Auf der HEIKOM, der Fachmesse für digitales Energie- und Gebäudemanagement, dreht sich vieles um die Frage, wie sich Energiewende, Fachkräftemangel und Digitalisierung in der Praxis zusammenbringen lassen. AssetEnergy GmbH präsentierte ihre Plattform AssetWork mit dem programmatischen Titel „Monteure per Mausklick“.
Die Kernidee: Messdienste und vergleichbare Auftraggeber vergeben Montageaufträge nicht mehr per Telefon, Excel und E-Mail, sondern über eine zentrale Plattform an ein deutschlandweites Montagenetzwerk, inklusive digitalem Auftrags- und Lagermanagement.
Herausforderungen
Aus Vortrag und Präsentation werden zwei Problemfelder deutlich: Fachkräftemangel und manuelle Arbeit.
- Fachkräftemangel in der Fläche
- „Monteur Mayer geht in den Ruhestand, aber ich finde keinen Nachfolger.“
- „Ich möchte expandieren, aber mit eigenen Monteuren lohnt sich die Fahrt nicht.“
- „Monteur Müller hat sich verletzt – wer übernimmt die Aufträge?“
Eigene Teams stoßen schnell an Kapazitätsgrenzen, während externe Dienstleister oft ad hoc, ohne standardisierte Prozesse eingebunden werden.
- Manuelle, fehleranfällige Prozesse
- Zählernummern werden von Montageblättern abgetippt.
- Excel-Listen mit gelieferten Geräten werden per Mail an Monteure geschickt.
- Rückfragen zu Anwesenheit, Terminstatus oder Nicht-Montagegründen laufen telefonisch.
Das kostet Zeit, erhöht die Fehlerquote und erschwert eine skalierbare Qualitätssicherung.
- Neue Probleme bei externen Dienstleistern
Wer von eigenen Monteuren auf externe Dienstleister umstellt, steht vor weiteren Fragen:
- „Finde ich überhaupt jemanden für das Gebiet?“
- Mühsame, manuelle Beauftragung einzelner Firmen.
- Kaum Kontrolle über Qualität, Nacharbeiten und Reklamationen.
- Unklare Zuständigkeiten bei Waren- und Gerätemanagement.
- Geringe Systemintegration – Daten verteilen sich auf E-Mails, Excel, interne Software.
Ergebnis: Nacharbeiten, Terminchaos, unklare Verantwortung – und ein wachsender Gap zwischen digitalisierten Abrechnungssystemen und analogen Montageprozessen.
Der Ansatz: AssetWork als digitales Rückgrat für Montage und Lager
AssetWork versteht sich als Softwareplattform zur Beauftragung selbstständiger Zählermonteure – ergänzt um Funktionen für Lager, Warenwirtschaft und Qualitätssicherung.
1. Auftragsmanagement & Disposition
Über AssetWork können Messdienste und andere Auftraggeber:
- Montageaufträge anlegen – inklusive Liegenschaft, Geräte, Zeitfenster.
- Eigene Monteure oder externe Dienstleister beauftragen – mit Favoritenlisten und Blacklists.
- Automatische Terminplanung und -ankündigung nutzen – inklusive Benachrichtigungen an Mieter:innen.
- Nicht-Montagegründe und Statusmeldungen (erledigt, verschoben, abgebrochen) strukturiert erfassen.
Die Plattform macht sichtbar, wie viele Unternehmen in einer Region verfügbar sind, und ermöglicht so eine gezielte Vergabe an geeignete Partner.
2. Lager- und Warenmanagement
AssetWork verknüpft Montageprozesse mit der Logistik:
- Geräte bestellen, Wareneingang und Warenausgang verbuchen.
- Geräte-Massenscan und Heizkörperaufnahme digital abbilden.
- Automatische Lagerhaltung und Geräte-Nachbestellung einrichten.
- Lagerprüfungen per Gateway und Lagerbestellungen zentral steuern.
Damit wird aus der klassischen „Zettelwirtschaft“ ein durchgängiger digitaler Materialfluss – von der Bestellung bis zur eingebauten Komponente.
3. Qualitätssicherung & Abrechnung
Für die Qualität und Nachvollziehbarkeit der Montageprozesse bietet AssetWork:
- Qualitätsprotokolle und Fotobeweis-Upload.
- Monteur-Bewertungen und -Blacklists.
- Montageprotokolle inklusive Gatewaytests.
- Rechnungskontrolle und Berichtsgenerierung.
Zusätzlich sind ein Monteur-Chat und Benachrichtigungen integriert, um Rückfragen schnell zu klären und Medienbrüche zu vermeiden.
4. Schnittstellen & Integration
Ein zentrales Element ist die Anbindung an bestehende Systeme:
- ERP/CRM-Schnittstelle zur Übergabe von Stamm- und Auftragsdaten.
- Reportingfunktionen, die Kennzahlen für Auslastung, Durchlaufzeiten und Qualität bereitstellen.
Damit wird AssetWork zum Bindeglied zwischen Backoffice, Lager, Monteuren und Abrechnungssystemen – nicht zu einem weiteren Inselsystem.
Warum das wichtig ist
Die Branche steht unter doppeltem Druck: Einerseits müssen Roll-outs für fernablesbare Messtechnik und neue Services (z. B. Mieterstrom, E-Mobilität) bewältigt werden, andererseits fehlen Fachkräfte im Feld. Gleichzeitig erwarten Kunden kurze Reaktionszeiten, transparente Prozesse und rechtssichere Dokumentation.
Plattformen wie AssetWork adressieren genau diese Kombination: Sie entlasten Disposition und Verwaltung von manueller Routinearbeit, schaffen Transparenz über Aufträge, Material und Qualität – und ermöglichen es, externe Kapazitäten kontrolliert einzubinden. Das reduziert Gesamtaufwand und Fehlerkosten und macht den Messdienst skalierbarer.
Einordnung für die Wohnungswirtschaft
Wo passt das?
- Messdienste und Servicegesellschaften, die bundesweit oder regional Montageleistungen organisieren.
- Größere Wohnungsunternehmen mit eigenen Technik-Teams oder ausgelagerten Servicegesellschaften.
- Unternehmen, die verstärkt mit freien Monteuren oder kleinen Partnerbetrieben arbeiten wollen, ohne die Kontrolle zu verlieren.
Welche Abhängigkeiten gibt es?
- Saubere Stammdaten (Liegenschaften, Geräte, Preise) sind Voraussetzung für stabile Prozesse.
- Dienstleister und Monteure müssen bereit sein, ihre Arbeitsschritte über die Plattform zu dokumentieren.
- Schnittstellen zu ERP-, CRM- und Abrechnungssystemen sollten definiert und implementiert werden.
Risiken und Grenzen
- Plattformmodelle brauchen eine kritische Masse an Monteuren und Dienstleistern pro Region.
- Die Umstellung von gewachsenen Abläufen („Excel & Telefon“) auf standardisierte Workflows erfordert Change-Management.
- Datenschutz (Mieterdaten, Fotos, Protokolle) und Auftragsverarbeitung müssen vertraglich klar geregelt werden.
Was jetzt zu tun ist
- Prozesse aufnehmen: Montage-, Lager- und Kommunikationswege dokumentieren und Medienbrüche identifizieren.
- Volumen & Struktur analysieren: Wie viele Aufträge? Wie verteilen sie sich regional? Anteil interne vs. externe Monteure?
- Schnittstellen definieren: Welche Daten müssen mit ERP, CRM und Abrechnungssystemen ausgetauscht werden?
- Pilotgebiet auswählen: 1–2 Regionen mit ausreichendem Auftragsvolumen und einem überschaubaren Kreis von Monteuren.
- KPIs festlegen: z. B. Durchlaufzeit vom Auftrag bis zur Abrechnung, Erstlösungsquote, Nacharbeiten, Materialdifferenzen.
- Recht & Datenschutz klären: AV-Verträge mit AssetEnergy, Regelungen für externe Monteure, Umgang mit Fotodokumentation.
Praxisnutzen: Vom Montageblatt zum standardisierten Prozess
Im Vortrag wurde deutlich, wie stark sich der Alltag verändern kann: Statt handschriftlicher Montageblätter, Excel-Listen und Telefonketten bilden Disponenten den gesamten Prozess – vom Auftrag über Terminierung und Materialbereitstellung bis zur Abrechnung – auf einer Oberfläche ab. Statusmeldungen und Fotobelege kommen direkt aus dem Feld, Lagerbestände werden automatisch abgeglichen, Nachbestellungen angestoßen.
Die Aussage „Monteure per Mausklick“ trifft damit den Kern: Nicht, weil Montage plötzlich ohne Menschen funktioniert, sondern weil die Koordination der knappen Ressource „Monteur“ deutlich effizienter und transparenter wird.
Fazit
AssetWork adressiert eine Lücke, die viele Messdienste aus dem Alltag kennen: Zwischen digitalem Abrechnungssystem und analoger Montagepraxis klafft ein Prozessloch. Mit der Kombination aus Auftragsvergabe, Lagerlogistik, Qualitätssicherung und Schnittstellenangebot bringt die Plattform Struktur in ein bislang stark manuell geprägtes Geschäft.
Für Entscheider:innen in Messdiensten und wohnungswirtschaftlichen Servicegesellschaften lohnt sich ein Blick dorthin, wo der Engpass am größten ist: in die Disposition und in den Heizungskeller. Ein Pilot in ausgewählten Beständen kann zeigen, ob „Monteure per Mausklick“ vom Messeversprechen zum skalierbaren Baustein der eigenen Rollout- und Service-Strategie wird.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Messdienste kämpfen mit Fachkräftemangel und aufwändigen, manuellen Montageprozessen.
- AssetWork ist eine Plattform zur Beauftragung selbstständiger Zählermonteure und Dienstleister.
- Aufträge, Touren, Waren- und Geräteströme werden durchgängig digital abgebildet.
- Standardisierte Workflows und Statusmeldungen erhöhen Transparenz und Qualität in der Montage.
- Schnittstellen zu ERP/CRM-Systemen vermeiden Doppelerfassung und Medienbrüche.
- Nächster Schritt: Montage- und Lagerprozesse analysieren, Pilot in ausgewählten Regionen mit Monteur-Netzwerk starten.
Glossar
- Messdienst
Dienstleister, der Verbrauchsdaten (z. B. Wärme, Wasser) erfasst, abrechnet und oft auch die Messtechnik montiert. - Submetering
Verbrauchserfassung innerhalb eines Gebäudes auf Wohnungs- oder Nutzeinheitsebene; Grundlage für Heiz- und Betriebskostenabrechnung. - Disposition
Planung und Steuerung von Monteurkapazitäten, Terminen und Routen – inklusive Materialzuordnung. - ERP/CRM-Schnittstelle
Technische Anbindung, über die AssetWork Stamm- und Bewegungsdaten mit ERP- bzw. Kundensystemen austauscht. - Monteur-Netzwerk
Pool aus eigenen und externen Monteuren bzw. Partnerfirmen, die Montageaufträge im Auftrag eines Messdienstes ausführen. - Qualitätsprotokoll
Standardisierte Dokumentation von Arbeitsschritten und Ergebnissen (inklusive Fotos), die als Nachweis und Grundlage für Reklamationsmanagement dient. - Gatewaytest
Funktionstest eines Kommunikations-Gateways vor Ort, um sicherzustellen, dass Zählerdaten korrekt übertragen werden.


