Das bereits mehrfach ausgezeichnete Pflegewohnhaus Rudolfsheim wurde im Vorprogramm des Symposiums zur „Zukunft des Wohnens“ besichtigt. Eine besondere Tour, die exklusive Einblicke in verschiedene Lebenswelten von Jung und Alt erlaubte.
GISELA GARY
Ein junger Mann in einem Rollstuhl wird von einem Sanitäter hereingeschoben. Der junge Mann lacht, ein Bein ist waagrecht fixiert – offensichtlich ein Unfall. Er kommt ins Pflegeheim? „Ja, natürlich“, schmunzelt Hildegard Menner, leitende Direktorin Pflegewohnhaus und Pflegedienst, „wir pflegen nicht nur betagte Menschen.“
Der junge Mann äugt neugierig zu der Besuchergruppe hinüber, zu gern würde er wissen, was hier passiert – wir treffen ihn beim Rundgang dann noch ein paar Mal, begeistert erzählt er von dem tollen Haus, da kann er überall herumfahren, er hat sich schon alles angeschaut: „Super hier, ich hab schon befürchtet, ich komm in so ein langweiliges Pflegeheim, wo ich nichts anfangen kann.“
Hier merkt man zunächst nichts von einem herkömmlichen Pflegeheim. „Sind wir auch nicht, wir pflegen chronisch kranke, aber auch junge Menschen, ebenso wie Personen nach Unfällen“, erklärt Menner das Konzept. Es gibt kein Auswahlverfahren, sondern nur Zuweisungen über den Fonds soziales Wien. „Es ist ein großartiges Haus, offen, farbenfroh – das macht einfach Freude. Die Verbindung zur Natur ist ein großer Vorteil.
Die Bewohner leben in ihren Zimmern, aber in den allgemeinen Wohnbereichen ebenso. Sie müssen über keine langen Gänge gehen – und das ist auch für uns in der Betreuung sehr gut. Die Bewohner haben auch die Möglichkeit, Gegenstände wie kleine Möbel, mitzubringen, sie sollen sich einfach wie zu Hause fühlen. Wir haben eine Wohnqualität, die sich deutlich von den konventionellen Häusern unterscheidet.“
Der benachbarte Kindergarten sorgt für einen lebhaften Austausch zwischen den Bewohnern und Kindern, von dem beide Gruppen profitieren. Aber auch das städtebauliche Konzept verspricht einen Mehrwert, selbst für die Anrainer: Das Gebäude öffnet sich zur Stadt und lädt zu einem Besuch ein, das Café darf – und wird – auch von Außenstehenden genutzt. Wichtig war den Architekten wup_wimmerundpartner, dass das Haus und die Höfe einfach durchwandert werden können. Das diese Idee aufging, bestätigte uns ja bereits der junge Mann im Rollstuhl.
Herausfordernder Zeitplan
Das Pflegewohnhaus ist das letzte Projekt aus dem Geriatriekonzept der Stadt Wien – insgesamt wurden neun Häuser als Pflegewohnheime errichtet. Das Wiener Geriatriekonzept baut auf folgenden Säulen auf: ambulante vor stationärer Betreuung, regional ausgewogene Verteilung der Pflegeeinrichtungen, leistbare und bedarfsgerechte Angebote an Pflege und Betreuung sowie höchste Qualität der angebotenen Leistungen. Menner betont: „Es kann einem in jedem Alter passieren, dass man Betreuung braucht.“
Für Ewald Kirschner, Generaldirektor Gesiba, der bereits Erfahrungen bei dem Pflegewohnhaus Leopoldstadt sammelte, war das Gebäude im 15. Bezirk besonders anspruchsvoll – nicht nur wegen dem herausfordernden Zeitplan: „Im April 2013 erfolgte der Abbruch des…