Im Panel zur „intelligenten Datenerfassung“ stellt Ingo Stracke von Sontex Deutschland die Plattform Sonexa vor und beschreibt sie mit einem Bild, das gut hängen bleibt: ein „Schweizer Taschenmesser“ für Messdaten.
Anders als klassische Portale will Sonexa weniger „schöne Oberfläche“, sondern vor allem Infrastruktur für digitale Prozesse liefern: Daten reinholen, verteilen, entschlüsseln, parametrieren – und das skalierbar, wenn aus ein paar Tausend Messpunkten irgendwann mehrere Hunderttausend oder mehr werden.
Herausforderungen aus Sicht von Messdiensten und Wohnungswirtschaft
- Doppelte Datenerfassung und Fehlerquellen
- Liegenschafts- und Gerätedaten werden in verschiedenen Systemen geführt und teils manuell in Portale übertragen.
- Jede „Zettelwirtschaft“ erhöht das Risiko von Tippfehlern, Inkonsistenzen und Nacharbeiten.
- Verteiltes Schlüsselmanagement
- Geräteindividuelle Verschlüsselung ist Stand der Technik – aber die Verwaltung von Schlüsseln über verschiedene Hersteller-Tools hinweg ist aufwendig und fehleranfällig.
- Schwergewichtige Datenschnittstellen
- Viele Systeme erlauben nur den Export kompletter Datenpakete. Für den gezielten Abruf einzelner Werte (z. B. zur Klärung einer Reklamation) müssen dann große Dateien bewegt werden.
- Parametrierung quer durch die Systemlandschaft
- LoRaWAN- oder wM-Bus-Geräte werden über unterschiedliche Tools konfiguriert; Stichtage, Sendezyklen oder Alarmparameter sind verstreut.
- Skalierungsprobleme bei IoT-Anwendungen
- Mit wachsender Zahl an Geräten stoßen klassische Backend-Systeme an Grenzen: Peaks bei der Datenanlieferung, ungleichmäßige Last, langsame Reaktionszeiten.
Was Sonexa konkret anbietet
Die Präsentation zeigt Sonexa als Multifunktionsplattform mit mehreren klar benannten APIs und einer Message Queue.
1. Project API – Stammdaten synchron statt doppelt
- Über die Project API können Messdienst- oder ERP-Systeme ihre Liegenschafts- und Gerätedaten direkt mit Sonexa synchronisieren.
- Ziel: Keine doppelte Pflege, keine manuellen Exporte/Importe mehr, sondern ein durchgängiger Datenbestand von der eigenen Branchensoftware bis in die Metering-Plattform.
Für die Praxis heißt das: Neue Liegenschaften, Zählerwechsel oder Anpassungen werden einmal im führenden System erfasst und automatisch in Sonexa gespiegelt.
2. KeyXchange API – Schlüsselmanagement als Service
- Die KeyXchange API bildet ein komplettes Schlüsselmanagementsystem ab – inklusive geräteindividueller Verschlüsselung.
- Entschlüsselung von Sontex-Geräten (und perspektivisch weiterer Hersteller) kann zentral in Sonexa erfolgen; die Schlüssel werden über die API verwaltet.
Damit wird das bisher oft verteilte Schlüsselhandling in ein standardisiertes Backend überführt – wichtig für Sicherheit, Auditierbarkeit und Prozesssicherheit.
3. Measurement API – gezielte Messwertabfrage
- Mit der Measurement API lassen sich gezielt einzelne Messwerte oder Messreihen aus Sonexa abrufen, ohne gleich ganze Datenpakete zu ziehen.
- Typische Anwendungsfälle: nachträgliche Prüfabfragen bei Reklamationen, Sonderauswertungen, Backups bestimmter Messzeiträume.
Das entlastet Leitungen und Systeme, wenn es nicht um Massenverarbeitung, sondern um Fallklärung im Einzelfall geht.
4. Parameterization API – Remote-Parametrierung
- Die Parameterization API erlaubt es, Geräte aus der Ferne zu parametrieren, etwa LoRaWAN-Zähler.
- Beispiele: Anpassung der Sendeintervalle, Änderung von Stichtagen, Konfiguration von Alarm-Schwellen.
Statt „Laptop im Keller“ wird Parametrierung damit zur Backend-Funktion, die aus der eigenen Software heraus angestoßen werden kann.
5. Message Queue – vorbereitet auf viele IoT-Geräte
- Sonexa verfügt über eine integrierte Message Queue, die eingehende Datenströme aufnimmt und verteilt.
- Vorteil: Lastspitzen – etwa wenn Tausende Geräte gleichzeitig senden – werden abgefedert; Backend- und Abrechnungssysteme können Werte in eigenem Tempo verarbeiten.
Gerade mit Blick auf digitale Gebäude, vernetzte Heizungskeller und zusätzliche IoT-Sensorik ist das ein wichtiger Baustein, um Performance und Skalierbarkeit zu sichern.
6. Weboberfläche als „Toolbox-Deckel“
- Neben den Schnittstellen bietet Sonexa eine Web-Oberfläche, über die Messdienste Projekte, Geräte und Daten direkt verwalten können.
- Der Fokus des Vortrags liegt aber klar auf der API-Nutzung – als Basis für durchgängige, automatisierte Abläufe.

Warum das wichtig ist
Für die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft ist Sonexa auf den ersten Blick „nur“ die Plattform im Hintergrund des Messdienstes. In der Tiefe entscheidet eine solche Lösung aber mit über:
- Datenqualität (weniger doppelte Eingaben, weniger Tippfehler),
- Reaktionsfähigkeit (schnelle Einzelwertabfragen statt Datenpaket-Schlachten),
- Sicherheit (standardisiertes Schlüsselmanagement),
- Skalierbarkeit (Message Queue für wachsende IoT-Flotten) und
- Integrationsfähigkeit (APIs statt proprietärer Inselportale).
Kurz: Ob Digitalisierung im Messwesen wirklich Prozesskosten senkt und neue Services ermöglicht, hängt maßgeblich an solchen Plattformen.
Einordnung für Messdienste und Wohnungswirtschaft
Für Messdienste bedeutet Sonexa vor allem:
- eine Backend-Komponente, die viele technische Hausaufgaben abnimmt,
- die Möglichkeit, eigene Abrechnungs- oder ERP-Systeme weiter zu nutzen,
- und ein klarer Weg, eigene Plattformen via API anzudocken, statt sich an ein monolithisches Komplettsystem fesseln zu lassen.
Für Wohnungsunternehmen ist wichtig zu fragen:
- Nutzt unser Messdienst bereits eine Plattform mit vergleichbaren Funktionen?
- Wie werden Stammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung heute organisiert?
- Gibt es standardisierte Schnittstellen zu unseren eigenen Systemen (z. B. für ESG-Reporting oder Portale)?
Was jetzt zu tun ist
- Prozesslandkarte erstellen
- Wie laufen heute: Liegenschaftserfassung, Geräteeinbau, Schlüsselverwaltung, Messwertverarbeitung, Parametrierung?
- Wo wird noch manuell übertragen, wo entstehen Medienbrüche?
- Messdienst gezielt nach Plattform & APIs fragen
- Gibt es eine zentrale Plattform wie Sonexa?
- Welche APIs sind verfügbar – für Stammdaten, Schlüssel, Messwerte, Parametrierung?
- Integrationspotenziale identifizieren
- Welche eigenen Systeme (ERP, Portale, Reporting) sollen direkt mit der Metering-Plattform sprechen?
- Welche Daten werden heute „per Datei“ getauscht, die künftig über APIs laufen könnten?
- Pilotintegration aufsetzen
- Z. B. eine Liegenschaft komplett über Project API angebunden, Schlüssel via KeyXchange verwaltet, Reklamationsfälle mit Measurement API gelöst.
- Kennzahlen definieren: Aufwand, Fehlerquote, Bearbeitungsdauer.
- Skalierungsstrategie definieren
- Welche IoT-Use-Cases (digitale Heizungskeller, Raumklima, Leckage, Mieterstrom) sind absehbar – und ist die eingesetzte Plattform dafür gerüstet (Message Queue, Parametrisierungs-API)?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Sonexa ist eine skalierbare Metering-Plattform des Schweizer Herstellers Sontex, ausgelegt als „Middleware“ zwischen Zählern/Gateways und den Systemen der Messdienste.
- Kernidee: Alles per API – Liegenschaftsdaten, Gerätestammdaten, Schlüssel, Messwerte und Parametrierung werden über definierte Schnittstellen eingebunden.
- Die Plattform bietet u. a.:
- Project API zur Synchronisation von Liegenschafts- und Gerätedaten,
- KeyXchange API für automatisiertes Schlüsselmanagement,
- Measurement API für gezielten Abruf einzelner Messwerte,
- Parameterization API z. B. für Remote-Parametrierung von LoRaWAN-Geräten,
- sowie eine Message Queue, um große Datenmengen aus IoT- und Gebäudeanwendungen performant zu verarbeiten.
- Sonexa kann über ein Web-Interface bedient werden, ist aber vor allem als Backend-Plattform gedacht, die sich nahtlos in bestehende Systeme der Messdienste integriert.
Kurz-Glossar
- Metering-Plattform
Backend-System, das Messdaten sammelt, entschlüsselt, speichert und an andere Anwendungen verteilt (Abrechnung, Portale, Analytik). - API (Application Programming Interface)
Standardisierte Schnittstelle, über die Software-Systeme automatisiert Daten austauschen oder Funktionen anstoßen können. - Key Management / KeyXchange API
Verwaltung von kryptografischen Schlüsseln zur Ver- und Entschlüsselung von Gerätedaten – zentral, sicher und automatisierbar. - Message Queue
„Warteschlange“ für Nachrichten/Datenpakete; entkoppelt Sender (Zähler, Sensoren) und Empfänger (Backendsysteme) und sorgt dafür, dass auch bei Lastspitzen nichts verloren geht. - Remote-Parametrierung
Fernkonfiguration von Geräten (z. B. LoRaWAN-Zähler) über das Netz – ohne Vor-Ort-Einsatz eines Technikers.
Damit ist Sonexa im Panel klar als „Infrastruktur-Baustein“ positioniert: eine Plattform, die aus vielen einzelnen Messstellen und IoT-Geräten einen handhabbaren, integrierbaren Datenstrom macht. Für Messdienste ein Werkzeug, um Prozesse zu digitalisieren – und für die Wohnungswirtschaft ein wichtiger Faktor, damit Digitalisierung im Hintergrund zuverlässig funktioniert.
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Autor: Redaktion Wohnungswirtschaft Heute – HEIKOM-Sonderausgabe Startups 2025
Foto: DEUMESS – Frank Schütze / Fotografie Kranert


