Digitale Messdaten im Griff: Wie Sonexa Messdiensten hilft, Prozesse zu automatisieren

Im Panel zur „intelligenten Datenerfassung“ stellt Ingo Stracke von Sontex Deutschland die Plattform Sonexa vor und beschreibt sie mit einem Bild, das gut hängen bleibt: ein „Schweizer Taschenmesser“ für Messdaten.

Anders als klassische Portale will Sonexa weniger „schöne Oberfläche“, sondern vor allem Infrastruktur für digitale Prozesse liefern: Daten reinholen, verteilen, entschlüsseln, parametrieren – und das skalierbar, wenn aus ein paar Tausend Messpunkten irgendwann mehrere Hunderttausend oder mehr werden.


Herausforderungen aus Sicht von Messdiensten und Wohnungswirtschaft

  1. Doppelte Datenerfassung und Fehlerquellen
    • Liegenschafts- und Gerätedaten werden in verschiedenen Systemen geführt und teils manuell in Portale übertragen.
    • Jede „Zettelwirtschaft“ erhöht das Risiko von Tippfehlern, Inkonsistenzen und Nacharbeiten.
  2. Verteiltes Schlüsselmanagement
    • Geräteindividuelle Verschlüsselung ist Stand der Technik – aber die Verwaltung von Schlüsseln über verschiedene Hersteller-Tools hinweg ist aufwendig und fehleranfällig.
  3. Schwergewichtige Datenschnittstellen
    • Viele Systeme erlauben nur den Export kompletter Datenpakete. Für den gezielten Abruf einzelner Werte (z. B. zur Klärung einer Reklamation) müssen dann große Dateien bewegt werden.
  4. Parametrierung quer durch die Systemlandschaft
    • LoRaWAN- oder wM-Bus-Geräte werden über unterschiedliche Tools konfiguriert; Stichtage, Sendezyklen oder Alarmparameter sind verstreut.
  5. Skalierungsprobleme bei IoT-Anwendungen
    • Mit wachsender Zahl an Geräten stoßen klassische Backend-Systeme an Grenzen: Peaks bei der Datenanlieferung, ungleichmäßige Last, langsame Reaktionszeiten.

Was Sonexa konkret anbietet

Die Präsentation zeigt Sonexa als Multifunktionsplattform mit mehreren klar benannten APIs und einer Message Queue.

1. Project API – Stammdaten synchron statt doppelt

  • Über die Project API können Messdienst- oder ERP-Systeme ihre Liegenschafts- und Gerätedaten direkt mit Sonexa synchronisieren.
  • Ziel: Keine doppelte Pflege, keine manuellen Exporte/Importe mehr, sondern ein durchgängiger Datenbestand von der eigenen Branchensoftware bis in die Metering-Plattform.

Für die Praxis heißt das: Neue Liegenschaften, Zählerwechsel oder Anpassungen werden einmal im führenden System erfasst und automatisch in Sonexa gespiegelt.

2. KeyXchange API – Schlüsselmanagement als Service

  • Die KeyXchange API bildet ein komplettes Schlüsselmanagementsystem ab – inklusive geräteindividueller Verschlüsselung.
  • Entschlüsselung von Sontex-Geräten (und perspektivisch weiterer Hersteller) kann zentral in Sonexa erfolgen; die Schlüssel werden über die API verwaltet.

Damit wird das bisher oft verteilte Schlüsselhandling in ein standardisiertes Backend überführt – wichtig für Sicherheit, Auditierbarkeit und Prozesssicherheit.

3. Measurement API – gezielte Messwertabfrage

  • Mit der Measurement API lassen sich gezielt einzelne Messwerte oder Messreihen aus Sonexa abrufen, ohne gleich ganze Datenpakete zu ziehen.
  • Typische Anwendungsfälle: nachträgliche Prüfabfragen bei Reklamationen, Sonderauswertungen, Backups bestimmter Messzeiträume.

Das entlastet Leitungen und Systeme, wenn es nicht um Massenverarbeitung, sondern um Fallklärung im Einzelfall geht.

4. Parameterization API – Remote-Parametrierung

  • Die Parameterization API erlaubt es, Geräte aus der Ferne zu parametrieren, etwa LoRaWAN-Zähler.
  • Beispiele: Anpassung der Sendeintervalle, Änderung von Stichtagen, Konfiguration von Alarm-Schwellen.

Statt „Laptop im Keller“ wird Parametrierung damit zur Backend-Funktion, die aus der eigenen Software heraus angestoßen werden kann.

5. Message Queue – vorbereitet auf viele IoT-Geräte

  • Sonexa verfügt über eine integrierte Message Queue, die eingehende Datenströme aufnimmt und verteilt.
  • Vorteil: Lastspitzen – etwa wenn Tausende Geräte gleichzeitig senden – werden abgefedert; Backend- und Abrechnungssysteme können Werte in eigenem Tempo verarbeiten.

Gerade mit Blick auf digitale Gebäude, vernetzte Heizungskeller und zusätzliche IoT-Sensorik ist das ein wichtiger Baustein, um Performance und Skalierbarkeit zu sichern.

6. Weboberfläche als „Toolbox-Deckel“

  • Neben den Schnittstellen bietet Sonexa eine Web-Oberfläche, über die Messdienste Projekte, Geräte und Daten direkt verwalten können.
  • Der Fokus des Vortrags liegt aber klar auf der API-Nutzung – als Basis für durchgängige, automatisierte Abläufe.

Warum das wichtig ist

Für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist Sonexa auf den ersten Blick „nur“ die Plattform im Hintergrund des Messdienstes. In der Tiefe entscheidet eine solche Lösung aber mit über:

  • Datenqualität (weniger doppelte Eingaben, weniger Tippfehler),
  • Reaktionsfähigkeit (schnelle Einzelwertabfragen statt Datenpaket-Schlachten),
  • Sicherheit (standardisiertes Schlüsselmanagement),
  • Skalierbarkeit (Message Queue für wachsende IoT-Flotten) und
  • Integrationsfähigkeit (APIs statt proprietärer Inselportale).

Kurz: Ob Digitalisierung im Messwesen wirklich Prozesskosten senkt und neue Services ermöglicht, hängt maßgeblich an solchen Plattformen.


Einordnung für Messdienste und Wohnungswirtschaft

Für Messdienste bedeutet Sonexa vor allem:

  • eine Backend-Komponente, die viele technische Hausaufgaben abnimmt,
  • die Möglichkeit, eigene Abrechnungs- oder ERP-Systeme weiter zu nutzen,
  • und ein klarer Weg, eigene Plattformen via API anzudocken, statt sich an ein monolithisches Komplettsystem fesseln zu lassen.

Für Wohnungsunternehmen ist wichtig zu fragen:

  • Nutzt unser Messdienst bereits eine Plattform mit vergleichbaren Funktionen?
  • Wie werden Stammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung heute organisiert?
  • Gibt es standardisierte Schnittstellen zu unseren eigenen Systemen (z. B. für ESG-Reporting oder Portale)?

Was jetzt zu tun ist

  1. Prozesslandkarte erstellen
    • Wie laufen heute: Liegenschaftserfassung, Geräteeinbau, Schlüsselverwaltung, Messwertverarbeitung, Parametrierung?
    • Wo wird noch manuell übertragen, wo entstehen Medienbrüche?
  2. Messdienst gezielt nach Plattform & APIs fragen
    • Gibt es eine zentrale Plattform wie Sonexa?
    • Welche APIs sind verfügbar – für Stammdaten, Schlüssel, Messwerte, Parametrierung?
  3. Integrationspotenziale identifizieren
    • Welche eigenen Systeme (ERP, Portale, Reporting) sollen direkt mit der Metering-Plattform sprechen?
    • Welche Daten werden heute „per Datei“ getauscht, die künftig über APIs laufen könnten?
  4. Pilotintegration aufsetzen
    • Z. B. eine Liegenschaft komplett über Project API angebunden, Schlüssel via KeyXchange verwaltet, Reklamationsfälle mit Measurement API gelöst.
    • Kennzahlen definieren: Aufwand, Fehlerquote, Bearbeitungsdauer.
  5. Skalierungsstrategie definieren
    • Welche IoT-Use-Cases (digitale Heizungskeller, Raumklima, Leckage, Mieterstrom) sind absehbar – und ist die eingesetzte Plattform dafür gerüstet (Message Queue, Parametrisierungs-API)?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Sonexa ist eine skalierbare Metering-Plattform des Schweizer Herstellers Sontex, ausgelegt als „Middleware“ zwischen Zählern/Gateways und den Systemen der Messdienste.
  • Kernidee: Alles per API – Liegenschaftsdaten, Gerätestammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung werden über definierte Schnittstellen eingebunden.
  • Die Plattform bietet u. a.:
    • Project API zur Synchronisation von Liegenschafts- und Gerätedaten,
    • KeyXchange API für automatisiertes Schlüsselmanagement,
    • Measurement API für gezielten Abruf einzelner Messwerte,
    • Parameterization API z. B. für Remote-Parametrierung von LoRaWAN-Geräten,
    • sowie eine Message Queue, um große Datenmengen aus IoT- und Gebäudeanwendungen performant zu verarbeiten.
  • Sonexa kann über ein Web-Interface bedient werden, ist aber vor allem als Backend-Plattform gedacht, die sich nahtlos in bestehende Systeme der Messdienste integriert.

Kurz-Glossar

  • Metering-Plattform
    Backend-System, das Messdaten sammelt, entschlüsselt, speichert und an andere Anwendungen verteilt (Abrechnung, Portale, Analytik).
  • API (Application Programming Interface)
    Standardisierte Schnittstelle, über die Software-Systeme automatisiert Daten austauschen oder Funktionen anstoßen können.
  • Key Management / KeyXchange API
    Verwaltung von kryptografischen Schlüsseln zur Ver- und Entschlüsselung von Gerätedaten – zentral, sicher und automatisierbar.
  • Message Queue
    „Warteschlange“ für Nachrichten/Datenpakete; entkoppelt Sender (Zähler, Sensoren) und Empfänger (Backendsysteme) und sorgt dafür, dass auch bei Lastspitzen nichts verloren geht.
  • Remote-Parametrierung
    Fernkonfiguration von Geräten (z. B. LoRaWAN-Zähler) über das Netz – ohne Vor-Ort-Einsatz eines Technikers.

Damit ist Sonexa im Panel klar als „Infrastruktur-Baustein“ positioniert: eine Plattform, die aus vielen einzelnen Messstellen und IoT-Geräten einen handhabbaren, integrierbaren Datenstrom macht. Für Messdienste ein Werkzeug, um Prozesse zu digitalisieren – und für die Wohnungswirtschaft ein wichtiger Faktor, damit Digitalisierung im Hintergrund zuverlässig funktioniert.

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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025

Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert

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