Liebe Leserinnen und Leser.
Während Deutschland im politischen Sommerloch versinkt, liefern sich Politiker und Lobbygruppen ein erbittertes Schaulaufen zu Bürgergeld, Rente mit 70, Wärmepumpe und angeblich „goldenem“ Gas. Statt Orientierung gibt es kleinteilige Wortgefechte und wechselnde Botschaften – und die Menschen vor Ort bleiben verunsichert. Die Bundesregierung muss endlich mit einer Stimme sprechen, sich an den Koalitionsvertrag halten und sich um das kümmern, was wirklich zählt: bezahlbaren Wohnraum und planbare Rahmenbedingungen für die Energiewende im Gebäudebereich.
„Wer heute investieren will, braucht einfache, verständliche und verlässliche Rahmenbedingungen – keine neuen Stolperfallen“, mahnt Michael Hilpert, Präsident des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sei überfrachtet, praxisfern und müsse dringend entschlackt werden. Statt zu diktieren, welches Heizgerät erlaubt ist, müsse das Ziel im Vordergrund stehen: weniger CO₂ – technologieoffen und flexibel.
Wärmemarkt zwischen Ideologie und Realität
Die Dämonisierung der Wärmepumpe auf der einen Seite und das Schönreden der Gasheizung auf der anderen helfen niemandem. Hilpert stellt klar: „Die Behauptung, der ZVSHK wolle zurück zur Gasheizung, ist fachlich unhaltbar. Wir fordern keinen Rückschritt, sondern einen praxisnahen Weg nach vorn.“ Das SHK-Handwerk habe das Know-how, die Kapazitäten und die Technologien, um Klimaschutz im Gebäudebereich zu realisieren. Was fehle, sei Planungssicherheit – nicht ständig wechselnde Vorgaben.
Hybride Lösungen, die bestehende Heizsysteme mit erneuerbaren Energien wie Solarthermie oder Wärmepumpen kombinieren, könnten heute schon messbar CO₂ sparen. Doch dafür brauche es Förderungen, die einfach und unbürokratisch funktionieren – und ein politisches Umfeld, das Vertrauen statt Verunsicherung schafft.
Zahlen statt Bauchgefühl
Dass die Wärmepumpe langfristig oft günstiger ist als eine Gasheizung, belegt die Verbraucherschutzorganisation Finanztip: Eine neue Gasheizung kostet über ihre Lebensdauer inklusive CO₂-Preisbelastung rund 25.500 Euro – deutlich mehr als viele glauben. Eine geförderte Wärmepumpe kann dagegen schon ab 15.000 Euro netto realisiert werden und ist zukunftssicher. „Wer nur auf den Einstiegspreis schaut, entscheidet sich womöglich für die langfristig teurere Option“, warnt Finanztip-Expertin Sandra Duy.
Wohnungsbau in der Bürokratiefalle
Während der Wärmemarkt um Orientierung ringt, steht der Wohnungsbau weiter auf der Bremse. Hunderttausende bezahlbare Wohnungen fehlen – und ein neues „Vergabebeschleunigungsgesetz“ der Bundesregierung droht, die Lage noch zu verschärfen. „Was als Beschleunigung angekündigt wurde, erweist sich in Wahrheit als weiterer Bremsklotz“, kritisiert Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW).
Gerade das serielle und modulare Bauen, ein Schlüssel für Tempo und Kosteneffizienz, werde durch starre Vorgaben bei der Losvergabe behindert. Gesamtvergaben, die in vielen Fällen sinnvoll und effizient wären, sollen nicht mehr möglich sein. Der GdW fordert eine echte Reform des Vergaberechts – einfach, praxistauglich und im Sinne des Koalitionsvertrags.
Politik muss liefern, nicht polarisieren
Das Land kann sich kein politisches Sommertheater leisten. Der Klimaschutz im Gebäudesektor, die Wärmewende und der soziale Wohnungsbau sind keine Themen für Schlagzeilen-Pingpong, sondern erfordern klare, abgestimmte und verlässliche Entscheidungen.
Der Ball liegt jetzt bei der Bundesregierung: weg von ideologischen Schützengräben, hin zu technologieoffenen, bezahlbaren und praxisgerechten Lösungen – und zwar sofort. Wer weiter Zeit verspielt, verspielt Vertrauen und gefährdet die Klimaziele ebenso wie die soziale Wohnungsversorgung.
August 2025, Ausgabe Nummer 203, Wohnungswirtschaft heute., mit neuen Inhalten.
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Bleiben Sie zuversichtlich und nachhaltig und schauen Sie ins KLEINGEDRUCKTE
Ihr Gerd Warda