„Erst ein Platz zum Leben, dann die Kultur“

Christian Strasser leitete zehn Jahre lang das Museumsquartier Wien, ehe er im Jänner die Generaldirektion der Sozialbau AG übernahm. Ein Gespräch über soziale Gerechtigkeit, explodierende Baukosten und wunderbare Klingeltöne.
— WOJCIECH CZAJA

Fehlt Ihnen das Museumsquartier?

Das Museumsquartier ist zum Glück so nahe, dass ich immer noch recht häufig dort anzutreffen bin. Das MQ ist ein wunderbarer urbaner Ort des Miteinanders, in dem man gut abhängen kann und der von der Energie vieler Menschen inspiriert wird.

Strasser
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Der Umstieg kam sehr plötzlich, nachdem Sie letzten Sommer noch meinten, für weitere fünf Jahre die Leitung des MQ zu übernehmen. Wie denn das?

Der Ausstieg meines Vorgängers aus der Sozialbau AG kam sehr überraschend, und nachdem ich das Unternehmen aufgrund meiner langjährigen Aufsichtsratstätigkeit schon gut kannte, war für mich klar, dass der Zeitpunkt gut ist, mich von nun an dem gemeinnützigen Wohnbau zu widmen. Der jetzige Arbeitsplatz in der Sozialbau ist mindestens genauso spannend – aber viel, viel dringender und wichtiger für die Gesellschaft. Oder, anders ausgedrückt: Sowohl im MQ als auch im Wohnbau geht es um Lebensqualität. Aber man braucht zuerst einen Platz zum Leben, um sich der Kultur widmen zu können.

Strasser

Was konnten Sie aus MQ-Zeiten in die Sozialbau AG mitnehmen?

Vom MQ nehme ich die Erkenntnis mit, dass man Dinge erreichen kann, wenn man einen guten Plan hat und den Faden nicht verliert.

Strasser

Und was mussten Sie dort lassen?

Die vielen Jahre im MQ haben mich stark geprägt, all diese Erlebnisse nehme ich mit. Am ehesten würde ich sagen: Ich habe ein super Team dort gelassen. Aber dafür wurde ich auch hier von einem super Team in Empfang genommen.

Strasser
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Im Gegensatz zu früher widmen Sie sich nun einem Thema, das einerseits ein selbstverständliches Grundrecht sein sollte, in den letzten Jahren aber mehr und mehr zu einem Prekariatsthema geworden ist. Die Kritik wird immer lauter, dass der klassische gemeinnützige Wohnbau für die unteren Einkommensschichten kaum noch leistbar ist…

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