Digitale Transformationsprozesse verändern unser Leben und unsere Wirtschaft enorm – das gilt auch für die europäische Immobilienwirtschaft. Wer offen ist und über den eigenen Tellerrand hinaussieht, kann zahlreiche Impulse erhalten. Ein Blick auf aktuelle Trends in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen und Schweden.
Das Ziel ist das gleiche, die Wege sind verschieden – so könnte man kurz und knapp die Dynamik beschreiben, die seit geraumer Zeit mächtig Schwung in die Immobilienwirtschaft der europäischen Länder bringt. Denn grenzüberschreitend stehen die Zeichen zwar auf Digitalisierung, die Schwerpunkte unterscheiden sich jedoch von Land zu Land. Über die eigene Grenze zu blicken, kann ausgesprochen lehrreich sein, da oftmals Lösungen der Nachbarn Impulse für den heimischen Markt setzen können. Auch die sogenannten PropTechs geben mit neuen Methoden wichtige Anstöße. Gehen etablierte IT-Unternehmen mit diesen Start-ups Kooperationen ein, kann das sehr zum Vorteil ihrer Kunden sein.
Viele neue Technologien zielen auf zwei wesentliche Verbesserungen: eine engere Vernetzung und einen wachsenden Service-Mehrwert. Das heißt: Innovative ganzheitliche Systeme ermöglichen den Austausch zwischen Kunden, Mitarbeitern und Geschäftspartnern von Unternehmen sowie technischem Equipment in Gebäuden. Aufgrund dieser effizienteren Prozesse sinken nicht nur die Kosten, sondern gleichzeitig steigen die Transparenz und der Service-Mehrwert für Anwender.
Welche Entwicklungen vollziehen sich derzeit konkret? Hier eine prägnante Übersicht zu Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen und Schweden.
Deutschland: digitales Bewusstsein wächst
In Deutschland steigt das Interesse an digitalen Angeboten für die Immobilienwirtschaft sichtlich. Wichtige Aspekte in Bezug auf digitale Geschäftsprozesse sind Vernetzung, Integrationsfähigkeit und Effizienzpotenziale. Ein Beispiel hierfür ist eine neue CRM-App, ein direkter Draht zwischen Mietern, Eigentümern und Mitarbeitern der Verwaltung. Als mobile Informations- und Kommunikationszentrale optimiert sie den Kundendialog und sorgt für Kosteneffizienz, Prozessoptimierung und mehr Kundenzufriedenheit. Die PropTech-Szene, die in Deutschland sehr dynamisch ist, beschäftigt sich ebenfalls in großen Teilen mit der Verbesserung zahlreicher Vorgänge: Das Start-up Immomio beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, den Vermietungsprozess zu vereinfachen, indem es mithilfe einer automatischen Qualifizierung aller Mietinteressenten die passenden Mieter und Vermieter zusammenbringt.
Frankreich: ein digitaler Vorreiter
In der französischen Immobilienwirtschaft ist die Digitalisierung bereits weit fortgeschritten. Der Wohnungsbauverband hat sogar spezielle Strukturen geschaffen, um die Digitalisierung insbesondere der sozialen Wohnungswirtschaft zu fördern. Letztlich haben alle Veränderungen die effizientere Gestaltung von Prozessen zum Ziel – ob es um Zahlungsverkehr, Mietervermittlung, Virtual und Augmented Reality oder vorausschauende Instandhaltung geht. Trends wie Building Information Modeling, Chat-Bot-Technologien oder natürliche Sprachverarbeitung werden heiß diskutiert. Zahlreiche PropTechs beschäftigen sich mit WorkForce-Mobilisierung, Smart Buildings und B2B-Plattformen. Das Start-up Intent Technologies etwa stellt eine offene Plattform für die gesamte Immobilienwirtschaft bereit und versorgt auch das schon lange etablierte Service-Portal Mareon mit wichtigen Handwerker-, Dienstleister- und IOT-Daten.
Großbritannien: viel Potenzial für neue Lösungen
Die britische Immobilienwirtschaft ist vor allem in Bezug auf mobile Anwendungen weit. Ein Beispiel sind die 360°-Lösungen, die Mietern einen Top-Service und Außendienstmitarbeitern von Wohnungsunternehmen einen Rundumblick auf ihre Arbeit erlauben. Die maßgeblichen Impulse für solche Lösungen setzen etablierte Unternehmen der Branche, erst in jüngster Zeit kommen auch PropTechs verstärkt auf den Markt. Im Fokus aller Player stehen neue Technologien, die Geschäftsprozesse optimieren – denn der britische Markt, vor allem der soziale Wohnungsbau, steht unter erheblichem Digitalisierungsdruck: Bis 2020, so will es der Gesetzgeber, müssen Housing Associations ihre Mieten um ein Prozent pro Jahr reduzieren. Grund dafür sind die rasanten Preisanstiege, aufgrund derer sich viele Briten die hohen Mieten kaum noch leisten können.
Die Niederlande: Kommunikation im Fokus
Die niederländische Verwaltung ist stark digitalisiert – eine große Herausforderung ist allerdings noch die Etablierung eines Standards für den digitalen Informationsaustausch mit den Behörden, die den sozialen Wohnungsbau überwachen. Der Digitalisierungsdruck steigt zudem dadurch, dass Mieter schlichtweg einen modernen Service erwarten und ihre Zufriedenheit ausschlaggebend ist für Rankings von sozialen Wohnungsunternehmen. Das PropTech Mail2Pay etwa hat eine Plattform für eine effizientere Kommunikation zwischen Mietschuldner und Gläubiger aufgesetzt, die über WhatsApp-Nachrichten und Robotic Calls läuft…