Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent reduziert werden, bis 2050 soll Europa klimaneutral sein – so die Vorgaben des „Green Deal“ der Europäischen Union. Österreichs sozialer Wohnbau steht vor neuen Herausforderungen.
BERND AFFENZELLER
In einem ersten Schritt sollen die CO2- Emissionen der Europäischen Union bis 2030 um bis zu 55 Prozent reduziert werden. Die Kommission stellt dazu unter anderem insgesamt 100 Milliarden Euro zur Verfügung, die die Umstellung auf eine emissionsfreie Wirtschaft unterstützen sollen. Als unmittelbare Folge dieser Zielsetzung wurde im Vorjahr ein sogenanntes „Fit for 55“-Paket beschlossen. Von den insgesamt zwölf Maßnahmen betreffen vier unmittelbar den Bereich Bauen, Wohnen und Immobilien. Diese reichen von der Integration von Gebäuden in das EU-Emissionshandelssystem über die Verschärfung der Erneuerbare- Energien-Richtlinie bis zu einer strengeren Lastenteilungsverordnung (siehe Kasten).
Auch in Österreich gibt es einiges zu tun. Die Emissionen im Gebäudesektor sind zwar zwischen 2005 und 2012 um rund ein Drittel gesunken, stagnieren seither aber auf einem relativ hohen Niveau. Die gesetzlich verankerten Zielwerte stammen noch aus dem Jahr 2011, sind relativ ambitionslos und konnten bislang ohne allzu großen Mühen eingehalten werden. Mit dem Green Deal und dem „Fit for 55“-Paket wird sich das auf jeden Fall ändern.
Für den sozialen Wohnbau stellt der Green Deal eine enorme Herausforderung dar. „Gebietskörperschaften wie gemeinnützige Bauträger müssen den Spagat zwischen Qualität im Sinne der Klimaneutralität und Kosten im Sinne der Leistbarkeit bewerkstelligen“, sagt der burgenländische Wohnbaulandesrat Heinrich Dorner. Deshalb spielen im Bereich des mehrgeschoßigen Wohnbaus bei der Fördervergabe ökologische Kriterien schon jetzt eine zentrale Rolle, wenn auch die Leistbarkeit weiterhin als oberstes und wichtigstes Ziel bestehen bleibt. Für neugebaute Einfamilienhäuser, die energieeffizient und ökologisch nachhaltig errichtet werden, um bis zu 40 Prozent höhere Förderungen. „Gleichsam haben wir die Sanierungsmöglichkeit aufgewertet und die Abrufbarkeit erleichtert“, sagt Dorner.
Auswirkungen auf die Wohnbauförderung
Befragt man die Wohnbaulandesräte nach den konkreten Auswirkungen des Green Deal auf die Wohnbauförderung, bleibt vieles schwammig und unkonkret. Der simple Grund: Man weiß es in vielen Fällen schlicht noch nicht. So heißt es etwa aus der Steiermark, dass man zum Green Deal und den konkreten Auswirkungen „noch nichts Substanzielles“ sagen könne.
Vielmehr verweist man darauf, dass die Ökologie im steirischen Wohnbau „auch in der Vergangenheit schon einen besonders hohen Stellenwert“ hatte. Als Beispiel nennt Wohnbaulandesrat Johann Seitinger die Reduktion von Bodenversiegelung, den Einsatz von Holz für die vertikale Nachverdichtung und die Umschichtung von Fördermitteln aus dem Neubau in die Sanierung. „Mit dem Vorrang für Sanierungen schützen wir unsere wertvollen Böden und das Klima. Die Bewohner profitieren aber auch von niedrigeren Heizkosten“, so Seitinger.
Auch in Oberösterreich verweist man auf die Sanierungsförderung. 76,6 Millionen Euro stehen dafür 2022 zur Verfügung. „Die energetischen Kennzahlen eines sanierten Wohnobjekts verbessern sich deutlich. Die Wohnbauförderung forciert somit die energieeffiziente und umweltgerechte Errichtung und Sanierung von Wohnungen und Eigenheimen“, sagt Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner. Zusätzlich stehen zwischen 2021 und 2023 weitere 50 Millionen Euro für besonders nachhaltige Projekte zur Verfügung. „Hier werden etwa die innerstädtische Nachverdichtung oder besonders herausragende Projekte bezuschusst“, so Haimbuchner…