Gleich drei größere Wohnprojekte, deren gemeinsamer Nenner die Mehrfachnutzung ist, haben heri&salli derzeit in Wien in Arbeit.
FRANZISKA LEEB
Seit 17 Jahren arbeiten Heribert Wolfmayr und Josef Saller als heri- &salli zusammen. Jahrelang exerzierten sie an Installationen, Rauminterventionen und Kleinprojekten räumliche Fragestellungen durch. Längst stellen sie die in dieser Zeit erarbeitete architektonische Haltung anhand größerer Realisierungen unter Beweis. Wien bietet derzeit besonders in den neuen Stadtentwicklungsgebiet einen fruchtbaren Boden dafür. Die Music-Box (Bauherr: ÖSW) am Helmut-Zilk-Park wird ab Herbst vor allem kreativ Tätigen ein inspirierendes Milieu anbieten. In der Seestadt Aspern entsteht das Forum am Seebogen (Bauherrin: Familienwohnbau), ein nutzungsoffenes Stadthaus in Holzbauweise, das eine Vielzahl an Raumtypologien anbietet.
Was war Euer erster Wohnbau?
Salli: Genaugenommen das Mukii&Wuki, gegen Ende unserer Studienzeit 1999 in Graz.
Heri: Die aufgeblasene Kunststoffkugel steckte zwischen Fassadenfronten in der Innenstadt fest. Wichtig war, dass die Kugel nie zu ihrem Idealzustand kommt, sondern sie die bestehenden Häuser als Gegenüber hat. Dieses Ping-Pong-Spiel war uns immer wichtig. Die Idealwelt besteht immer mit dem Gegenüber.
Salli: Alle 20 Minuten mussten wir raus, weil es ein bezugsloser Raum war, in dem man total die Orientierung verloren hat. Diese Orientierungslosigkeit beinhaltete für uns immer eine Neuorientierung. Dieser Gedanke beschäftigt uns heute noch. Wir hinterfragen unsere Arbeiten ständig, auch wie wir mit den sich stetig ändernden Begrifflichkeiten des Wohnens umgehen und diese neu einsetzen können, zum Beispiel, wie eine Wohnküche in 50 Jahren aussehen kann.
Gibt es einen roten Faden von den frühen Projekten zu den aktuellen?
Salli: Heri: Es geht uns immer um die Auseinandersetzung mit dem Raum und der Umwelt, in der sich der Mensch bewegt, um das Zusammenspiel mit dem Menschen. Oft wurden wir gefragt, ob wir Kunst oder Architektur machen. Diese Frage haben wir uns nie gestellt. Alle unsere Installationen waren immer erst dann fertig, wenn der Mensch sie benützt hat und sich dadurch etwas verändert.
Es finden sich auch formale Ähnlichkeiten.
Heri: Es ist nicht so, dass wir eine Sprache weiterziehen, sondern wir fangen bei jeder Aufgabe neu an. Alle unterliegen einer gleichen Haltung zur Architektur, unbewusst kehren verschiedene Elemente immer wieder.
Woher kommt die Liebe zum Raster?
Salli: Er ist ein klassisches Ordnungssystem. Uns interessiert, wie er sich verändern, anpassen oder auflösen muss.
Heri: In manchen Projekten gehen wir von gleichmäßigen Sequenzen aus. Beides hilft, zu ordnen und zu objektivieren, auch darum geht es in der Architektur. Aber es hilft auch, Freiheiten zu schaffen. Oft erzählen wir auch übergeordnete Geschichten. Es war uns immer wichtig, eine Überschrift zu haben…