Die Diskussionen um die Folgen des Klimawandels haben in den vergangenen Monaten an Schärfe zugenommen. Der Druck auf weite Teile der Wirtschaft, auch die Wohnungswirtschaft nimmt – mittlerweile auch politisch gewollt – spürbar zu.
Die europaweiten Energieeinsparziele sind drastisch, und allenthalben wird deutlich, dass das bisherige Klimaschutztempo bei Weitem nicht ausreicht, um diese Ziele zu erreichen. In diesem Zusammenhang schaut man natürlich auch auf die Wohnungswirtschaft, gilt der Gebäudebereich doch weiterhin als einer der größten CO2 -Emittenten überhaupt – trotz der energetischen Bemühungen der Wohnungsunternehmen.
Über dieses Problemfeld und nachhaltige Investitionen haben wir mit Sven Scriba gesprochen, seines Zeichens Technischer Vorstand der hannoverschen Wohnungsgenossenschaft Heimkehr und Vorstandsvorsitzender des Fördervereins der Klimaschutzagentur Region Hannover
Herr Scriba, sind Ökologie und Ökonomie miteinander vereinbar?
Eine kurze Erläuterung vorweg: Die Energieeinsparziele im Neubaubereich werden sicherlich eingehalten. Der Neubau hat bei den Wohnungsbeständen einen Anteil von fünf bis zehn Prozent. Die Frage ist, wie geht man mit den vorhandenen Wohnungsbeständen um?
Sven Scriba
Konkreter also: Lassen sich ökologische und ökonomische Ziele im Wohnungsbestand vereinen?
Hier würde ich sogar noch weitergehen: Sie sind nicht nur miteinander vereinbar, sie können im Zusammenspiel sogar zu einer klassischen „Win-win“- Situation führen. Bei der Heimkehr haben wir schon vor anderthalb Jahrzehnten festgestellt, dass umweltbewusstes Handeln auch ganz unmittelbar zu einer finanziellen Entlastung unserer Mieter führen kann. 2002 ist die Idee einer Heizungszentralisierung entstanden, die wir zur Reduktion unserer Instandhaltungsaufwendungen zunächst an 40 Wohnungen erprobt haben.
Sehr schnell hat sich damals gezeigt, dass wir damit nicht nur Kosten einsparen, sondern auf diese ressourcenschonende Weise zugleich den CO2 -Verbrauch halbieren können. Also fiel der Entschluss, systematisch den gesamten Bestand umzustellen. Je nach Möglichkeit werden in den derzeit knapp 5000 Wohneinheiten unserer Genossenschaft die eingesetzten Wärmepumpen photovoltaisch und damit regenerativ unterstützt.
Sven Scriba
Lassen sich die Erfolge dieses Programms beziffern?
Jedes unserer Häuser, das wir saniert haben, liegt heute im Verbrauch unter 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Für einen Bestand, der zur Hälfte aus Zeiten des Wirtschaftswunders stammt, als man sehr schnell und schlecht gebaut hat, ist das ein wirklich guter Wert. Was die Instandhaltung angeht, sparen wir durch die Heizungszentralisierung jährlich im hohen sechsstelligen Bereich.
Die Energieeinsparungen betragen zugleich etwa 50 Prozent. 3000 Tonnen CO2 sind auf diese Weise gar nicht erst entstanden – das entspricht dem Gewicht der Goldreserven der Deutschen Bank oder, um ein anderes Bild zu bemühen, dem Gewicht der Apollo-11-Rakete. Mit dem feinen Unterschied allerdings, dass diese 3000 Tonnen eben nicht in die Atmosphäre gejagt werden.
Sven Scriba
Die „Fridays for Future“-Kundgebungen erhitzen derzeit die Gemüter. Haben die jungen Aktivisten Recht mit ihrer Kritik?
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