Keine Frage von Luxus

Das Kunst-am-Bau-Programm des größten gemeinnützigen Wohnbauträgers und Hausverwalters in Tirol – Neue Heimat Tirol (NHT) – wurde 2016 auf neue Beine gestellt. Damit wurde es zu einer beispielhaften Initiative der Kunstförderung und Vermittlung.
FRANZISKA LEEB

Schön anzusehen ist sie, die riesige rote Geranienblüte auf einem zentralen Platz in der Siedlung. Die Künstlerin Gabriela Oberkofler wählte das Motiv nicht bloß ob seiner Tauglichkeit als dekorativer Blickfang. Die im Volksmund auch als „Brennende Liab“ bekannte Balkonblume wurde in den Jahren 1939 bis 1943 zum Symbol der Option in Südtirol, die die deutsch- und ladinischsprachige Bevölkerung vor die Wahl zwischen zwei Übeln stellte: Verbleib im faschistischen Italien oder Auswanderung ins Deutsche Reich.

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Für die „Dableiber“ stand sie für Identität und Widerstand, den Optanten, die zahlreich eine neue Heimat in den damals errichteten Südtiroler Siedlungen fanden, war sie Sinnbild für Sehnsucht und Trostspender gegen das Heimweh. Die Geranie in der neu errichteten Südtiroler- Siedlung in Kufstein erinnert nicht nur an ein schwieriges Kapitel der Geschichte, ihre Position zwischen den Baukörpern steht auch für den wie ein zartes Pflänzchen zu pflegenden Dialog und die Kommunikation innerhalb der Bewohnerschaft.

„Die Geranienblüte hat richtig eingeschlagen“, freut sich Anders Linder. Der Regisseur und Kreativ-Berater begleitet zusammen mit der Kunsthistorikerin und Kuratorin Anna Fliri seit fünf Jahren die Kunst am Bau der NHT. Sie stellten das Programm auf ein neues Fundament. Etwa sechs geladene Wettbewerbe unter vier Kunstschaffenden aus der jeweiligen Region oder mit Bezug zu Tirol, paritätisch weiblich und männlich, möglichst zwei davon aus der jüngeren Generation, werden seither jährlich durchgeführt.

Abhängig von der Wohnungsanzahl beträgt das Budget für ein Projekt zwischen 18.000 bis 42.000 Euro plus Fahrtspesen, die Teilnehmenden erhalten ein Abschlagshonorar. Neben Linder, Fliri NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner besteht die Jury aus den jeweiligen Gemeindeoberhäuptern oder Kulturgemeinderätinnen sowie der Projektleitung des Bauvorhabens. So gut wie immer treffe man einstimmige Entscheidungen, berichtet Anders Linder, womit schon ein guter Grundstein für die spätere Akzeptanz gelegt wäre.

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Wichtiges Anliegen

Das NHT-Führungsduo der Hannes Gschwentner und Markus Pollo steht überzeugt und mit Freude dahinter: „Für die NHT ist Kunst am Bau ein integrales Element der Baukultur, das entscheidend zu Qualität und Aussage von Bauwerken beitragen kann. Die Zusammenarbeit mit Kunstschaffenden zu fördern, ist uns ein wichtiges Anliegen.“ …

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