wurde viel über Gateways als Enabler für Fernauslesung gesprochen – meist mit Fokus auf Funkstandards, Reichweite oder Datensicherheit. Tino Hülsenbeck, Gründer und Geschäftsführer der pironex technology GmbH aus Rostock, stellte eine andere Frage in den Mittelpunkt: Was passiert eigentlich, wenn die Batterien Ihrer Gateways leer sind und keiner es merkt?

Die Antwort ist für Messdienste und Wohnungsunternehmen gleichermaßen unangenehm: Datenlücken, ungeplante Servicefahrten, Datenverlust und Konflikte in der Abrechnung. Genau an dieser Stelle setzt pironex mit neuen Gateways und einem dazugehörigen IoT-Portal an.


Herausforderungen: Wenn Gateways „unsichtbar“ ausfallen

  • Datenlücken im Verborgenen
    Läuft ein Gateway leer, ohne dass es jemand bemerkt, fehlen Verbrauchsdaten. Das kann unterjährige Verbrauchsinformationen ebenso betreffen wie Abrechnungsperioden – mit entsprechendem Klärungsaufwand gegenüber Mietern und Auftraggebern.
  • Blinde Installation im Feld
    Häufig werden Gateways „blind“ montiert: Es gibt zwar Apps, aber keine wirklich belastbare Rückmeldung, wie gut der Empfang ist, wie viele Knoten tatsächlich erreicht werden oder ob Konfiguration und Standort passen.
  • Unsichere Batterielaufzeit
    Wie lange hält die Batterie unter realen Bedingungen? Das hängt von Konfiguration, Sendeintervallen, Protokollen und Umgebung ab. Ohne präzise Bewertung bleibt die Restlaufzeit Schätzung – und damit ein Risiko.
  • Keine intelligente Problembehandlung
    In vielen Hintergrundsystemen fehlt ein strukturiertes Alarm- und Ticketingkonzept. Ausfälle werden spät oder gar nicht erkannt, Warnsignale laufen ins Leere.
  • Mangelnde Transparenz im Betrieb
    Ohne durchgängiges Gerätemanagement ist oft unklar: Welche Gateways laufen stabil? Wo häufen sich Warnungen? Wo ist die Funkabdeckung grenzwertig? Die Folge sind reaktive statt proaktive Einsätze.

Der Ansatz: Gateway-Design plus Gerätemanagement aus einem Guss

pironex versteht sich als Entwicklungsdienstleister für Elektronik und Software und betont im Vortrag, dass Hardware, Gerätesoftware und Portal von Anfang an als Einheit gedacht wurden.

Feldtaugliche Gateways

In den Folien werden die neuen Gateways als „für den praktischen Einsatz optimiert“ beschrieben:

  • Unkomplizierte Montage
    Das Gerät muss für die Installation nicht geöffnet werden – ein Vorteil für Geschwindigkeit und Fehlerminimierung vor Ort.
  • Intelligente Einrichtung mit Empfangstest
    Vor Ort kann ein Empfangstest durchgeführt werden, um die Funkqualität am geplanten Standort zu prüfen. So lassen sich ungeeignete Positionen früh erkennen.
  • NFC-Tag als digitales Typenschild
    Über NFC können Monteure auch im ausgeschalteten Zustand bestimmte Parameter auslesen und konfigurieren – per App, ohne das Gerät zu öffnen.
  • Flexible Energieversorgung
    Die Gateways können entweder mit einer langlebigen Batterie oder über eine 24-Volt-Dauer­versorgung betrieben werden. Das erlaubt je nach Liegenschaft unterschiedliche Einsatzszenarien.
  • Hohe Reichweite
    Laut Präsentation wurde der Empfang im Feld über mehr als fünf Etagen getestet.
  • Whitelisting
    Whitelists helfen, Auslesezyklen schneller abzuschließen und das System auf relevante Zähler zu fokussieren.

Hülsenbeck betont, dass die Gateway-Hardware sich für wM-Bus eignet und – laut Unternehmensangaben – auch LoRa-Szenarien unterstützen kann.

IoT-Portal für Monitoring, Alarmierung und Integration

Das zweite Standbein ist ein herstellerunabhängiges IoT-Portal, das als Gerätemanagement-System für Gateways fungiert:

  • Automatische Provisionierung – Gateways werden beim ersten Kontakt automatisch ins System aufgenommen und sind schnell einsatzbereit.
  • Gerätemanagement – Firmware-Updates, Statusanzeigen und Fehlermeldungen lassen sich zentral verwalten.
  • Monitoring & Alarmierung – Events, E-Mail-Benachrichtigungen und Protokollfunktionen sollen helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Liegenschaftsverwaltung – Zuordnung von Zählern zu Gateways, Verwaltung von Whitelists und Gerätegruppen.
  • Sichere Datenhaltung – TLS-verschlüsselte Übertragung und DSGVO-konforme Verarbeitung werden hervorgehoben.
  • REST-API – Eine Programmierschnittstelle zur Weiterleitung der Gateway-Daten an Drittsysteme, etwa Abrechnungs- oder ERP-Lösungen.

Warum das wichtig ist

  • Gateway-Ausfälle bleiben oft lange unentdeckt – mit direkten Folgen für Abrechnung und Kundenzufriedenheit.
  • Batteriebetriebene Geräte im Feld lassen sich nur mit geeigneten Tools realistisch hinsichtlich Restlaufzeit und Risiko bewerten.
  • Ohne Monitoring und Alarmierung werden Servicefahrten häufig reaktiv und teuer statt geplant und gezielt.
  • Ein integriertes Gerätemanagement erleichtert es Messdiensten, große Gateway-Flotten über Jahre stabil zu betreiben.
  • Für die Wohnungswirtschaft sind stabile Datenflüsse Grundlage für gesetzlich geforderte UVI, korrekte Heizkostenabrechnungen und ESG-Reporting.

Einordnung für die Wohnungswirtschaft / Entscheider:innen

Auf den ersten Blick adressiert pironex vor allem Messdienstleister, Gate-Betreiber und ihre Techniker. Für die Wohnungswirtschaft sind die dahinterliegenden Fragen jedoch strategisch:

  • Wie robust ist die eigene Infrastruktur wirklich?
    Funkstandards und Gateways werden oft als „gesetzt“ betrachtet. Entscheidend ist aber, ob über Jahre hinweg eine verlässliche Datenlieferung garantiert werden kann, inklusive Früherkennung drohender Ausfälle.
  • Wer übernimmt Verantwortung für Gerätemanagement?
    Je komplexer Gateway-Flotten werden, desto wichtiger ist klar geregelt, wer Monitoring, Alarmierung und Firmware-Updates verantwortet – Messdienst, Dienstleister oder interne IT.
  • Wie offen ist die Architektur?
    Das von pironex vorgestellte Portal setzt auf REST-API und offene Weiterverarbeitung. Für Wohnungsunternehmen ist wichtig, dass sie Messdaten langfristig in eigene Systeme unabhängig von Einzelanbietern einbinden können.
  • Was passiert im Fehlerfall?
    Transparente Alarmketten, definierte Reaktionszeiten und klare Zuständigkeiten sollten Bestandteil jeder Vereinbarung sein. Ohne diese Grundlagen bleiben „sorgenfreie Gateways“ ein Versprechen.

Was jetzt zu tun ist

  1. Bestandsaufnahme der Gateway-Flotte: Wie viele Gateways sind im Einsatz? Welche Funktechnologien (wM-Bus, ggf. LoRa) werden genutzt? Gibt es Monitoring?
  2. Batteriestrategie prüfen: Sind Laufzeiten und Austauschintervalle dokumentiert? Gibt es Indikatoren oder Prognosen zur Restlaufzeit – oder nur Erfahrungswerte?
  3. Monitoring-Anforderungen definieren: Welche Kennzahlen (Batteriestatus, Empfangsqualität, Ausfallzeiten) sollen regelmäßig sichtbar sein? Welche Alarme werden benötigt?
  4. Vertragliche Klarheit schaffen: In Vereinbarungen mit Messdiensten festhalten, wie Gateway-Überwachung, Alarmierung und Servicefahrten geregelt sind, inklusive Eskalationswegen.
  5. Integration planen: Prüfen, wie Gerätemanagement-Portale über Schnittstellen (z. B. REST-API) an bestehende IT- und Abrechnungssysteme angebunden werden können.
  6. Pilotprojekte umsetzen: In ausgewählten Liegenschaften testen, ob Gateways mit Monitoring und NFC-gestützter Einrichtung im Alltag tatsächlich weniger Ausfälle und Servicefahrten verursachen.

Praxisnutzen: Vom „Blindflug“ zur planbaren Gateway-Flotte

Der konkrete Nutzen hängt von der jeweiligen Ausgangssituation ab, lässt sich aber entlang dreier Linien beschreiben:

  • Früherkennung statt Überraschung
    Durch kontinuierliches Monitoring von Batteriestatus und Empfangsqualität können kritische Gateways identifiziert werden, bevor Daten ausfallen. Serviceeinsätze lassen sich bündeln und planbar gestalten.
  • Effizientere Installation im Feld
    Empfangstests und NFC-gestützte Konfiguration vor Ort verringern die Wahrscheinlichkeit, dass Gateways an ungünstigen Standorten montiert werden – und später erneut angefasst werden müssen.
  • Weniger Datenverluste und Reklamationen
    Stabilere Gateway-Betriebe reduzieren Lücken in der Datenbasis. Das senkt das Risiko strittiger Abrechnungen und aufwändiger Nacharbeiten in der Kundenkommunikation.

Die in der Präsentation gezeigten Schlagworte – „Unabhängig“, „Volle Kontrolle“, „Zukunftssicher“, „Kostenstruktur“ – verdeutlichen den Anspruch, nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich eine nachhaltige Lösung anzubieten. Ob und in welchem Umfang dies im eigenen Bestand erreicht wird, sollten Entscheider:innen allerdings durch belastbare Kennzahlen in Pilotprojekten prüfen.


Fazit

Mit den neuen Gateways und dem IoT-Portal adressiert Tino Hülsenbeck ein Thema, das in vielen Digitalisierungsprojekten erst auffällt, wenn es zu spät ist: den langfristigen, transparenten Betrieb der Feldinfrastruktur.

Für die Wohnungswirtschaft heißt das: Wer auf fernauslesbare Zähler und Funk setzt, sollte die Gateways nicht als „Black Box“ betrachten, sondern als aktiv zu managende Ressource – inklusive Monitoring, Alarmierung und Batteriemanagement. Lösungen wie die von pironex können hier Bausteine sein, um den Schritt von der reinen Geräteinstallation hin zu einem steuerbaren, ausfallsicheren System zu schaffen.


Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ausgangsproblem: Fallen Gateway-Batterien im Feld unbemerkt aus, drohen Datenlücken, zusätzliche Servicefahrten, Abrechnungsprobleme und Ärger mit Kunden.
  • Typische Schwachstellen: Blinde Installation ohne Rückmeldung, unklare Batterielaufzeiten, fehlende Transparenz im Betrieb und kaum intelligente Problembehandlung in vielen wM-Bus-Gateway-Landschaften.
  • Ansatz von pironex: Neu entwickelte Gateways mit stromsparender Elektronik, NFC-Tag, Empfangstest vor Ort, wahlweise Batteriebetrieb oder 24-V-Versorgung – ergänzt durch ein IoT-Portal für Monitoring, Alarmierung und Geräteverwaltung.
  • Ziel: Batteriestatus über Jahre hinweg präzise bewerten, Ausfälle früh erkennen, Servicefahrten reduzieren und einen „sorgenfreien Betrieb der Gateways“ ermöglichen.
  • Plattformgedanke: Elektronik, Gerätesoftware und Portallösung werden als Einheit gedacht – mit REST-API, TLS-Verschlüsselung und DSGVO-konformer Datenhaltung.
  • Relevanz für die Wohnungswirtschaft: Weniger Datenverluste, höhere Abrechnungssicherheit und eine klarere Sicht auf den Zustand der Funkinfrastruktur in den Beständen.
  • Preispositionierung: Laut Hülsenbeck sollen die neuen Gateways – ob netz- oder batteriebetrieben – bei entsprechender Stückzahl ab rund 75 Euro verfügbar sein (Angabe des Anbieters im Vortrag).

Glossar / Begriffserklärungen

  • Gateway
    Zentrale Einheit im Gebäude, die Funktelegramme von Zählern und Sensoren (z. B. per wM-Bus oder LoRa) empfängt und an Backend-Systeme weiterleitet.
  • wM-Bus (Wireless M-Bus)
    Funkbasierte Variante des Meter-Bus-Standards, häufig eingesetzt für Heizkostenverteiler, Wasser- und Wärmezähler.
  • LoRa
    Funktechnologie mit großer Reichweite und geringem Energieverbrauch, die in verschiedenen IoT-Szenarien genutzt wird, u. a. für Zählerfernauslesung.
  • NFC-Tag
    Nahfeldkommunikation (Near Field Communication), mit der Daten auf sehr kurze Distanz ausgetauscht werden können – hier genutzt als digitales Typenschild und Konfigurationsschnittstelle der Gateways.
  • Whitelisting
    Verfahren, bei dem ein Gateway nur Daten von explizit freigegebenen Geräten verarbeitet. Das kann Auslesezyklen beschleunigen und die Funklast reduzieren.
  • IoT-Portal / Gerätemanagement
    Zentrale Softwareplattform zur Verwaltung verteilter Geräte: Monitoring, Firmware-Updates, Alarmierung, Liegenschaftsverwaltung und Schnittstellen zu Drittsystemen.
  • REST-API
    Webbasierte Programmierschnittstelle, über die Daten standardisiert von einem System ins andere übertragen werden können – wichtig für die Integration in Abrechnungs- oder ERP-Systeme.

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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

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