Von der Theorie zur Praxis – „Hamburg-Standard“

Von Andreas Breitner

Die Hansestadt Hamburg hat einen wichtigen Schritt zur Umsetzung des „Hamburgs-Standards“ gemacht.

Um dessen Praktikabilität zu prüfen, wurden am 21. Juli 2025 zusätzlich zum Pilotquartier Wilhelmsburger Rathausviertel 13 Bauvorhaben mit insgesamt rund 1.200 Wohnungen ausgewählt. Die Projekte sollen dazu dienen, Erkenntnisse für künftige Bauprojekte zu gewinnen, die im „Hamburg-Standard“ errichtet werden.

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Stadt und Wohnungswirtschaft haben in den vergangenen Monaten in einem aufwändigen Beratungsprozess mit dem „Hamburg-Standard“ einen Werkzeugkasten entwickelt, mit dessen Hilfe die Baukosten um ein Drittel gesenkt werden wollen.

Dabei wurden drei Handlungsfelder betrachtet:

  • 1. kostenreduzierte Baustandards,
  • 2. optimierte Prozesse und Planung,
  • 3. beschleunigte Verfahren.

Jetzt geht es an die praktische Umsetzung. In den Pilotprojekten wird geprüft, ob sich die Hoffnungen mit den vorgeschlagenen Maßnahmen wirklich erfüllen. Führen diese zu den gewünschten Einsparungen? Wo gibt es Korrekturbedarf? Ergeben sich weitere Möglichkeiten, die Baukosten zur drücken?

Der „Hamburg-Standard“ muss auf der Baustelle ankommen

Es ist gut, dass der „Hamburg-Standard“ jetzt liefern will. Die Senkung der Baukosten muss auf der Baustelle ankommen – und zwar so schnell wie möglich. Schließlich haben wir schon seit Jahren kein Erkenntnisproblem. Wir wissen es längst: Bauen hierzulande ist derzeit zu bürokratisch, zu aufwändig und damit viel zu teuer.

Wer heute ohne eine öffentliche Förderung mit dem Bau einer Wohnung beginnt, der muss am Ende eine monatliche Nettokaltmiete nehmen, die zwischen 18 und 20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegt – und das nur, um eine ‚schwarze Null‘ zu schreiben. 

1600 Netto kalt

Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung werden so zwischen 1440 und 1600 Euro im Monat fällig. Und zwar ohne Nebenkosten. Die liegen heute bei rund drei Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – also 240 Euro im Monat. Das können selbst viele Haushalte mit gutem Einkommen nicht mehr bezahlen.

Also ja: Es ist gut und richtig, dass wir endlich vom Reden ins Machen kommen und Erfahrungen sammeln, wo der ‚Hamburg-Standard‘ funktioniert – und wo nachgebessert werden muss.

Die sozialen Vermieter haben in der jüngeren Vergangenheit wiederholt darauf gedrängt, gegen die steigenden Baukosten etwas zu unternehmen. Deshalb freue ich mich, dass mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf Bille eG und der HANSA Baugenossenschaft EG zwei VNW-Mitgliedsunternehmen zwei der 13 Bauprojekte verantworten.

Ein VNW-Unternehmen ist schon weiter

Ein anderes VNW-Unternehmen ist allerdings schon viel weiter. Die Baugenossenschaft FLUWOG-NORDMARK errichtet derzeit am Vielohweg ein Wohngebäude im Sinne des ‚Hamburg-Standards‘.

Dort wird die größte Einsparung beim Schallschutz erreicht. Die Verringerung der Deckenstärke von 20 auf 16 Zentimeter und gezielte Materialeinsparungen führen dazu, dass rund 120.000 Euro gespart werden können.

Und das Beste daran ist: Experten habe das weitgehend fertig gestellte Gebäude geprüft und festgestellt, dass es keine Einschränkungen beim Schallschutz gibt. Das sind Ergebnisse, die hoffen lassen.

Die sozialen Vermieter werden damit ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mieterinnen und Mietern gerecht, ihnen dauerhaft bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Zugleich zeigt sich, dass sie innovative Unternehmen sind, die alles tun, um auch in schwierigen Zeiten das bezahlbare Wohnen zu realisieren.

Andreas Breitner

Vorstand und Verbandsdirektor Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)

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